Kolumne der Woche: Geschichte verpflichtet

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

15. März 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

dieser Handschlag hat Geschichte gemacht. Als der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg am 21. März 1933 die Hand des neuen Reichskanzlers Adolf Hitler schüttelte, war der Schulterschluss der preußisch-militärischen Elite mit den Nationalsozialisten besiegelt. Die Szene spielte sich bei der Eröffnungssitzung des Reichstages vor der Garnisonkirche ab, die ja eher zufällig zu diesem Anlass gewählt wurde und ja von Hitler ursprünglich auch gar nicht gewollt war. Seither ist die Handschlag-Szene als „Tag von Potsdam“ ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt.

Die brandenburgische Landeshauptstadt ist und wird wahrscheinlich auf lange Zeit mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte eng verbunden. Daher war es mir immer, und auch in diesem Jahr wieder, ein wichtiges Anliegen, an diesen Tag zu erinnern. Denn ohne das Vergegenwärtigen der Geschehnisse am 21. März vor 82 Jahren sind die nachfolgenden Ereignisse nur schwer zu verstehen. Ohne den Tag von Potsdam kann nicht der Nacht von Potsdam gedacht werden. Es ist ja ein historisches Jahr, denn wir gedenken der Bombennacht, dem Kriegsende vor 70 Jahren und der darauf folgenden Potsdamer Konferenz im Schloss Cecilienhof über die Neuordnung Europas.

Es sind deswegen viele verschiedene Veranstaltungen, mit denen wir uns dem Thema nähern wollen. Wir beginnen am 21. März um 11 Uhr mit einem Matinée-Gespräch im Hans-Otto-Theater. Im Mittelpunkt steht der 21. März und die Spiegelungen in Berichten der Zeitgenossen. Auszüge aus späteren Erinnerungen ergänzen das Gespräch. Gemeinsam lesen der Historiker Thomas Wernicke und der Schauspieler René Schwittay aus Originaltexten vor. Um 15 Uhr bietet das Potsdam Museum eine Sonderführung durch die ständige Ausstellung an. Auch hier steht der Tag von Potsdam im Mittelpunkt.

Um 18 Uhr findet anschließend eine Andacht an der Nagelkreuzkapelle an der Garnisonkirche und zwar gemeinsam mit Reverend Dr. Alan McCormack statt. Er ist für mehrere Kirchen in London zuständig, unter anderem auch für die St. Vedast Church, die im 2. Weltkrieg umfangreich zerstört und wieder auf gebaut wurde. Nach der Andacht präsentiert die Stiftung Garnisonkirche Ausschnitten des gerade entstehenden Films über die Garnisonkirche für die Reihe „Geheimnisvolle Orte“ mit neuen Bewertungen zum Tag von Potsdam.

Der Nacht von Potsdam und dem schrecklichen Bombenangriff gedenken wir am 14. April mit einer Andacht in der Nagelkreuzkapelle und dem Potsdamer Requiem in der Nikolaikirche. Im Potsdam Museum sollen am Abend Erlebnisse der Nacht im Mittelpunkt stehen. Dafür werden wir mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen, die von persönlichen Erlebnissen berichten werden. Die Kammerakademie Potsdam wird den Abend musikalisch und würdig umrahmen.

Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, plant die Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit dem Land Brandenburg eine Abendveranstaltung in der Schiffbauergasse. Am 2. August, zum Ende der Potsdamer Konferenz vor 70 Jahren, wollen wir mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und der Landtagspräsidentin Britta Stark eine Matinée mit interessanten Gesprächspartnern, einem Konzert der Kammerakademie und Sonderführungen im Cecilienhof abhalten. Und am 17. September findet das M100 Sanssouci Colloquium mit internationalen Gästen und einem Jung-Journalisten-Workshop statt. Thema ist ebenfalls die Potsdamer Konferenz und ihre Folgen: „70 Years Potsdam Agreement: New Beginning(s) – From D-Day to Digital“.

Potsdam steht in diesem Jahr wieder im Zentrum historischer Gedenkveranstaltungen. Das ist auch gut so. Mit unserem Konzept zur Erinnerungskultur haben wir einen wichtigen Schritt getan, dem weitere folgen werden. Denn Erinnern hilft gegen das Vergessen. Die jüngsten Bedrohungen von gewählten Mandatsträgern in Tröglitz und Berlin durch die rechte Szene zeigen: Wir müssen Angriffen auf die Demokratie gemeinsam wehrhaft begegnen. Ich wünsche mir in diesem Sinne, dass möglichst viele Potsdamerinnen und Potsdamer die zahlreichen Veranstaltungen in den kommenden Wochen besuchen.

Ihr

Jann Jakobs

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