Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam, Claudia Sprengel, macht auf den Equal Pay Day am morgigen 6. März sowie auf die Ungleichverteilung von Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Der Equal Pay Day (EPD) am 6. März markiert als internationaler Aktionstag symbolisch den Tag im Jahr, bis zu dem Frauen unentgeltlich arbeiten müssen, um den durchschnittlichen Verdienst von Männern im vergangenen Kalenderjahr zu erreichen.
„Geringe Teilhabe und ökonomische Abhängigkeit sind Folgen der ungerechten Verteilung von Sorgearbeit womit die Grundlagen geschaffen sind, das patriarchale System zu erhalten. Bei fehlender Mitsprache und in stetiger Abhängigkeit wird eine Veränderung schwer zu erreichen sein“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Sprengel. „Wir wissen das Sorgearbeit immer noch ungleich verteilt ist, Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und auch innerhalb der Verwaltung eher in Bereichen, die soziale, organisatorische oder kulturelle Schwerpunkte haben. Trotzdem hat die Stadtverwaltung bei den Führungskräften fast Parität erreicht. Dennoch gibt es noch einiges zu tun. Solange die obersten Eingruppierungen immer noch mehrheitlich männlich besetzt sind, können wir von echter Parität nicht sprechen. Wir müssen heute die Bedingungen schaffen, das Sorgearbeit zukünftig gerechter verteilt wird. Bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe ist es an der Verwaltung, Vorbild zu sein.“
Laut dem Statistischen Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt aktuell 18 Prozent weniger als Männer. In Rumänien und Italien dagegen liegt der „Gender Pay Gap“ bei unter fünf Prozent. Laut Erhebungen von 2017 gehört Deutschland zu den europäischen Ländern mit dem höchsten geschlechtsspezifischen Lohngefälle und mit 21 Prozent weit über den EU-Durchschnitt von 15 Prozent (Stand: 2020). Im Land Brandenburg zeigt sich ein anderes Bild: hier ist der Lohnunterschied selbst für ostdeutsche Verhältnisse vergleichsweise niedrig und betrug im Jahr 2023 lediglich vier Prozent. Besonders hoch ist der Unterschied in den Bruttostundenlöhnen bei Frauen und Männern in der Altersgruppe 45 bis 59 Jahre. Dies lässt sich vor allem mit der unterschiedlichen Arbeitsbiographie von Frauen und Männern erklären. Frauen in der Lebensmitte sind oft in Sorgeverantwortung und damit auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt.
Auf die Ungleichverteilung von Sorgearbeit machte erst kürzlich der „Equal Care Day“ am 29. Februar aufmerksam, und damit nur alle vier Jahre. So wie auch Carearbeit im Alltag oft unsichtbar ist. Frauen wenden am Tag 52,4 Prozent mehr Zeit für Sorgearbeit auf als Männer, das entspricht umgerechnet 87 Minuten. Insgesamt leisten Frauen in Deutschland rund vier Stunden und 13 Minuten Sorgearbeit pro Tag, Alleinerziehende deutlich mehr. Besonders Frauen in der Lebensmitte kennen das Phänomen. Sie arbeiten durchschnittlich fünf Stunden und 18 min unbezahlt – besonders betroffen sind Eltern von kleinen Kindern. In Brandenburg beantragen Männer durchschnittlich zwei Monate Elterngeld, Frauen hingegen elf Monate. Für Potsdam ist die Verteilung etwas ausgeglichener. Hier beantragen Väter durchschnittlich ein Drittel der Elternzeitmonate. Aus dieser Lücke, dem so genannten „Gender Care Gap“, entsteht eine Ungleichheit bei der Verteilung von Freizeit („Gender Time Gap“). Die Folgen können am geringen Anteil von Frauen in Ehrenämtern, zum Beispiel in der Politik, oder an der reduzierten Arbeitszeit vieler Frauen abgelesen werden. Der höhere Anteil an Teilzeitarbeit bei Frauen führt wiederrum zu einer geringeren Rente.
Die Landeshauptstadt Potsdam hat auf Grundlage eines Beschlusses der Stadtverordneten einen Entgeltcheck durch eg-check.de für die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung durchführen lassen. Im Ergebnis wurde die Lohngerechtigkeit der Landeshauptstadt Potsdam zertifiziert. Die einzelnen Aspekte der Untersuchung werden aktuell verwaltungsintern ausgewertet. Neben gleicher Bezahlung möchte der Fachbereich Personal und Organisation den Mitarbeitenden der Verwaltung gute Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bieten und arbeitet hierfür eng mit dem Büro für Chancengleicht und Vielfalt zusammen. Beispielsweise bei der Erstellung des Gleichstellungsplanes der Verwaltung.