Kolumne der Woche: Mit Max Dortu die Demokratie stärken

Verleihung des Max-Dortu-Preises an Hans-Christian Ströbele (2.v.l.) mit der SVV-Vorsitzenden Birgit Müller, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Laudator, der stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit (v.l.).
© Landeshauptstadt Potsdam/Stefan Schulz
Verleihung des Max-Dortu-Preises an Hans-Christian Ströbele (2.v.l.) mit der SVV-Vorsitzenden Birgit Müller, Oberbürgermeister Jann Jakobs und dem Laudator, der stellvertretende Spiegel-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit (v.l.). Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Stefan Schulz

22. Oktober 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

als der Historiker Prof. Julius Schoeps im Jahr 2015 die Idee eines Max-Dortu-Preises in die Öffentlichkeit trug, sollte dies ein Aufruf sein zu hinterfragen, was uns die Demokratie heute bedeutet. Nach den Bundestagswahlen vom 24. September kann man sagen, dass die Idee und die Motivation für eine Erinnerung an Max Dortu gar nicht aktueller sein können.

Denn Max Dortu, in Potsdam geborener Revolutionär von 1848/49 machte uns vor, wie man sich für Freiheit und demokratische Grundrechte einsetzt. In Berlin war er buchstäblich gegen Militär und Monarchie auf die Barrikaden gegangen. Und er bezahlte dafür mit dem Leben.

Es geht um die Frage: Was hat ein Max Dortu uns heute zu sagen? In einer Zeit, in der wir immer weniger wissen, was Demokratie bedeutet, kann von Potsdam mit dem Max-Dortu-Preis, den wir an diesem Sonntag verleihen, ein Impuls ausgehen. Der Preis ist vor allem Symbol und Anerkennung für ein Engagement in der Gesellschaft, in der ein demokratisches Miteinander durchaus keine Selbstverständlichkeit mehr ist und deshalb geschützt, geschätzt und vorgelebt werden muss.

Der Preis soll alle zwei Jahre verliehen werden und zur Festigung unseres freiheitlichen und demokratischen Grundverständnisses beitragen. Und er soll all jenen Mut machen jenen, denen unsere gesellschaftlichen Missverhältnisse und ihre Behebung unter den Nägeln brennen. Er soll an Unbequeme gehen. Der Preis soll also Ansporn und Würdigung zugleich sein.

Mit der Preisverleihung ehren am Sonntag wir den langjährigen Bundestagsabgeordneten der Grünen, Hans-Christian Ströbele – ein unbequemer Rechtsanwalt und Politiker. Was zeichnet ihn aus, gerade mit Max Dortu in Verbindung gebracht zu werden? Der eine kämpfte in radikaler Weise für seine politischen Ideale und wurde hingerichtet, der andere kann auf eine lange politische Karriere zurückblicken, die ihn weit aus der revolutionären Umbruchzeit der 68er-Jahre hinausführte. Beide setzten sich für Minderheiten ein. Beide drängten nach gesellschaftlichen Veränderungen und sozialer Gerechtigkeit.

Damit erinnern und gedenken wir nun in besonderer Weise an den Potsdamer Max Dortu. Mit dem Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie. Und mit der Hoffnung, dass das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ihr Gemeinwesen nicht abreißen möge.

Ihr

Jann Jakobs