Digitalisierungsrat: Stellungnahme zur Haushaltsplanung der Landeshauptstadt Potsdam

Effizienzsteigerung durch digitale Transformation

Künstliche Intelligenz als Chance für eine moderne Verwaltung

Die fortschreitende Entwicklung und Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Verwaltung effizienter, bürgerfreundlicher und nachhaltiger zu gestalten. KI kann repetitive Prozesse automatisieren, Entscheidungsfindungen beschleunigen und neue datenbasierte Lösungen ermöglichen. Erfolgreiche Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass durch den gezielten Einsatz von KI nicht nur Kosten gesenkt, sondern auch die Qualität und Zugänglichkeit öffentlicher Dienstleistungen erheblich verbessert werden können. Potsdam hat jetzt die Chance, diese Potenziale aktiv zu nutzen und die Verwaltung zukunftsfähig zu gestalten.

Warum Potsdam jetzt in Digitalisierung und KI investieren muss

Die Landeshauptstadt Potsdam steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits ist ein Haushaltsdefizit von rund 50 Millionen Euro auszugleichen, andererseits werden in den kommenden Jahren zahlreiche Mitarbeiter der Verwaltung in den Ruhestand treten. Der Fachkräftemangel erschwert eine adäquate Nachbesetzung dieser Stellen. Daher ist es notwendig, bestehende Verwaltungsprozesse effizienter zu gestalten – und genau hier bietet die Digitalisierung, insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), eine essenzielle Lösung.

Trotz dieser klaren Herausforderungen wird in der aktuellen Haushaltsplanung der notwendige Schritt in Richtung Automatisierung und Digitalisierung nicht ausreichend berücksichtigt. Stattdessen beschränkt sich der Einsatz von KI auf wenige Pilotprojekte, wie beispielsweise die Bearbeitung von Wohngeldanträgen, bei denen bereits in anderen Städten eine Zeitersparnis von über 50% erreicht wurde. Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial in der gezielten Automatisierung steckt. Dennoch wird diese Effizienzsteigerung nicht systematisch auf andere Verwaltungsbereiche übertragen.

Gleichzeitig begrüßen wir die Umsetzung des spezialisierten Large Language Models (LLMs) für das Ratsinformationssystem sowie die Einrichtung einer aktiven KI-Koordinierungsgruppe, die beide auf die Empfehlungen des Digitalisierungsrates zurückgehen (Vgl. “Impulspapier zu Künstlicher Intelligenz in der Landeshauptstadt Potsdam”). Diese zwei Maßnahmen stellen wichtige Schritte dar, um den Einsatz von KI gezielt in der Verwaltung zu verankern und langfristige Effizienzgewinne zu realisieren.

Die Konsequenzen unzureichender Investitionen

Ein Festhalten an alten Strukturen bedeutet langfristig:

  • Verlängerte Bearbeitungszeiten für Bürgeranliegen und Verwaltungsprozesse, wie evident bei diversen Verwaltungseinheiten wie dem Bürgerservice oder der Ausländerbehörde.
  • Überlastung des verbleibenden Personals, was zu steigenden Krankenständen und ineffizienteren Abläufen führt.
  • Erhöhte Kosten durch ineffiziente Arbeitsabläufe, die durch Automatisierung vermeidbar wären.
  • Gefahr von Innovationsrückstand, da andere Städte gezielt in digitale Prozesse investieren und langfristig Kosten sparen, während Potsdam hinter den Möglichkeiten zurückbleibt
  • Sinkende Attraktivität als Arbeitgeber durch fehlende Investitionen in die Digitalisierung, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der Landeshauptstadt langfristig geschwächt wird.

Empfehlungen des Digitalisierungsrats

Um die Verwaltung zukunftsfähig aufzustellen, empfiehlt der Digitalisierungsrat:

  1. Die strategische Verankerung von KI und Automatisierung: Die Fixierung des
    Stellenrahmens muss zwingend mit gezielten Investitionen in digitale Prozesse
    einhergehen, um Effizienzsteigerungen und nachhaltige Verwaltungsstrukturen
    sicherzustellen.
  2. Erweiterung erfolgreicher KI-Projekte: Das Wohngeldantragsverfahren anderer Städte
    zeigt die Effizienzsteigerung durch KI. Diese Ansätze müssen konsequent auch in
    Potsdam umgesetzt und auf andere Verwaltungsbereiche ausgeweitet werden.
  3. Einführung eines Digitalisierungsfonds: Zur Finanzierung zukunftsweisender Projekte
    muss ein spezifischer Haushaltsposten für die digitale Transformation eingerichtet
    werden. Die aktuell vorgesehenen 50.000 Euro für KI im Haushalt sind unzureichend.

Zusammenfassung und dringender Appell

Der Digitalisierungsrat sieht die aktuellen Einsparungsmaßnahmen – insbesondere im Bereich der IT und damit bei der Sicherstellung grundlegender Systeme – sowie die unzureichende Budgetierung von KI-Projekten mit Besorgnis. Wer heute nicht in Digitalisierung und Automatisierung investiert, wird in wenigen Jahren vor tiefgreifenden Problemen stehen: einer überlasteten Verwaltung, ineffizienten Prozessen und einer Stadtgesellschaft, die zu Recht schnelle und moderne Dienstleistungen erwartet.

Potsdam hat jetzt die Möglichkeit, eine Vorreiterrolle im Bereich digitaler Verwaltung zu übernehmen. Statt lediglich kurzfristig zu sparen, müssen gezielte Investitionen in digitale Lösungen erfolgen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Potsdam als lebenswerte, bürgernahe und effiziente Stadtverwaltung in die Zukunft geht.

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