Kolumne der Woche: Potsdam empfängt seine Erstsemester

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

8. Oktober 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

an diesem Montag ist es wieder soweit. Dann findet die Begrüßung von 830 Erstsemestern der Fachhochschule Potsdam im Hans Otto Theater statt. Eine Woche später ist auch die Universität Potsdam mit Ihrer Immatrikulationsfeier dran. Ich bin gespannt, ob wieder 4000 neue Studierende begrüßt werden können. Und schon am vergangenen Mittwoch war der Semesterauftakt der Filmuniversität Potsdam mit 183 neu Immatrikulierten. Der Semesterstart an den Potsdamer Hochschulen ist ein besonderer Höhepunkt – für die vielen jungen Menschen, aber auch für die Landeshauptstadt, denn sie prägen unser Leben entscheidend mit und werden wesentlich dazu beitragen, Potsdam vielfältiger, interessanter und auch moderner zu machen.
 
Insgesamt sind zum Wintersemester 2017/18 auch dieses Jahr wieder über 25.000 Studierende an den Hochschulen eingeschrieben. Das ist die Hälfte der Studierenden in Brandenburg. Und sie wissen genau, warum sie nach Potsdam wollen. Denn zum einen werden sie Ihr Studium in der besonders lebens- und liebenswerten Stadt aufnehmen - wunderbar gelegen am Wasser, gleich neben der Metropole Berlin. Und zum anderen kommen sie an einen Wissenschaftsstandort, dessen Angebotsdichte und Vielseitigkeit ansonsten nur in Metropolenstandorten anzutreffen ist.
 
Die größte Wissenschaftseinrichtung der Stadt mit mehr als 21.000 Studentinnen und Studenten ist natürlich die Universität Potsdam. Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 ist hier viel geleistet worden. Sie ist heute nicht nur die größte Hochschule des Landes Brandenburg. Vielmehr tragen auch der konsequente Ausbau zur Forschungsuniversität mit Exzellenz- und Profilbereichen, familienfreundliche Strukturen, die enge Zusammenarbeit mit den ansässigen außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die weiterführende Vernetzung wie z.B. beim Forschungsnetzwerk pearls und der Gründungsservice sowie der Wissens- und Technologietransfer zum Erfolg der Universität Potsdam bei.
 
Potsdam kann auf eine mehr als 100-jährige Forschungstradition zurückblicken. Die Landeshauptstadt als Wissenschaftsstandort hat mehr als 40 wissenschaftliche Einrichtungen, die in Potsdam oder in näherer Umgebung beheimatet sind. Mehr als 9000 der nunmehr 174.500 Potsdamer finden hier eine Beschäftigung. Kein Wunder also, dass Studierende von diesen hervorragenden Rahmenbedingungen profitieren wollen. Wir haben in der Stadt nicht nur große staatliche Hochschulen, sondern sind mit dem Hasso-Plattner-Institut einen echten Vorreiter für das Online-Studium. Kein Wunder also, dass zu den rund 25 000 Studierenden an den Potsdamer Hochschulen noch eine sechsstellige Zahl an Studentinnen und Studenten hinzukommt, die an Onlinekursen teilnehmen.
 
Wenn die jungen, zukünftigen Akademiker unser Leben bereichern sollen, dann müssen sie aber auch hier leben und sich einbringen. Das ist durchaus steigerungsfähig. In Potsdam stehen aktuell 2.209 Wohnplätze für Studierende durch das Studentenwerk zur Verfügung. Davon können nur rund 500 Plätze neu vermietet werden. Auf diese freien Plätze haben sich mehr als 2.500 Interessenten gemeldet. Das zeigt, dass hier ein enormer Bedarf besteht. Wir haben als Landeshauptstadt in den vergangenen Jahren bei privaten Investoren geworben, Studentenwohnungen zu bauen. Das ist teils gut gelungen. Aber es könnte mehr sein.
 
In der Potsdamer Mitte nun ist beabsichtigt, Platz für 70 Studierende in der Bebauung neben dem Bildungsforum zu schaffen. Es ist eine Konzeptvergabe zum Festpreis geplant. Das Studentenwerk hat gegenüber der Landeshauptstadt erklärt, Interesse am Erwerb und der Bebauung von Grundstücken in der Potsdamer Mitte zu haben. Durch die Gesellschaftsform wäre die Zweckbestimmung des bezahlbaren Wohnens für Studierende dauerhaft gesichert – auch über übliche Zweckbindungsfristen der Landeswohnungsbauförderung hinaus. Allerdings verfügt das Studentenwerk nach eigener Auskunft nicht über ausreichende finanzielle Möglichkeiten, um das Projekt zu realisieren.
 
Deshalb sollte das Studentenwerk durch das Land in die Lage versetzt werden, sich an diesem Ausschreibungsverfahren zu beteiligen und das Gebäude zu realisieren. Derzeit ist kein eigenes Landes-Förderprogramm für den Bau von Studentenwohnheimen vorhanden. Die Beantragung von Mitteln aus der Landeswohnungsbauförderung ist für das Studentenwerk nach den Regelungen in Brandenburg – anders als in anderen Bundesländern - aufgrund der fehlenden Zielstellung in einem eigenen Landes-Wohnungsbaugesetz nicht möglich. Hier könnte man ansetzen.
 
Es ist eine Aufgabe von uns allen, gute Grundlagen für Lehre und Forschung an den Hochschulen zur Verfügung zu stellen – aber auch für das studentische Wohnen in der Stadt. Ich würde mich freuen, wenn wir da auch in Potsdam weiter vorankommen könnten.

Ihr

Jann Jakobs