„Die Bornstedter Basilika samt Säulengang und Etagenturm ist ein Schmuck des Dorfes und der Landschaft; aber was doch weit über die Kirche hinausgeht, das ist ihr Kirchhof, dem sich an Zahl berühmter Gräber vielleicht kein anderer Dorfkirchhof vergleichen kann. […] Es hat dies einfach seinen Grund in der unmittelbaren Nähe von Sanssouci und seinen Dependenzien. Alle diese Schlösser und Villen sind hier eingepfarrt, und was in Sanssouci stirbt, das wird in Bornstedt begraben […]. So finden wir denn auf dem Bornstedter Kirchhofe Generale und Offiziere, Kammerherren und Kammerdiener, Geheime Räte und Geheime Kämmeriere, Hofärzte und Hofbaumeister, vor allem – Hofgärtner in Bataillonen. [...]
Der Kirchhof teilt sich in zwei Hälften, in einen alten und einen neuen. Jener liegt hoch, dieser tief. Der letztere (der neue) bietet kein besonderes Interesse. Der alte Kirchhof hat den freundlichen Charakter einer Obstbaumplantage. Die vom Winde abgewehten Früchte, reif und unreif, liegen in den geharkten Gängen oder zwischen den Gräbern der Dörfler, die in unmittelbarer Nähe der Kirche ihre letzte Rast gefunden haben. Erst im weiteren Umkreise beginnt der Fremdenzuzug, gewinnen die Gäste von Sanssouci her die Oberhand, bis wir am Rande des Gemäuers den Erbbegräbnissen begegnen. Wir haben also drei Zirkel zu verzeichnen: den Bornstedter, den Sanssouci- und den Erbbegräbnis-Zirkel.“ (Theodor Fontane, 1819-1898)
Theodor Fontane besuchte bei seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ 1869 die Kirche und den Friedhof in Bornstedt. Er fand noch die traditionelle Obst- und Grasnutzung des Kirchhofs durch den Küster vor. Der Friedhof als solcher wurde bereits 1599 angelegt und im Verlauf der Jahrhunderte stetig erweitert. Im 16. Jahrhundert fand auch die Dorfkirche ihre erste Erwähnung. Der schlichte Feldsteinbau zeigte sich aber bald so baufällig, dass er 1801 für die Nutzung gesperrt und durch einen frühklassizistischen Bau ersetzt wurde.
Die 1806 geweihte „Zweite Bornstedter Kirche“ offenbarte jedoch bald ebenfalls gravierende Bauschäden, so dass Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst ein gründlicher Umbau und schließlich sogar ein Neubau erforderlich war. Die neue, wesentlich vom preußischen Hofbaurat August Stüler (1800-1865) geplante Kirche wurde 1856 eingeweiht. Mit der Erweiterung der Kirche um einen rechteckigen Choranbau im Jahr 1882/83 erhielt sie ihr heutiges Aussehen.
Der eigentlichen Kirche an der Straßenseite vorgelagert findet sich auf erhöhtem Sockel eine Rundbogen-Arkadenhalle, die am nördlichen Ende von dem freistehenden, 34 Meter hohen Campanile überragt wird. In diesem Glockenturm hängt heute die älteste Bronzeglocke Potsdams aus dem 14. Jahrhundert. Das Ensemble im italienischen Architekturstil entstand 1842/43 auf Wunsch des Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) nach Entwürfen von Friedrich Ludwig Persius (1803-1845), der auch auf dem Bornstedter Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.
Eines der bedeutendsten Grabmale des Friedhofs ist das des Gelehrten und späteren Hofnarren, Freiherr Jakob Paul von Gundling (1673-1731), der, so schrieb Fontane, „Witz und Wüstheit, Wein- und Wissensdurst, niedere Gesinnung und stupende Gelehrsamkeit in sich vereinigte und der, in seiner Doppeleigenschaft als Trinker und Hofnarr, in einem Weinfaß begraben wurde.“ Sein farbig gefasstes Sandstein-Epitaph unter der Orgelempore gehört zu den Hauptsehenswürdigkeiten von Kirche und Friedhof.
Adresse
Dorfkirche und Friedhof Bornstedt
Ribbeckstraße 40
14469 Potsdam
Deutschland