Das Kolonistenhaus wurde 1753 als eines von insgesamt 210 auf Geheiß des Preußischen Königs, Friedrich des II., unter der Aufsicht des Obersten von Retzow erbaut. Das Gebäude in den Grundmaßen 7,90 x 11,95 Meter gehört zu den Häusern der ersten Bauphase der Barocken Kolonie Nowawes für die glaubensverfolgten
Weber und Spinner aus Böhmen.
Der erste Eigentümer des Hauses war durch eine königliche Schenkung vom 7. Juli 1760 der Baumwollstreicher George Lehmann aus Braack in Sachsen. Das freistehende, fünfachsige, eingeschossige Wohnhaus mit Satteldach weist einen für Kolonistenhäuser untypischen hohen Kniestock auf, welcher vermutlich für den späteren Ausbau des Dachgeschosses Ende des 19. Jahrhunderts aufgesetzt wurde. Das Traufgesims zeigt ein Zahnschnittmotiv aus Klinkern, welches aus der Zeit um 1880/90 stammen dürfte.
Im Kniestock sind straßenseitig in den Achsen der Erdgeschossfenster vier kleine Attikafenster angeordnet, welche erst im Zuge der Sanierung wieder freigelegt wurden. Die zweiflügelige Eingangstür unter dem Oberlicht stammt vermutlich ebenfalls aus der Zeit um 1890. Haus und Grundstück waren bis 1889 im Besitz von Webern.
Im Jahre 1902 wurde das Grundstück vom Pfarrer Hermann Dessin erworben und ging 1935 in den Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde über. Seit 1926 ist im Haus der evangelische Kindergarten untergebracht.
Nach einer kurzen Phase des Leerstandes aufgrund von gravierendem Instandhaltungs-
rückstau, konnte im Herbst 1996 mit der umfassenden und denkmalgerechten Sanierung des Gebäudes begonnen werden und nach rund einem Jahr Bauzeit die Kita, ergänzt um einen Erweiterungsbau im Hof, für die Kinder wieder eröffnet werden. Die Instandsetzung der Gebäudehülle wurde mit Mitteln des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz in Höhe von etwa 50.000 Euro gefördert. Die sich im weiträumigen Garten befindende Liegehalle als Schlafplatz für die Kinder im Freien wurde 2014 originalgetreu wiederhergestellt.
Adresse
Kolonistenhaus Lehmann
Wichgraf 27
14482 Potsdam
Deutschland