An 150 ausgewählten Baumstandorten in der Stadt wird ein System zur Messung der Bodenfeuchte mit digitaler Datenübermittlung und Auswertung eingerichtet. Die Sensoren übermitteln die gewonnenen Daten über das LoRaWAN System (Funktechnologie), um die Bewässerung der Trockenstress ausgesetzten Bäume besser steuern zu können.
Über das Projekt informierte Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, heute vor Ort auf der Freundschaftsinsel: „Unsere Stadtbäume sind einer Vielzahl von ungünstigen Einflüssen ausgesetzt, die sich aus den urbanen Standortbedingungen ergeben. So wirken sich schlechte Bodenverhältnisse, verdichtete Böden, sauerstoffreduzierte Bodenluft, lange Trockenperioden und Wassermangel, hohe Temperaturen, aber auch Streusalz, Beschädigungen, Hundeurin und Schädlinge ungünstig auf ihre Vitalität aus. Wir gehen davon aus, dass die schwierigen klimatischen Verhältnisse mit langanhaltenden Trockenperioden und zunehmenden Sturmereignissen zukünftig noch stärker auftreten werden. Bereits mit unserem letzten Baumzustandsbericht mussten wir aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels einen exponentiellen Anstieg der Baumfällungen im städtischen Baumbestand feststellen. In den kommenden Jahren wird sich unser Altbaumbestand aufgrund der veränderten klimatischen Verhältnisse weiter gravierend verringern; wir befürchten, dass wir in Zukunft bis zu 2.000 Baumabgänge pro Jahr zu beklagen haben werden.“
Es sind in erster Linie Straßenbäume, die im stark urban geprägten Raum für dieses Projekt ausgewählt wurden. An den Standorten werden etwa zwei bis fünf Sensoren pro Straße eingebaut. Die Anzahl der Sensoren pro Standort ist abhängig von den Standortverhältnissen und der Auswahl der Gehölzarten. Bei der Baumauswahl wurde darauf geachtet, dass klassische Stadtbäume, wie zum Beispiel die Linde, aber auch sogenannte Klimagehölze, wie beispielsweise der Blauglockenbaum oder der Gewöhnliche Judasbaum, mit den Sensoren ausgestattet werden. Die unterschiedlichen Baumarten können so auf ihre Klimaanpassungsfähigkeit hin verglichen werden und im Fall einer Neupflanzung kann für den speziellen Standort ein geeigneter Baum gepflanzt werden.
„Mit diesem Projekt sollen auch die Anforderungen an die Standortbedingungen, die Trockenstresstoleranz und die Klimaanpassungsfähigkeit verschiedener Arten ermittelt werden. Ziel soll es sein, eine stadtspezifische Baumartenliste für die Landeshauptstadt zu erstellen, um somit auch zukünftig den städtischen Baumbestand nachhaltig und ressourcensparend zu sichern“, so der Beigeordnete weiter.
Für die Landeshauptstadt steht der Erhalt der Stadtbäume unter der Prämisse der Verkehrssicherungspflicht und Stadtgrüngestaltung für die Verbesserung des Stadtklimas sowie insgesamt der Erholungs- und Aufenthaltsqualität der Bürgerinnen und Bürger Potsdams im Vordergrund. Damit einhergehend steigt die Anzahl der Pflegemaßnahmen für die mehr als 120.000 Bäume an Straßen und auf Grünflächen.
Im Rahmen des Förderprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung setzt die Landeshauptstadt Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsträger Krampnitz und dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld Maßnahmen zum innovativen Wassermanagement um. Unter anderem werden Bodenfeuchtesensoren an Baumstandorten eingebaut. Sie sollen anschließend über eine digitale Funktechnologie via Long Range Wide Area Network (LoRaWAN) und Datenaufbereitung auf einer anwenderfreundlichen Plattform den Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt werden. Zum Projekt gehören auch Vitalitätsuntersuchungen der Bäume und Bodenanalysen. Für die Gesamtmaßnahme erhält die Landeshauptstadt Potsdam circa 300.000 Euro Fördermittel.
Der Einbau der Sensoren an 150 Baumstandorten erfolgt durch eine beauftragte Fachfirma. Die Plattform mit den Daten zur Bodenfeuchte soll der Öffentlichkeit Anfang nächsten Jahres zur Verfügung stehen.