Kolumne der Woche: Im Dialog bleiben

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

in der kommenden Woche steht Potsdam wieder im Fokus der Weltpolitik: Der 14. Petersburger Dialog findet in der Landeshauptstadt statt. Dieses Jahr ist es ein besonderer Dialog. Denn im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung  wegen des Konfliktes in der Ukraine kurzfristig abgesagt. Der Dialog war unterbrochen. Potsdam ist jetzt also der Ort, an dem der Dialog wieder aufgenommen werden soll. Das begrüße ich sehr.

Im Kaiserbahnhof am Park Sanssouci treffen sich Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten und sprechen über „Modernisierung als Chance für ein gemeinsames europäisches Haus“. Ich freue mich, zum wiederholten Male in diesem Jahr ein solch hochkarätig besetztes Treffen begrüßen zu dürfen. Langsam kommen wir in Übung.

Potsdam hat mit der Potsdamer Konferenz einen Platz in der Weltgeschichte eingenommen. Bei den Veranstaltungen zum 70. Jahrestag des Abkommens wurde deutlich, welch wichtige Rolle diese Stadt nach wie vor in der Erinnerung an diesen wichtigen Teil europäischer Geschichte spielt. Daran knüpft der Petersburger Dialog des früheren Kanzleramtschefs Ronald Pofalla und des früheren russischen Ministerpräsidenten Wiktor A.Subkow bewusst an.

Modernisierung als Chance bedeutet für mich, dass wir uns alle gemeinsam bewegen und gegebenenfalls neue Pfade beschreiten müssen. Denn die Herausforderungen sind vielfältig und die Auswirkungen auf unseren Lebensalltag sehr konkret, wenn Sie nur an die Kriegsflüchtlinge aus Syrien denken und den Konflikt, der diesem Krieg zugrunde liegt. Hier stellen sich grundsätzliche Fragen. Wie verändern derartige Konflikte unser Europa? Gibt es Lösungswege, die wir mit den Russen gemeinsam gehen können? Antworten auf diese Fragen sind kompliziert. Und sie sind überhaupt nur zielführend, wenn man sie gemeinsam trifft. Deshalb ist der Petersberger Dialog auch so wichtig. Deutsche und Russen müssen im Dialog bleiben. Dass dies in unserer Landeshauptstadt passiert, ist kein Zufall.

Denn die Beziehungen zwischen Potsdam und Russland sind besonders. Sie gehen zurück bis zur Zarenzeit. Doch auch heute noch ist die Stadt reich an russischem Leben. In Potsdam gibt es viele Relikte, die auf die lange Geschichte der Stadt hinweisen. Deutsche, holländische, italienische und russische Architektur prägen das Gesicht Potsdams, aber viele historische Gebäude haben nicht nur mit der Geschichte, sondern auch mit dem heutigen Leben viel zu tun. Dies gilt vor allem für die russischen Spuren in der Stadt. Bis heute bilden Potsdamer mit russischem Pass den größten Anteil an Ausländern in der Stadt – vor den Polen und Ukrainern. Als Muttersprache geben sogar rund 2300 Potsdamer Russisch an.

Bei einer so intensiven Beziehung kann es natürlich nicht nur positive Erinnerungen geben. Wer immer wieder gerne über die Kolonie Alexandrowka spricht, darf die Gedenkstätten in der Lindenstraße und Leistikowstraße daher nicht verschweigen. Auch das gehört zur Geschichte Potsdams.

Ihr
Jann Jakobs