Kolumne der Woche: Flüchtlinge willkommen heißen

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

17. Mai 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

was in den vergangenen Wochen bereits in den Medien berichtet wurde, steht nun auch für Potsdam fest. Die Zahl der Asylbewerberinnen und Asylbewerber wird in diesem Jahr auf Rekordhöhe steigen. Etwas mehr als 900 Flüchtlinge werden in Potsdam in diesem Jahr ein neues zu Hause finden - teilweise befristet, für einige von ihnen aber auch für immer.

Immer wieder muss ich an die Schicksale denken, die wir uns in dieser Welt kaum vorstellen können: Krieg, Zerstörung, Verfolgung und absoluten Armut – jeder einzelne Grund ist schlimm genug und so existenziell, dass Menschen freiwillig ihre Heimat verlassen. Das können wir kritisieren, aber sicher würden 99 Prozent von uns in solchen Situationen nicht anders handeln als die Menschen, die jetzt zu uns kommen auf der Suche nach Sicherheit.

Es ist eine große Herausforderung, den Flüchtlingen eine gute Unterkunft zu bieten. Mindestens genauso anstrengend ist es aber, die Betreuung durch Sozialarbeiter in den jeweiligen Unterkünften abzusichern. Und dank Ihnen, liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, ist in den vergangenen Jahren eine freundliche Willkommensatmosphäre für die Menschen nach ihrer Flucht entstanden. Dank Ihrer offenen Arme, Ihrem oft vorhandenen Verständnis für die Situation der Flüchtlinge habe ich in den vergangenen Monaten eine Solidarität erlebt, die einfach wunderbar ist. Ich bin davon überzeugt, dass wir auch in den kommenden Monate und Jahren gemeinsam für eine starke Zivilgesellschaft gegen Rassismus und Ausgrenzung kämpfen.

Ein Zeichen setzt ein erneutes Willkommensfest am Freitag der nun folgenden Woche. Organisiert aus der Mitte der Gesellschaft von Unternehmerinnen und Unternehmen dieser Stadt. Es soll nicht nur ein Fest für die Menschen sein, die in Potsdam ein neues zu Hause finden. Sondern auch für jene, die helfen können, es wollen und es auch tun, dass den Menschen aus anderen Ländern hier in Potsdam anständig aufgenommen werden.

Unser Ziel ist es weiterhin, Flüchtlinge gleichmäßig in kleinen und mittelgroßen Unterkünften im Stadtgebiet zu verteilen. Nur so kann Integration gelingen. So werden in diesem Jahr noch neue Unterkünfte in der Waldsiedlung Groß Glienicke, An den Kopfweiden in der Teltower Vorstadt und in der David-Gilly-Straße im Bornstedter Feld eröffnet. Um die Unterbringung in Sporthallen und Zeltstädten zu vermeiden, werden erneut alle Möglichkeiten geprüft, um Unterkünfte zu errichten. Erst in der vergangenen Woche haben wir als Landeshauptstadt aufgrund der Situation einen Aufruf gestartet, damit sich private Investoren am Bau der Unterkünfte beteiligen.

Es gibt schon erste Interessenten und ich bin mir sicher, dass wir damit zumindest langfristig wieder neue Wohnheimplätze schaffen können. Die Bauten werden dann für vielleicht zehn oder 15 Jahre für Flüchtlinge genutzt oder zum Teil für Studierende und Flüchtlinge und können später komplett dem Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen.
Diese Aufgabe kann aber nicht die Kommune alleine bewältigen. Diese Menschen brauchen nicht den Staat, sondern Menschlichkeit. Diese Menschen brauchen Sie, liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, die ihnen helfen ein neues Leben aufzubauen. Helfen Sie, schließen sie Patenschaften, spenden Sie und lehnen Sie sich gegen latenten Alltagsrassismus in der Nachbarschaft. Ich zähle auf Sie.

Ihr
Jann Jakobs