„Eine Meile hinter Bornstedt liegt Marquardt, ein altwendisches Dorf, ebenso anziehend durch seine Lage wie seine Geschichte. […] Die gegenwärtige Gestalt von Marquardt, ebenso wie sein Name, ist noch jung; in alten Zeiten hieß es Schorin. […] Der Besitz wechselte oft; die Brösickes, Hellenbrechts und Wartenbergs lösten einander ab, bis 1704 der Etatsminister und Schloßhauptmann Marquardt Ludwig von Printzen das reizende Schorin vom Könige zum Geschenk und das Geschenk selber, dem Minister zu Ehren, den Namen Marquardt erhielt.“ (Theodor Fontane)
Theodor Fontane weilte 1869 in Marquardt, um für seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ zu recherchieren. Seinem Verleger teilte er zwischenzeitlich mit: „Ich würde Ihnen vorschlagen, nur das lange Kapitel »Marquardt« zu lesen, da haben Sie alle Züge des Buches vereinigt: Schloß-, Park- und Landschaftsbeschreibung, Historisches, Anekdotisches, Familienkram und Spukgeschichte. Mehr kann man am Ende nicht verlangen.“
Die Besitzfolge des ehemaligen Guts- und Herrensitzes ist seit der Ersterwähnung von Skoryn, später Schorin, im Jahre 1313 lückenlos belegt. Fontane widmete Marquardts Gutsherren und vor allem den späteren „Geheimen Gesellschaften“ gleich mehrere Kapitel: Selbst der König Friedrich Wilhelm II. sei als Mitglied des Rosenkreuzer-Geheimbundes häufig hierhergekommen, um an den spiritistischen Sitzungen in der so genannten „Blauen Grotte“ teilzunehmen:
„In diese »blaue Grotte«, deren Licht- und Farbeneffekt ein wunderbarer gewesen sein soll, trat man ein; der König nahm Platz. Alsbald wurden Stimmen laut; leiser Gesang, wie von Harfentönen begleitet. Dann stellte der König Fragen, und die Geister antworteten. Jedesmal tief ergriffen, kehrte Friedrich Wilhelm ins Schloß und bald darauf nach Potsdam zurück.“ (Theodor Fontane)
Der heute unter Denkmalschutz stehende Schlosspark von Marquardt wurde nach einer eigenhändigen Planskizze von Peter Joseph Lenné (1789-1866) im Jahre 1823 gestaltet. Doch weder das heutige Schloss noch die Kirche hatte Fontane so gesehen. Die ursprünglich 1733 errichtete und mit den Jahren baufällig gewordene Kirche wurde 1900/1901 durch den heutigen Backsteinbau ersetzt. Und der damalige Schlosseigentümer Carl Meyer, Repräsentant der Essener Firma Krupp in Berlin, ließ das Schloss 1879/80 als zweigeschossiges Gebäude neu aufbauen. Nachdem er es an den Stahlhändler Dr. Louis Ravené verkaufte, erhielt das Schloss durch Anbau und Aufstockung im Wesentlichen sein heutiges Aussehen.
1932 pachtete das renommierte Hotelunternehmen Kempinski das Schloss-Park-Ensemble Marquardt, welches sich in der Folgezeit mit seinem Restaurant zu einem beliebten Ausflugsziel vor allem für die Berliner entwickelte. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss hauptsächlich als Reservelazarett, in den Jahrzehnten danach wurde das unter Denkmalschutz stehende Schloss unterschiedlich genutzt. Das Schloss dient heute als Veranstaltungsort für Hochzeiten, Geburtstage, Firmenfeiern, Kongresse, Tagungen u. Seminare. Auch für Film- und Fotoarbeiten werden Schloss und Park immer wieder gern genutzt.
Adresse
Schloss Marquardt
Hauptstraße 14
14476 Potsdam OT Marquardt
Deutschland