Naturkundemuseum (ehemals Ständehaus)

Das Bild zeigt ein historisches Foto der Breiten Straße in Richtung Garnisonkirche um 1912. (Unbekannter Fotograf, Potsdam Museum)
© Das Bild zeigt ein historisches Foto der Breiten Straße in Richtung Garnisonkirche um 1912. (Unbekannter Fotograf, Potsdam Museum)
Blick in die Breite Straße Richtung Garnisonkirche um 1912 (Unbekannter Fotograf, Potsdam Museum)

An der Ecke des Karrees Breite Straße – Lindenstraße steht das ehemalige Haus der Landstände in einer damals sehr bevorzugten Lage. Hier kreuzten sich die ab 1668 angelegten Hauptachsen der unter dem Großen Kurfürsten im 17. Jahrhundert streng geometrisch angelegten Residenzstadt. Mit seiner Längsfront steht das Gebäude an der privilegierten Hauptachse der Stadt mit Ausrichtung und rechwinkligem Bezug zum königlichen Stadtschloss, Lustgarten und Orangeriegebäude, welches später als Marstall umgebaut wurde. Heute befindet sich hier das Filmmuseum. Entlang dieser früh angelegten Straßenhauptachse entwickelte sich die „kurfürstliche Freiheit“, ein planmäßig errichtetes Wohnquartier mit wichtigen Verwaltungsbauten. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ließ 1735 an der breiten Prachtstraße die zweite Garnisonkirche errichten, ein Hauptwerk des preußischen Barocks. Der in den breiten Straßenraum vorgerückte hohe Kirchturm beherrschte die Stadtsilhouette sowie die Blickachsen in der Breiten Straße. Die aufwendige, auf Fernwirkung zielende Gestaltung, war der architektonische Höhepunkt westlich des Stadtschlosses. Mit dem Wiederaufbau der Garnisonkirche auch als Ort des Gedenkens und Mahnens an den Tag von Potsdam 1933 wird das wichtigste barocke Gesamtensemble der Stadt, bestehend aus Schloss, Marstall und Garnisonkirche wieder vervollständigt.

 

Ständehaus um 1912 (Urheber: Königlich-Preußische Meßbildanstalt Berlin / Lizenz: Potsdam Museum)
© Ständehaus um 1912 (Urheber: Königlich-Preußische Meßbildanstalt Berlin / Lizenz: Potsdam Museum)
Ständehaus um 1912 (Urheber: Königlich-Preußische Meßbildanstalt Berlin / Lizenz: Potsdam Museum)

Wesentliche Aufwertungen erfuhr die Breite Straße mit den umfangreichen Neubaumaßnahmen unter Friedrich dem Großen. So wurden an der Kreuzung des Stadtkanals mit der Breiten Straße die Hillerbrandschen Wohnhäuser in einer italienischen Renaissancearchitektur nach Vorbildern von Palladio errichtet. Das mehrfach vergrößerte Militärwaisenhaus stattete Carl von Gontard in den Jahren 1771 bis 1777 mit prachtvollen Umgestaltungen und Anbauten aus. Die Stadtsilhouette erhielt 1777 durch den Bau eines hoch aufragenden offenen Rundtempels auf dem Hauptgebäude des Militärwaisenhauses an der Lindenstraße einen weiteren architektonischen Höhepunkt. Nach dem totalen Kriegsverlust baute 2004 die Stiftung Militärwaisenhaus den berühmten Rundtempel nach originalen Vorlagen wieder auf. Er galt als Vorbild für die Kopfbauten des deutschen und französischen Domes auf dem Gendarmenmarkt in Berlin oder beeinflusste den Entwurf für den Turm des Berliner Stadthauses. Der barocke Rundtempel mit seiner Höhendominanz, bekrönt von der vergoldeten Caritas, prägt heute wieder das Umfeld der Breiten Straße und den Straßenraum der Lindenstraße.

Auch das Ständehaus erfuhr 1770 eine repräsentative Umgestaltung nach Plänen von Georg Christian Unger, sein erstes Werk in der Residenzstadt. Die schlichte vorgeblendete Säulenarchitektur auf dem rustizierten Erdgeschoss mutet fast schon klassizistisch an. Das Giebeldreieck als oberer Abschluss des Mittelrisalites wird bekrönt von der Göttin der Fruchtbarkeit und des Reichtums Ceres sowie von der Justitia, die Personifikation der Gerechtigkeit.

Genutzt wurde das Gebäude als Ständehaus, in dem die Landräte ihre Versammlungen abhielten. Außerdem befand sich hier die Wohnung des Kreissteuereinnehmers. Ab 1815 wurde es  ausschließlich als Wohnhaus genutzt. Seit dem Jahr 2001 empfängt hier das Potsdamer Naturkundemuseum seine Besucher. Als erstes Haus in der Breiten Straße erhielt das Gebäude 2005 wieder seinen nach historischem Vorbild gestalteten Vorgarten.

Adresse

Naturkundemuseum Potsdam
Breite Staße 13
14467 Potsdam
Deutschland

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Auf dem Foto sieht man den Komponisten und Dirigenten Werner Richard Heymann.
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Werner Richard Heymann - Komponist und Dirigent

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© www.dom-publishers.com

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