Fritz Abraham und Johanna Abraham, geb. Fleischer

Das Foto zeigt die Stolpersteine für Fritz und Johanna Abraham.
© Uwe Klett, 2022
Stolpersteine für Fritz und Johanna Abraham (Foto: Uwe Klett, 2022)

Johanna Abraham führte mit ihrem Ehemann Julius Abraham viele Jahre ein Bekleidungsgeschäft in Nowawes. 1939 verstarb Julius Abraham; Johanna versuchte ihren Lebensabend im Altersheim der Jüdischen Gemeinde in Berlin zu verbringen. Sie wurde jedoch nach Theresienstadt deportiert, wo sie starb. Sohn Fritz gelang es, aus Deutschland herauszukommen und überlebte die NS-Zeit in Großbritannien.

Johanna Fleischer wurde am 28. März 1868 in Neuendorf (Czarnowo), Kreis Crossen (Krosno Odrzańskie) in der Familie des jüdischen Kaufmanns Samuel Fleischer und seiner Frau Liebchen, geborene Wolffsky, geboren. Mit 20 Jahren heiratete sie am 4. Juni 1898 in der Weberkolonie Nowawes den 21-jährigen jüdischen Kaufmann Julius Abraham. Das Haus in der Wilhelmstraße 36 (heute Alt Nowawes), in dem die Abrahams schon Jahrzehnte lang ein Bekleidungsgeschäft führten, erwarben sie 1929. Am 8. Juli 1939 verstarb Julius Abraham in Babelsberg. Für Johanna Abraham stellte sich drängender als je zuvor die Frage auf, ihre Heimat verlassen zu müssen, um ihr Leben zu retten. Außer dem Hauseigentum in Babelsberg war ihnen nichts geblieben. Noch im Juni 1939 musste Johanna das Haus verkaufen, um so jene Mittel aufbringen zu können, die es ihr gestatteten, ihren Lebensabend im Altersheim der Jüdischen Gemeinde Berlin, in der Großen Hamburger Str. 26, verbringen zu können. Nichts ahnend zog die 69-jährige nach Berlin in die „Vorhölle“ der Deportationen. Am 15. Dezember 1942 wurde sie zusammen mit ihrer 76 Jahre alten Schwester Therese Frankestein aus der Großen Hamburger Straße mit gut 100 weiteren Leidensgefährten in das Ghetto Theresienstadt mit einem „Altentransport“ deportiert. Nur drei Monate später fand sie dort den Tod. Sie überlebte ihre Schwester Therese, die am 19. Februar 1943 starb, nur um wenige Tage. Der Sohn Fritz versuchte verzweifelt, Deutschland zu verlassen. Arbeit fand er nicht mehr und lebte nur von der Unterstützung der Jüdischen Gemeinde in Potsdam. Die Emigration nach Shanghai scheiterte. Letztendlich konnte er Mitte 1939 nach Großbritannien entkommen. Den Erbteil aus dem Hausverkauf in Babelsberg beschlagnahmten die deutschen Behörden. Völlig mittellos lebte er erst einmal im Kitchener Camp in Richborough. Als Autofahrer für den Verkauf von Eiern verdiente er sich seinen Unterhalt. Später zog er in die Midlands und heiratete im Oktober 1941 in Darlington Lina Sternberg. In Birmingham verstarb er am 15. August 1974.

Adresse

Alt Nowawes 36
14482 Potsdam
Deutschland