Der Platz der Einheit ist einer der Stadtplätze, die im 18. Jahrhundert deshalb entstanden, weil das sehr sumpfige Gelände nicht bebaubar war und damit für die Stadterweiterungen nicht anders genutzt werden konnte. Zu diesen Plätzen zählen noch die sogenannte Plantage, 1850 von Lenné gestaltet, von der heute noch ein kleiner Rest an der Yorckstraße erhalten ist, und der Bassinplatz.
Platz der Einheit
Einst befand sich eine große Wasserfläche an dieser Stelle, genannt der Faule See, was sicher auch mit den üblen Gerüchen zu tun hatte. Im Zuge der ersten Stadterweiterung wurde dieser See 1722-1724 zugeschüttet und nach und nach mit Bürgerhäusern umbaut. Ein Problem stellte auch in der Folgezeit immer wieder der sumpfige Untergrund dar. 1786 bis 1789 wurde der Platz aufgeschüttet und erfuhr unter Friedrich Wilhelm II. eine erste gärtnerische Veränderung. Ein beliebter Flanierplatz für die Potsdamer entstand, der von diesem Zeitpunkt an bis 1945 den Namen Wilhelmplatz trug. 1831 musste das Terrain erneut aufgeschüttet werden, Lenné gestaltete es um, seit 1845 markierte ein Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. die Mitte des Platzes. 1862 erfolgte eine erneute Überarbeitung durch Lenné: Abbildungen zeigen zwei Baumreihen, die den Platz umranden und diagonale Wege, die ihn durchziehen. 1929 und 1979 mussten erneut Absenkungen ausgeglichen werden. Eine letzte Umgestaltung des Platzes erfolge in Vorbereitung der Bundesgartenschau 2001, wobei man sich an den Vorgaben Lennés orientierte. Die Gebäude rund um den Platz wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Übrig geblieben war - schwer beschädigt - die Post. Nach mehreren Vorgängerbauten, von denen der erste bereits 1783/84 am Kanal entstand, wurde ab 1894 hier ein neues Postgebäude errichtet und am 10. März 1900 durch Kaiser Wilhelm II. persönlich eingeweiht. 1936 verlor der im neobarocken Stil errichtete Bau die Kuppeln, die ursprünglich den Haupteingang und die Seitentürme krönten. 1945 stark zerstört, wurde das Gebäude als Hauptpost wiedererrichtet. Links neben dem Postgebäude verweist eine Gedenktafel auf die Potsdamer Synagoge, die hier ihren Standort hatte. Zwei Synagogen, die erste seit 1748, hatte es in Potsdam bereits gegeben, bevor 1767 die erste am damaligen Wilhelmplatz geweiht wurde. Eine zweite an dieser Stelle wurde 1802 geweiht. 1898 wurden Kaiser Wilhelm zwei Entwürfe für einen Neubau vorgelegt, von denen er einen – süddeutsche Barockformen, roter Sandstein – genehmigte. Der Neubau, 1903 geweiht, wurde am 9. November 1938 wie viele andere in Deutschland zerstört. Die Synagoge wurde zu einem Hörsaal der Deutschen Reichspost umgebaut und fiel 1945 dem Bombenangriff zum Opfer. Gegenüber der Post erhebt sich in der Grünanlage das am 9. Mai 1975 eingeweihte Mahnmal für die Opfer des Faschismus. An der Ecke Straße Am Kanal und Friedrich- Ebert-Straße steht das Denkmal für den unbekannten Deserteur des türkischen Bildhauers Mehmet Aksoy (geb. 1939). Der Versuch, das 1989 für Bonn geschaffene und aus Spenden bezahlte Kunstwerk dort aufzustellen, scheiterte am erheblichen Widerstand konservativer Kräfte. Im August 1990 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, das Denkmal aus der Partnerstadt Bonn in Potsdam aufzustellen. Nach verschiedenen Provisorien wurde das Denkmal 1999 in die Neugestaltung des Platzes der Einheit dauerhaft einbezogen.
Bassinplatz
Der Bassinplatz ist der größte der drei genannten Stadtplätze. Das ehemalige Sumpfgebiet wurde 1737 bis 1739 trockengelegt. Das dabei anfallende Wasser sammelte sich im sogenannten Holländischen Bassin, das eine Größe von 230 mal 150 Metern hatte. Auf einer kleinen Insel in der Mitte des so entstandenen und barock eingefassten Wasserbeckens errichtete Jan Bouman 1739 genau in der Achse der Brandenburger Straße ein Lusthaus, die Gloriette. Ein schiffbarer offener Graben verband das Bassin mit dem Heiligen See und sorgte für den Zulauf von Wasser, der Ablauf erfolgte durch Röhren, die unter dem Wilhelmplatz hindurch zum Stadtkanal führten. Mehrfach mussten bis 1800 der Kanal, die Rohrleitungen und die Einfassungen erneuert werden. Bereits 1779 gab es erste Berichte über Unrat auf dem Platz. Die von 1800 bis 1805 erfolgte Erneuerung des Bassins hatte nur bis 1825 Bestand. In diesem Jahr gestaltete Lenné den Platz um, wobei das Bassin bis auf einen kreisförmigen Restteich mit einem Durchmesser von 60 Metern zugeschüttet wurde. 1868 wurde beschlossen, völlig auf die Wasserfläche zu verzichten. Zwischen 1871 und 1883 wurden der Teich zugeschüttet, der Platz planiert und Gartenanlagen geschaffen, wobei die Gloriette erhalten blieb. Sie wurde erst 1945 abgerissen um Platz für den Sowjetischen Ehrenfriedhof zu schaffen. 1972 wurde ein Busbahnhof im südwestlichen Teil des Platzes angelegt; er ist inzwischen wieder zurückgebaut worden. Die Kirche St. Peter und Paul entstand ab 1867 (Grundsteinlegung für den Turm) als katholische Zivil- und Garnisonkirche für Potsdam. Zwei Vorgängerbauten (1722, 1738) lagen auf dem Gelände der damaligen Gewehrfabrik an der heutigen Henning-von-Tresckow-Straße. Die neue Kirche mit byzantinischen und romanischen Stilelementen wurde 1870 geweiht. Der Turm hat eine Höhe von 62,76 m und sein Vorbild in Verona mit der Kirche St. Zeno. Im Innern der Kirche sind drei Gemälde von Antoine Pesne, Hofmaler Friedrichs II., ausgestellt: das Hochaltarbild „Todesangst Christi“ und die beiden Bilder der Nebenaltäre mit der Rosenkranzübergabe und dem Schutzengel. Hinter der Kirche liegt der Sowjetische Ehrenfriedhof. Er wurde 1945 angelegt. Hier sind annähernd 400 gefallene sowjetische Militärangehörige, aber auch Zivilisten, die in Potsdam gestorben sind, beigesetzt. Gegenüber der Kirche fällt eine Reihe von Häusern im holländischen Stil auf. Ursprünglich Typenhäuser wie in der zweiten Stadterweiterung üblich, wurden diese 1776/77 auf Befehl Friedrichs II. und durch Carl von Gontard (1731-1791) durch repräsentative dreigeschossige Ziegelbauten ersetzt. Die am Haus Nr. 10 befindliche Tafel beschreibt eine nicht gesicherte Information. Wolfgang Amadeus Mozart weilte zwar 1789 in Potsdam, jedoch ist nicht sicher, in welchem Haus. In einem Brief an seine Frau Constanze teilte er mit: "Mein liebes Weibchen! Potsdam ist ein teurer Ort, und ich muss hier auf eigene Kosten zehren. Mit der Akademie ist nicht viel zu machen ... So musst Du Dich bei meiner Rückkehr schon mehr auf mich freuen als auf das Geld ...“
Französische Kirche
Architekt des 1751 bis 1753 errichteten Baus war Knobelsdorff, Baumeister war Jan Bouman. Sie ist die einzige Kirche, die König Friedrich II. aus seiner Privatschatulle bezahlte. König und Architekt ließen sich beim Entwurf für die Kirche vom Pantheon in Rom inspirieren. Nach dem Edikt von Potsdam aus dem Jahr 1685 hatten einige wenige Hugenotten auch in Potsdam Zuflucht gefunden. Das änderte sich, als Friedrich Wilhelm I. für diese und weitere Zuzügler ab 1719 im Zuge der ersten Stadterweiterung östlich des heutigen Platzes der Einheit das Französische Quartier (rund 50 Häuser) anlegen ließ. Am 21. Juli 1723 wurde die Französisch-Reformierte Gemeinde der Stadt gegründet. Die Gottesdienste fanden zunächst in der Kapelle des Stadtschlosses, später für drei Jahre in der Garnisonkirche statt. Mit einem königlichen Edikt von 1731 erhielt die Französisch-Reformierte Gemeinde (rund 100 Mitglieder) für die Französische Kolonie eine eigene Verfassung. Die Französische Kolonie bildete danach ein eigenständiges politisches, kirchliches und kulturelles Gemeinwesen innerhalb Potsdams, mit eigenem Richter und Polizisten/Gerichtsdiener und weiteren Privilegien. Die besonderen Rechte galten für alle Einwanderer, die sich der französischen Jurisdiktion unterstellten. Sie führten zu Spannungen mit der deutschen Bevölkerung. Reformierte Pfälzer, Schweizer, Ungarn und Niederländer schlossen sich – neben weiteren zugezogenen Hugenotten - der Gemeinde an, unter ihnen auch der Baumeister Jan Bouman. Die Privilegien erloschen 1809 mit den Stein-Hardenbergschen Reformen. Nach der Eroberung Preußens durch die napoleonischen Truppen diente die Kirche ab 1806 als Pferdestall und Futtermagazin für die französische Kavallerie. Ab 1832 erfolgte eine grundlegende Renovierung des Innenraumes nach einem Entwurf von Schinkel. 1883/84 wurde die Kirche erneut renoviert und im Innenraum verändert. Nach Kriegsschäden zunächst wieder aufgebaut, musste sie 1968 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Zwischen 1991 und dem 250. Jahrestag der Einweihung 2003 wurde die Kirche grundlegend restauriert und erhielt eine barocke Grüneberg-Orgel. Der heutige Innenraum der Kirche entspricht dem religiösen Selbstverständnis der französisch-reformierten Gemeinde.
Holländisches Viertel
Tüchtige und beim Bauen auf schwierigem Grund erfahrene Handwerker wollte Friedrich Wilhelm I. nach Potsdam holen. 1732, als er den Plan zur zweiten Stadterweiterung bereits gefasst hatte, gelang es dem König während einer Holland-Reise in Amsterdam, drei Zimmerermeister und einen Mauermeister anzuwerben, die noch im Oktober des gleichen Jahres in Potsdam eintrafen. Unter ihnen war auch Jan Bouman mit Frau. 1733 begann unter der Leitung von Jan Bouman der Bau des Holländischen Viertels. Errichtet wurden zunächst die Häuserzeile an der heutigen Friedrich-Ebert-Straße und die sich daran anschließenden Karrees. Um diese Häuser zu füllen, erteilte der König 1738 weitreichende Privilegien. So sollte jeder nach Potsdam ziehende holländische Handwerker ein Haus erhalten, von Einquartierungen befreit sein, Gewissensfreiheit genießen und mit Arbeitsaufträgen versorgt werden. Dennoch wurden von den ersten 40 Häusern im neuen Viertel nur 18 von holländischen Handwerkern bewohnt, darunter von Zimmerern, Maurern, Samtmachern, einem Schlosser und einem Seidendrucker. Als der König 1740 starb, war erst die Hälfte der Häuser fertig. Friedrich II. ließ weiterbauen, trotz des Beginns des Ersten Schlesischen Krieges, und er erneuerte auch die Privilegien. Im September 1742 waren alle 134 Häuser der vier Karrees des Holländischen Viertels fertiggestellt. In ihnen wohnten jedoch nur 22 holländische Handwerkerfamilien. 54 Häuser wurden durch Soldaten und deren Witwen genutzt, der Rest durch deutsche und französische Familien. In der Mittelstraße 8 liegt das Jan-Bouman-Haus, ein typisches Giebelhaus aus dem Jahr 1735. Es weist einen großen Bestand an originaler Bausubstanz auf. Das restaurierte Ensemble aus Vorderhaus, Hof, Fachwerk-Hofgebäude und Hausgarten ist in seiner ursprünglichen Form erlebbar. Im Haus wird die Geschichte des Holländischen Viertels erzählt. Das Holländische Viertel ist heute das europaweit einzige geschlossene Quartier in holländischer Bauweise außerhalb der Niederlande. Es ist zugleich mit vielen kleinen Läden und Restaurants, Kneipen, Cafés und Galerien ein touristischer Anziehungspunkt.