Mit langen Schritten bewegt sich ein Mädchen auf einen Jungen zu. Eine stämmige Weide steht dazwischen, doch wie auf einem Laufband, das den Untergrund für die Installation bildet, läuft das Mädchen unbeirrt seinem Ziel entgegen. Die scharfen metallischen Spitzen des Haares flattern markant am Haupt, sein Gesicht ist schmal und deutlich geschnitten. Trotz der Härte und Sprödigkeit des Materials erfährt der Rumpf eine geschwungene Silhouette und die Arme holen zu einer eleganten Bewegung aus. Neben der Weide wartet der seitwärts gewandte Junge. Das Bein angewinkelt, gibt er sich lässig und blickt geradewegs zu dem Mädchen. Seine Arme hängen locker herunter und seine Hände brauchen sich nicht in den Hosentaschen zu verstecken. Breite Schultern und kräftige Arme betonen die aufrechte Haltung des selbstbewussten Jungen. Sein Kopf krönt eine modern gestylte Haartracht.
Die auf stabilem Fundament gewachsene Weide ist nicht Hindernis, sondern vermittelndes Element zwischen Mädchen und Jungen. Die in den Himmel ragenden noch kahlen Triebe symbolisieren Jugend und Standhaftigkeit der Heranwachsenden. Wie oft man diesen Baum auch stutzt, seine Äste treiben unaufhörlich aus. Und so möge sich die Kraft der Natur auf die Jugendlichen übertragen. Die Schule wird hierbei die Richtung des Wuchses mitbestimmen.
Grundlage für Rainer Fürstenbergs (1961-2013) Arbeit sind Zeichnungen der Schüler der Weidenhof-Grundschule. Aus den wesentlichen Elementen wie ein Baum, ein Mädchen und ein Junge, eine Hand und eine Weltkugel entwickelte Fürstenberg ein Adam und Eva Thema. Doch darf die Weide wohl weniger als Symbol der Keuschheit, sondern eher als Erneuerung verstanden werden. Die Oberflächen erfuhren eine besondere Behandlung. Der Künstler projizierte die Zeichnungen der Schüler auf beständige Folie und anschließend auf die Oberflächen des Kunstwerkes. Somit bleibt der Prozess von der Ideenentwicklung bis zu deren Umsetzung sichtbar erhalten und schafft eine hohe Identifikation der Schüler mit dem Kunstwerk. Wenn Sonnenlicht auf das widerstandsfähige Metall trifft, wird es in verschiedene Richtungen gebrochen und es entsteht ein spannungsvolles und sich bewegendes Bild an der Oberfläche. Die in einem gemeinsamen Prozess gefertigte Weide mit Adam und Eva verbindet sich inhaltlich mit der Schule und auch der Name verweist auf das Gebäude: die Weidenhof-Grundschule.
Adresse
Weide mit Adam und Eva
Schilfhof 29
14478 Potsdam
Deutschland