Am Marquisat - ein verschwundenes barockenes Anwesen Potsdams

Voltaire und Lessing in Potsdam

Das Kunstwerk mit Porträts des französischen Philosophen Voltaire und des deutschen Schriftstellers Gotthold Ephraim Lessing schuf der Künstler Rainer Sperl. Die Anlage erinnert an zwei der berühmtesten europäischen Dichter und Aufklärer des 18. Jahrhunderts, die in Potsdam gewirkt haben und nimmt Bezug auf das sogenannte Marquisat.

Im vierteiligen Kunstwerk aus Sandstein mit Fragmenten des ehemaligen Potsdamer Stadtschlosses verweisen Tintenfass und Feder auf Voltaire, das Buch aus Bronze auf Lessing. In einem der Baufragmente ist der Text mit Bezug auf Voltaire und Lessing eingemeißelt: In Potsdam vollendete 1751 Voltaire sein Werk „Le Siècle de Louis XIV.“, regte er Lessing zu dem Trauerspiel Miss Sara Sampson an.

Das Marquisat war ein gartenkünstlerisches Anwesen des 18. Jahrhunderts an der Neustädter Havelbucht. Es erhielt seine Bezeichnung nach dem französischen Schriftsteller und Philosophen Marquis d’Argens, der am Hof des preußischen Königs Friedrich II. tätig war. Das ländliche Anwesen bestand aus einem Land- und Gartenhaus auf einem zwei Hektar großen Grundstück mit Fontainenbecken und Obstbaumbestand.

Es wurde von den Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, einer Nebenlinie der brandenburgisch-preußischen Hohenzollern, angelegt.

1748 erwarb König Friedrich II. das Anwesen aus dem Besitz seiner Verwandten. Unmittelbar nach dem Verkauf übertrug er es seinem Kammerherren Marquis d‘Argens als Eigentum.

In dessen Abwesenheit wohnte Voltaire 1751 für ein halbes Jahr im Landhaus. Der französische Philosoph – einer der einflussreisten Gelehrten seiner Zeit – war der Einladung des preußischen Königs gefolgt und lebte seit 1750 in Potsdam. Im Landhaus des Kammerherrn beendete er sein Werk „Das Zeitalter Ludwig XIV“. Voltaire nannte das Anwesen „Marquisat“.

1755 arbeitete der Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing in einem nicht näher bezeichneten Potsdamer Gartenhaus an seinem Trauerspiel „Miss Sara Sampson“, vermutlich im Marquisat.

Das historische Marquisat-Areal haben nacheinander erb-, verkaufs- und teilungsbedingt zahlreiche Eigentümer umgenutzt, meist zu Wohn- und Gewerbezwecken.

Bereits seit 1847 war das Grundstück geteilt worden, womit die eigentliche Grundstücksgeschichte des Marquisats endete. Die Grundstücksgrenze verlief mitten durch das Wohnhaus. Eine Hälfte wich im 19. Jahrhundert einem Neubau als Mietshaus. Am verbliebenen barocken Wohngebäude wurden 1929 zwei Gedenktafeln zur Würdigung von Lessing und Voltaire angebracht. Im Zuge der Neubebauung der Neustädter Havelbucht ab 1978 erfolgte der Abriss der noch verbliebenen Gebäudeteile des Marquisats.

Adresse

Breite Straße 28
14467 Potsdam
Deutschland

Weitere Beiträge

Das Bild zeigt ein historisches Foto der Breiten Straße in Richtung Garnisonkirche um 1912. (Unbekannter Fotograf, Potsdam Museum)
© Das Bild zeigt ein historisches Foto der Breiten Straße in Richtung Garnisonkirche um 1912. (Unbekannter Fotograf, Potsdam Museum)

Naturkundemuseum (ehemals Ständehaus)

An der Ecke des Karrees Breite Straße – Lindenstraße steht das ehemalige Haus der Landstände in einer damals sehr bevorzugten Lage. Hier kreuzten sich die ab 1668 angelegten …
Auf dem Foto sieht man den Komponisten und Dirigenten Werner Richard Heymann.
© Elisabeth Trautwein-Heymann

Werner Richard Heymann - Komponist und Dirigent

Werner Richard Heymann (1896–1961) war der erfolgreichste Filmkomponist der Weimarer Republik. Von 1926-29 war er Generalmusikdirektor der Ufa und schrieb die Musik zu 25 Stummfilmen, z. B. Murnaus „Faust“ und Langs „Spione“. Ab 1929 entwickelte er mit Erich Pommer die Tonfilmoperette, komponierte zwölf Filme, u. a. „Die Drei von der Tankstelle“ und „Der Kongress tanzt“. Filmschlager wie „Das gibt’s nur einmal“, „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Irgendwo auf der Welt“ machten ihn zum meistgespielten Komponisten dieser Jahre.
Luftbild des Erlebnisquartiers Schiffbauergasse am Tiefen See
© www.dom-publishers.com

Zichorienmühle in der Schiffbauergasse

Die erstmalig 1799 erwähnte “Knochenhauer´sche Zichorien-Fabrique“ ist die letzte erhaltene Mühle in der Berliner Vorstadt. Um ein Monopol auf den Kaffeekonsum in Preußen zu erlangen, wurde hier aus den Wurzeln der Wegwarte (Zichorie) Kaffee-Ersatz, sogenannter Mocca-Faux oder eingedeutscht Muckefuck, produziert. Im Jahr 1813 wurde der Betrieb eingestellt. Im Jahr 2006 wurde die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes abgeschlossen. Es beherbergt heute ein Restaurant.