Kolumne der Woche: Eine lebendige Reformation

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

8. Januar 2017

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

der große Reformator Martin Luther war zwar nie in Potsdam, sein Leben und Wirken steht in diesem Jahr in unserer Stadt dennoch im Fokus unserer Jahreskampagne. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere Veranstaltungen mit der Marke „Luther 2017 - 500 Jahre Reformation“ ausweisen dürfen. Ein ganzes Jahr lang gilt das Motto „Stadt trifft Kirche“ mit einer intensiven Interaktion zwischen der Stadtgesellschaft und der Kirche.

Dabei steht der Begriff Kirche nicht nur für die evangelisch-lutherische Kirche, sondern als Synonym stellvertretend für die Religionen, die in unserer Stadt eine wichtige gesellschaftliche, soziale und kulturelle Rolle spielen. Durch den Erlass des „Ediktes von Potsdam“ gab der Große Kurfürst 1685 den aus religiösen Gründen  aus Frankreich vertriebenen Hugenotten in der Mark Brandenburg eine neue Heimat. Auf diese Tradition können wir uns zu Recht noch heute berufen, denn das gute Zusammenleben von Christen, Juden, Moslems, Hindu, Bahai und anderen Glaubensrichtungen ist gelebte Realität in unserer Stadt.

Das wird nicht zuletzt am 2. September deutlich werden, wenn wir auf dem Bassinplatz ein Fest der Religionen feiern. Der Veranstaltungskalender ist aber auch schon vorher und danach sehr gut gefüllt. Es gibt Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und Führungen. Sehr viele unterschiedliche Akteure haben sich dem Thema „Stadt trifft Kirche“ gestellt und tragen zum einem interessanten Jahresprogramm bei. Es enthält traditionelle Elemente, aber auch neue Angebote und Formate von Akteuren, die scheinbar nicht zusammenpassen, wie zum Beispiel die Lichtinstallation „Kosmische Könige“, die das Rechenzentrum und die Nagelkreuzkapelle miteinander verbindet. In einer modernen Luthermesse musizieren Chor, Orchester und Rockband zusammen. In der Babelsberger Friedrichskirche wird der Film „Luther“ gezeigt, der uns Sir Peter Ustinov in der Rolle Friedrichs des Weisen zeigt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Potsdam werden sich dem Verhältnis Luthers zum Judentum stellen und die Rolle seiner Bibelübersetzung für die deutsche Sprache erläutern.

Wir werden uns den gesellschaftlichen Wirkungen der Reformation zuwenden, den Stellenwert von Kirchen in Städtebau und Architektur betrachten und auch einen zutiefst menschlichen Blick auf die Person Martin Luthers werfen. Besonders während der Osterfesttage und anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentages Berlin – Wittenberg wird man am Thema Luther im besten Sinne nicht vorbekommen.

Ich möchte Sie an dieser Stelle auf zwei Veranstaltungen im Januar aufmerksam machen. Morgen wird in der festlich illuminierten Nikolaikirche eines der besten A-capella Ensembles der USA sein Programm „Living Reformation“ präsentieren. Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums hat der Augustana Chor aus unserer amerikanischen Partnerstadt Sioux Falls seine Reiseplanung geändert, um in Deutschland zu gastieren und den Reformationsgeburtstag mit uns zu feiern. Am 21. Januar heißt es in der Potsdamer Mitte „Unterwegs im Licht. Stadt trifft Kirche“. In den beleuchteten Museen gibt es zahlreiche Angebote, die einen Vorgeschmack auf das Jahresprogramm ermöglichen. Ich lade Sie herzlich ein, das Reformationsjubiläum in Potsdam mit uns zu feiern.

Ihr
Jann Jakobs