Kolumne der Woche: Ein Viertel Holland bitte

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

1. April 2018

Liebe Potsdamerinnen, liebe Potsdamer,

können Sie sich noch daran erinnern, wie das Holländische Viertel zu Anfang der 90er Jahre ausgesehen hat? Die Mehrzahl der Häuser war in einem traurigen Zustand. Wohnen wollte in diesen Häusern eigentlich niemand: kaputte Dächer, Ofenheizungen, Sanitäranlagen, die dem Namen nicht verdienen. Verfall prägte ein einzigartiges bauhistorisches Quartier. Das Bild von morbiden Gebäuden im historischen Gewande habe ich noch heute deutlich in Erinnerung. Ich freue mich, dass wir mit einer Ausstellung die tolle Entwicklung des Holländischen Viertel bis zum heutigen Tage noch einmal vor Augen geführt bekommen.

Es war der wegweisende Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zur Wiederannäherung an den historischen Stadtgrundriss, der auch für das Holländische Viertel die Richtung vorgab: Die im September 1990 auf den Weg gebrachte und im März 1992 beschlossene Sanierungssatzung für das Holländische Viertel war die erste Sanierungssatzung Potsdams überhaupt. Sie regelte das Verhältnis von Gewerbe und Wohnen. Sie schob Immobilienspekulationen einen Riegel vor, sie schuf die Voraussetzung dafür, dass die Landeshauptstadt Potsdam Städtebaufördermittel in Anspruch nehmen konnte. Private Eigentümer wurden durch die steuerliche Förderung der Rekonstruktion von Denkmalen bei der Sanierung der einzigartigen Häuser unterstützt.

In einem guten Miteinander von öffentlichem und privatem Engagement konnte das Holländische Viertel seit 1991 grundlegend saniert werden. Es ist eines der lebenswertesten Quartiere der Landeshauptstadt und eine besondere touristische Sehenswürdigkeit. Darauf können wir zu Recht stolz sein. Der 1025. Geburtstag unserer Stadt ist Anlass dafür, sich in Erinnerung zu rufen, wie sehr sich das Holländische Viertel verändert hat. Wir zeigen deshalb erneut die Ausstellung „Ein Viertel Holland Bitte!“, die 2015 anlässlich der formalen Aufhebung der Sanierungssatzung erstellt wurde, vom 6. bis 27. April 2018 in der Wilhelmgalerie. Ich möchte Sie einladen, sich diese Ausstellung anzusehen und ausgestattet mit einem kleinen Plan, der Vorher-Nachher-Motive enthält, das Viertel neu oder wieder zu entdecken.

Ich freue mich auch darüber, dass der Verein zur Pflege der Niederländischen Kultur in Potsdam mit dem Jan-Bouman-Haus beständig die Geschichte des Quartiers wachhalten kann – die Geschichte vom Bau des Quartiers und seinen Bewohnern. Der Verein erzählt mit dem Haus auch seine eigene Geschichte – eine, die typisch ist für Potsdam: Es ist die Geschichte von ehrenamtlich tätigen Menschen, die mit Begeisterung, Elan und Selbstlosigkeit dafür sorgen, dass unsere Stadt lebenswert ist und bleibt. Kommen Sie vorbei und schauen sich das Haus an. Es lohnt sich.

Ich wünsche Ihnen nun schöne Osterfeiertage. Sie lesen von mir an dieser Stelle wieder in 14 Tagen.

Ihr
Jann Jakobs