Schulessen kochen wie bei Muttern

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

wissen Sie, was in Ihrem Essen ist? Wo die Tomaten für den Ketchup herkommen oder die Früchte aus dem Tiefkühlfach oder das Gemüse auf der Tiefkühlpizza? Nein, können Sie auch nicht, weil es unser Lebensmittelrecht zulässt, dass dies nicht gekennzeichnet werden muss. Nur die Herkunft einer frischen Tomate muss nämlich gekennzeichnet werden, aber Früchte, die zu Salat, Ketchup oder für Dosentomaten verarbeitet werden nicht. Daher erschrecken Sie wahrscheinlich genauso wie ich, wenn tiefgefrorene Erdbeeren aus China auf den Mittagstellern unserer Kinder landen. Dass diese aufgrund einer Verunreinigung mit Noroviren auch noch für den massenhaften Ausbruch von Brech-Durchfall verantwortlich sind, macht doppelt nachdenklich. Und es bringt mich zu der Frage, was wir alle gemeinsam dafür tun können, dass Kinder ein angemessenes, gesundes Mittagessen in Schule und Kita erhalten. Ein guter Anlass darüber nachzudenken angesichts des zweiten Brandenburgischen Tages der Schulverpflegung an diesem Dienstag.

Es hilft im Grunde nur ein abwechslungsreiches, frisches Mittagsangebot mit Produkten aus der Region, gegessen in einer ruhigen und angenehmen Atmosphäre. Zwei Jahre ist es nun her, dass wir als Stadtverwaltung uns gemeinsam mit Caterern und Schulleitungen unter dem Motto „Jedes Kind isst gerne in der Schule" an einen Tisch gesetzt und gemeinsam Pläne für ein besseres Schulessen entwickelt haben. Wie immer in solchen Runden gab es zu den geplanten Verbesserungen große Zustimmung von allen Seiten. So sind unter anderem Ernährungsrichtlinien und Tipps für eine stressfreie Mittagszeit für die Schülerinnen und Schüler erstellt worden. Doch mussten wir schnell konstatieren: Den Willen, diese Maßnahmen umzusetzen, hatten am Ende nur einige wenige Schulen. Dabei war und ist es das Ziel, eine Essenskultur wieder zu beleben und den Schülern eine gesunde Alternative zu Döner, Burger, Pommes und Sandwichs zu geben.

In Potsdam haben immerhin zwei städtische Schulen eine eigene Küche, an der Produkte für das Mittagsessen frisch zubereitet werden. Zwei weitere Schulen planen Projekte, um das Angebot zu verbessern. Wir als Landeshauptstadt begrüßen solche Projekte und werden sie in dem uns zur Verfügung stehen Rahmen mit aller Kraft unterstützen. In der jetzigen Debatte über ein gesundes Schulessen habe ich mich auch an die Gründung einer Schulküche durch die Elterninitiative Spatzennest in Groß Glienicke vor etwa zwei Jahren erinnert. Dort hat man sich selbst verpflichtet, vor Ort zu kochen und mindestens 50 Prozent der Speisen aus Frischeprodukten zu verwenden. Außerdem werden keine Aroma- und Geschmacksverstärker verwendet und auch ein Mindestanteil muss aus biologischer Erzeugung kommen. Auch andere Potsdamer Caterer wie beispielsweise BlauArt haben sich zu biologischer Erzeugung bekannt und verwenden regionale Produkte. Ich bin mir im klaren darüber, dass dadurch Verunreinigungen des Essens wie zuletzt bei den Erdbeeren aus China nicht gänzlich ausgeschlossen werden - aber ein regionales Mittagessen frisch zubereitet ist sicher nährstoff- und vitaminreicher sowie appetitlicher. Denn wenn's schmecken soll wie bei Muttern, dann muss es auch gekocht werden wie bei Muttern.

Wir als Stadt haben in den letzten Jahren viele Speiseräume und Schulküchen beziehungsweise Essenausgabestellen neu gestaltet, ausgebaut und erweitert. Zugegeben, noch nicht alles ist geschafft. Aber wir bleiben dran, um auch die letzten Missstände zu beseitigen. Wir werden die Lebensmittelkontrollen noch einmal verstärken und die Schulleiter für das Thema sensibilisieren. So werden wir bei den nächsten Schulleiterberatungen auf die Empfehlungen der Initiative „Jedes Kind isst gerne in der Schule" hinweisen und bieten weitere Beratung an.

Nun ist noch eine Frage offen: Wie viel ist mir ein gesundes Mittagessen für mein Kind wert? Regionale Produkte, Bio, frisch zubereitet - das muss teuer sein. Muss es wirklich? In Groß Glienicke kostet das Mittagessen 2,30 Euro pro Tag. Das ist nicht viel teurer als andere Anbieter. Es geht also auch anders. Engagieren Sie sich, für das Wohl Ihrer Kinder durch ein angenehmes und gesundes Mittagessen!

Ich fahre jetzt für eine Woche in Urlaub und melde mich erst in zwei Wochen wieder an dieser Stelle. So lange wünsche ich Ihnen schöne und erfolgreiche Tage!

Ihr

Jann Jakobs


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