
Die idyllisch am Südufer des Heiligen Sees gelegene Gotische Bibliothek war eigentlich nicht zu retten. Der im ausgehenden 18. Jahrhundert im neugotischen Stil errichtete zweigeschossige Turmpavillon diente lange als Bibliothek, bis in den 1930er Jahren alle Bücher in das Potsdamer Stadtschloss verlagert wurden. Infolge eines Bombentreffers während des Zweiten Weltkriegs sackte das Gebäude in Richtung Wasser ab. Trotz notdürftiger Sicherheitsmaßnahmen verfiel der Sandsteinpavillon zusehends. Lange galt er aufgrund seiner Schieflage von knapp 70 Zentimeter als „Schiefer Turm von Potsdam“.
Zu Potsdams 1000-Jahr-Feier im Jahr 1993 überreichte das Land Berlin ein Geschenk in Höhe von 1,6 Millionen D-Mark für den Erhalt des Bauwerks, das als Teil des Ensembles im Neuen Garten um Schloss Cecilienhof und Marmorpalais seit Ende 1990 unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes steht. Mit diesen Mitteln konnten die verbliebenen 691 Natursteinquader vollständig abgetragen und das Fundament umfassend gesichert werden. Die Rekonstruierung mit den noch vorhandenen Originalsteinen dauerte fünf Jahre und kostete schließlich insgesamt 4,1 Millionen D-Mark.
Heute ist die Gotische Bibliothek wieder ein echter Blickfang, jedoch normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Vom Arkadengang des Turmes eröffnet sich ein herrlicher Blick auf den Heiligen See und das Marmorpalais, der schon Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. und seine Gäste bezauberte.
Adresse
Gotische Bibliothek im Neuen Garten
Behlertstraße / Mangerstraße
14467 Potsdam
Deutschland