Ruhend-Fließend, Karl Menzen, 2006

In dieser monumentalen Stahlplatte vereinen sich zwei Pole: Ruhe und Fluss. Auf den ersten Blick wirkt das Monument wie eine aus zwei Stücken zusammengesetzte Platte, doch bei genauerer
Untersuchung wird nachvollziehbar, wie der Bildhauer Karl Menzen (*1950) den Stahl durch Schnitte und Verformungsprozesse aus einer Fläche in diese Gestalt geformt hat. Als eine aufgeklappte Stahlplatte, deren massiven Flächen nur noch über einen schmalen Streifen verbunden sind, schiebt sie sich als monumentaler Raumteiler in die Umgebung. Wie ein Seismograf nimmt die gewaltige Stahlwand die Schwingungen der Umgebung auf und gibt sie wiederum mit ihren Massen und Spannungszuständen in die Umgebung ab. Die innewohnende hochgespannte Energie sucht sich zu entladen und das Material verliert in diesem Prozess an Schwere und Festigkeit und erscheint bisweilen sogar schwerelos - die Balance zwischen den wirkenden Kräften sowie bewegenden und ruhenden Formen aufrechterhaltend.

Seit Oktober 2007 befindet sich das zehn Tonnen schwere Monument Ruhend-Fließend auf dem Sockel. Trotz seiner Massen und Volumen zeigt sich die Skulptur nicht statisch, sondern animiert einen fließenden Vorgang. Die simultane Darstellung von Ruhen und Fließen entwickelt sich aus einer gemeinsamen Form heraus und kontrastiert miteinander unter Einbeziehung des umgebenden Raumes. Ohne schmückende Details verdeutlicht Karl Menzens Skulptur jene gegensätzlichen Zustände. Zusammen mit der Reduktion auf eine klare Form und unter Einbeziehung von Spannungen im Bildraum offenbaren sich in Ruhend-Fließend Prinzipien des Futurismus und Konstruktivismus. Die Schwere des Materials steht im Spannungsverhältnis zur formalen Leichtigkeit der Skulptur. Genau diese Eigenschaften verbinden sich in Karl Menzen raumgreifenden Figurationen zu Skulpturen in Metall und der Betrachter kann sich in der spannenden Aufgabe üben, dieses Kunstobjekt für sich Erkenntnis bringend zu erschließen.