Stehendes Mädchen, Fritz Cremer, 1960

Größe/Maße: ca. 1,70m (H) mit Grundplatte, ohne Sockel, Bronze auf Sandstein, Denkmalschutz
Stehendes Mädchen
© Dirk Alexander Schermer
Stehendes Mädchen (© Dirk Alexander Schermer)

Die 1960 gefertigte Bronzeplastik Stehendes Mädchen von Fritz Cremer (1906-1993) ist eine weitere Aktplastik aus dem Repertoire des Künstlers, welche unter dem Einfluss von Realismus und der sogenannten Ausdrucksplastik steht. Das Stehende Mädchen mit dem etwas spröden Reiz einer jungen pubertierenden Frau verdeutlicht den thematischen Kontrast gegenüber den Porträtbüsten und politischen Mahnmalen Fritz Cremers. Aber auch innerhalb der Aktplastik bildet sie einen interessanten Gegensatz zu jenen Frauenplastiken, welche durch ihre reife Sinnlichkeit geprägt sind. 

Das Stehende Mädchen fällt vor allem durch ihre etwas ungewöhnliche und spannungsvoll bewegte Körperhaltung auf. Das weit nach vorn geschobene und fest aufgesetzte Spielbein setzt sich deutlich vom rückwärtig quergestellten Standbein ab und demonstriert somit eine selbstbewusste Haltung. Verstärkt wird diese Geste durch die leichte Verdrehung der Körperachse und die Haltung der Arme. Ein Arm pendelt bei geöffneter Hand locker und entspannt an der linken Seite herab, während sich der andere Arm hinter der rechten Körperseite etwas schüchtern zurückzieht und mit geöffneter Hand am Gesäß aufliegt.

Durch diese Konstellationen entsteht ein Wechselspiel aus zögerlichem Rückzug und vorsichtigem vorwärts Wollen. Auch der nach vorn gerichtete Blick offenbart ein selbstbewusstes Mädchen als aufmerksame Beobachterin der Umwelt und zugleich Verletzbarkeit und Skepsis. Damit will Fritz Cremer die Widersprüche des Alters des noch jungen Mädchens zeigen, ein Schwanken zwischen unsicherem Werden und selbstbewusstem Sein. Besonders das Gesicht verdeutlicht, wie auch später bei der Schwimmerin (1966), Fritz Cremers typische Auffassung einer vom Seelischen her bestimmten Darstellung der Frau, welche er nicht einfach nur als Akt, sondern als individuelles, fühlendes und denkendes Wesen plastisch gestaltet.

Fritz Cremers Akte variieren in ihrer Körperlichkeit und Ausdrucksfähigkeit, in denen die unterschiedlichen Erscheinungsweisen des Menschlichen erkennbar werden. Das Stehende Mädchen wird deshalb zum Spiegel der zunehmenden Selbstsicherheit einer heranwachsenden Generation, deren unmittelbare Nacktheit zum Symbol einer lebensbejahenden Zukunft in der DDR avanciert und dabei in einen wechselseitigen Dialog zwischen Garten und Kunst eintritt.

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