Das Kolonistenhaus wurde 1751/52 auf Geheiß des Preußischen Königs, Friedrich des II., unter der Aufsicht des Obersten von Retzow als Teil der Kolonie Nowawes für die glaubensverfolgten Weber und Spinner aus Böhmen erbaut. Das heutige Haus bildet jedoch nur die südliche Hälfte des ursprüng-
lich 24,50 Meter langen Hauses. Dessen nördliche Hälfte wurde um 1900 abgebrochen und die Fläche mit dem viergeschossigen Gründerzeitgebäude
Nr. 24 überbaut.
Der Weber Wentzel Sowtscheck aus Königgrätz (Hradec Kralové) in Böhmen war der Erst-
eigentümer. Er besaß zwei Webstühle und erhielt das Haus als königliche Schenkung. An die originale Hälfte des Kolonistenhauses wurde später ein Querflur mit Stube, Kammer und Küche angebaut. Um 1900 wurden straßenseitig auch die Fenster zu größeren Ladenfenstern und Ladentüren umgebaut. In den Jahren 1995/1996 wurde das Haus durch die Evangelische Kirchengemeinde als eines der ersten Weberhäuser aufwendig saniert. Dabei kamen alte, fast vergessene Bautechniken wieder zum Einsatz und einige Restaurationen wurden wie 1751 in Handarbeit ausgeführt. So hat man beispielsweise die alte Technik des Lehmwickelstakens wieder aufleben lassen, um das Fachwerk auszufüllen und so auf natürliche Weise Lärm- und Wärmedämmung zu sichern. Die Sanierung dieses Hauses galt als Vorbild für weitere erhaltenswerte Weberhäuser im Stadtteil.
Die Instandsetzung der Gebäudehülle wurde mit Mitteln des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz in Höhe von rund 96.000 Euro gefördert. Heute wird das Weberhaus durch die Evangelische Kirchengemeinde als Treffpunkt für Jugendliche, einen Laden für fair gehandelte Produkte aus der ganzen Welt sowie als kleines Museum mit einer Ausstellung über die Geschichte der Böhmischen Weber genutzt.
Adresse
Kolonistenhaus Sowtscheck
Karl-Liebknecht-Straße 23
14482 Potsdam
Deutschland