Kolumne der Woche: Vorbild in der Wohnungspolitik

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

22. November 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

vor kurzem habe ich den 166.666 Potsdamer begrüßen können – und ihm, wie bei der Grundsteinlegung angekündigt, ein Jahresticket für das neue Sport- und Freizeitbad am Brauhausberg gespendet. Bis zum Jahr 2030 wird unsere Einwohnerzahl auf 192.952 anwachsen. Da braucht es Wohnungen. Denn neuer Wohnraum verringert den Druck auf den Wohnungsmarkt, der durch die Attraktivität unserer Stadt und den Zuzug ansonsten stark steigen würde. Ohne neue Wohnungen wird das Angebot knapper, und somit auch teurer.
 
Diese Entwicklung haben wir bekanntlich schon vor fünf Jahren erkannt und die entsprechenden Folgerungen getroffen: Das stadteigene Wohnungsunternehmen Pro Potsdam wurde beauftragt, bis 2019 1000 Wohnungen zu bauen. Zudem hat die Stadtverwaltung die Potentialflächen für Wohnungsbau ermittelt – aktuell für etwa 16.000 Wohnungen – und schnelle Baugenehmigungen in Aussicht gestellt. Um bezahlbaren Wohnraum zu fördern, hat die Pro Potsdam ein soziales Bonussystem namens Balanced Scorecard eingeführt und angekündigt, weitere 500 Sozialwohnungen zu bauen. Darüber hinaus ist beabsichtigt, in weitere Quartiere zum Erhalt der Lebensqualität noch einmal in den nächsten Jahren 32 Millionen Euro zu investieren.
 
Diese intensive Potsdamer Wohnungspolitik hat jetzt auch den Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) so überzeugt, das er uns in seinem Marktmonitor 2015 ein ausgezeichnetes Zeugnis ausgestellt hat. Nur mit Flexibilität, Pragmatismus und Mut werden wir verhindern können, dass sich die Wohnungsmarktlage in Teilen unserer Region zu einer Wohnungsnot zuspitzt – so die BBU-Vorsitzende Maren Kern. Das habe Potsdam im Gegensatz zu Berlin erfolgreich getan.
 
Der Verband sagt auch, bis zum Jahr 2030 seien rund 10.000 Neubauwohnungen für Potsdam nötig. Im vergangenen Jahr waren mit 1083 wieder etwas mehr als 1000 fertig gestellte Wohnungen. Wenn wir diesen Trend halten, sind wir auf dem allerbesten Weg. Von Wohnungsnot also, wie uns einige Scherzbolde mit ihren irrigen Plakaten in der Innenstadt derzeit weismachen wollen, kann also überhaupt keine Rede sein. Der BBU lobt im Übrigen auch, dass die Landeshauptstadt jetzt ein wohnungspolitisches Konzept vorgelegt hat – vorbildlich im Gegensatz zu anderen Städten und Kommunen, so das Urteil des Verbandes der hiesigen Wohnungsunternehmen. Dieses Urteil freut mich.
 
Das ist aber auch nicht alles. Was in der wohnungspolitischen Debatte leider etwas vergessen wird, ist, dass die Landeshauptstadt mit Unterstützung des Landes die Mietpreisbindungen für 4000 Wohnungen verlängern konnten - bei einer Kaltmiete von 5,50 Euro. Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren erst am Schlaatz und nun in Drewitz erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet, um die Wohn- und Lebensqualität zu verbessern. Stichwort: grünes Kreuz in Drewitz. Ich finde, in beiden Stadtteilen kann sich das Ergebnis sehen lassen. Nicht zu vergessen, dass wir bei den Restitutionsobjekten mit der Pro Potsdam einen Beteiligungsprozess in der Behlertstraße und am Brauhausberg eingeleitet haben, um eine sozialverträgliche Sanierung zu ermöglichen. Und auch die Mietpreisbremse in der Landeshauptstadt kommt zum 1. Januar 2016.
 
Alles in allem ist das ein wohnungspolitischer Kurs, der versucht, rasch neue Wohnungen zu schaffen, die Mieten im Bestand auf möglichst lange Sicht zu sichern und die Lebensqualität in allen Stadtteilen beizubehalten oder sogar zu erhöhen. Natürlich ist das ein Spagat, denn das kostet viel Geld, das wir als Stadt und die Pro Potsdam als stadteigene Gesellschaft auch erwirtschaften muss. Aber es lohnt sich. Und wir bleiben am Ball. Ich verspreche Ihnen, dass wir dieses Thema weiter im Blick behalten.

Ihr
Jann Jakobs