Kolumne der Woche: Gemeinsam gegen Rassismus

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

20. März 2016

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

am Montag begehen wir den Welttag gegen Rassismus. Er ist eingebettet in die Internationalen Wochen gegen Rassismus, die vom 10. bis 23. März stattfinden. Jedes Jahr veranstaltet der Interkulturelle Rat in Deutschland, ein Zusammenschluss von 70 Organisationen und Einrichtungen, diese Kampagne.
Wir sehr das Übel des Rassismus in unserer Gesellschaft und auch in der Landeshauptstadt um sich greift, zeigt eine Geschichte, über die eine Potsdamer Tageszeitung vor kurzem berichtete: Drei angetrunkene Männer um die 50 beleidigen in einer Straßenbahn mitten im Berufsverkehr einen dunkelhäutigen jungen Mann, als er die Tram betritt. Es fallen abfällige Bemerkungen wegen seiner Hautfarbe, sie beschimpfen ihn als „Neger“. Die drei Männer lachen, machen Scherze und feixen. Als der junge Mann schließlich aussteigt, freuen sie sich diebisch. Die anderen Passagiere sagen kein Wort, schauen demonstrativ aus dem Fenster oder aufs Handy.

Potsdam ist eine tolerante und weltoffene Stadt. Und das muss im Alltag gelebt werden. Dafür brauchen wir mutige Potsdamerinnen und Potsdamer, die sich dem alltäglichen Rassismus entgegentreten. Die Gesicht zeigen, wenn fremdenfeindliche Sprüche ertönen oder rassistische Witze gerissen werden. Sie haben in unserem Alltag und nirgendwo sonst etwas zu suchen!

Ich habe mich gefreut, dass sich Vertreterinnen und Vertreter Potsdamer Bildungs- und Forschungseinrichtungen in dieser Woche in einem Offenen Brief gegen Fremdenfeindlichkeit positioniert haben. Darin heißt es: „Wissenschaft lebt von Weltoffenheit – von der Neugier auf das Unbekannte und vom unvoreingenommenen Austausch von Ideen und Menschen über Staaten und Kulturen, Religionen und Hautfarben hinweg. Wissenschaft ist der Gegenpol von Abschottung!“

Viele Institute in Potsdam beschäftigen Forscherinnen und Forscher aus unterschiedlichen Ländern der Erde. Mit mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Wissenschaft zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Region. Knapp 25.000 Studentinnen und Studenten werden an den Hochschulen ausgebildet. Jährlich sind zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zu Gast in unserer Stadt. Und jeden Tag arbeiten die global vernetzten Potsdamerinnen und Potsdamer mit Kollegen in Forschungseinrichtungen anderer Länder an gemeinsamen Studien – für den Fortschritt aller in Deutschland und der Welt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben daher deutlich formuliert: „Wer in der Flüchtlingskrise die Würde des Menschen und ihren Schutz als verbrieftes Grundrecht durch Worte und Taten in Frage stellt – wie wir es seit einigen Wochen auch in Potsdam erleben –, greift zentral den Charakter und das Selbstverständnis Potsdams an.“

Das ist angesichts der islamfeindlichen Aufmärsche der Potsdamer Pegida-Bewegung aktueller denn ja. Wir sollten dem nicht tatenlos zusehen, sondern unseren Protest gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit immer und auch am Dienstag wieder mit einer lautstarken Kundgebung Luft machen.
Potsdam ist eine Stadt, in der sich die Menschen mit hohem Engagement für eine tolerante, gewaltfreie und fürsorgliche Gesellschaft einbringen. Wir sollten Vorbilder sein und darauf achten, dass Potsdam diese Werte weiter hochhält, nicht nur für die Wissenschaft, sondern für alle Menschen, die in der Landeshauptstadt leben und diejenigen, die in unserer Stadt zu Gast sind.

Ihr

Jann Jakobs