Kolumne der Woche: Eine Woche im Zeichen der Frauen

Oberbürgermeister Jann Jakobs
© Oberbürgermeister Jann Jakobs
Oberbürgermeister Jann Jakobs

1. März 2015

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

diese Woche steht in Potsdam ganz im Zeichen der Frauen. Wir begehen die Brandenburgische Frauenwoche - und das bereits zum 25. Mal. Für mich ist das ein guter Anlass für eine Bestandsaufnahme: Wie weit sind wir in unserer Stadt beim Thema Gleichstellung bisher gekommen? Was haben die Diskussionen und Anstrengungen der vergangenen Jahre gebracht? Was muss sich noch verändern?

Zunächst einmal haben wir in Potsdam eine hohe Erwerbstätigenquote von Frauen und einen hohen Frauenanteil bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das ist erfreulich. Die Landeshauptstadt verfügt außerdem über eine hervorragende Ausstattung mit Angeboten der Kinderbetreuung, die dazu beiträgt, dass viele Frauen sich beruflich entwickeln können. Besonders froh bin ich über die gut funktionierenden Strukturen zum Schutz gewaltbetroffener Frauen und ihrer Kinder und die Präventionsarbeit, die in dieser Hinsicht geleistet wird.

All diese Erfolge täuschen aber nicht darüber hinweg, dass Chancengleichheit noch nicht auf allen Ebenen erreicht ist. Das fängt mit „kleineren“ Themen wie zum Beispiel der Benennung von Straßen mit weiblichen Namen an. Eine Diskussion, die in der Vergangenheit in Potsdam einige Gemüter erhitzt hat und die, wie ich finde, auch zu Recht geführt wird. Die Potsdamer Geschichte steht auch auf dem Fundament des Wirkens ihrer Frauen. Es gilt, diese zu entdecken und zu würdigen und ihnen den gebührenden Platz einzuräumen. Dazu gehört eben auch die Benennung von Straßen.

Aber auch auf dem Gebiet der Kommunalpolitik besteht noch ein Ungleichgewicht. Ich fände es wichtig, wenn sich noch mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren würden und ihnen der Weg dazu erleichtert würde. Ich bin sicher, dass ihre Lebenserfahrung, ihr Blick auf die kommunalpolitischen Themen eine Bereicherung für unsere Stadt wären. Allerdings müssen wir uns auch selbstkritisch fragen, ob die Rahmenbedingungen, in der Kommunalpolitik stattfindet, die richtigen sind. Späte Sitzungstermine und lange Debatten machen es Frauen, aber auch Männern mit Familienpflichten nicht gerade leicht, sich zu engagieren.

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in einigen Bereichen ebenfalls noch verbesserungswürdig. Das trifft zwar nicht auf die Potsdamer Stadtverwaltung zu, aber beispielsweise auf die Unternehmen der Landeshauptstadt Potsdam, deren Geschäftsführer fast ausschließlich Männer sind. Hier sollten wir zukünftig auf ein ausgeglicheneres Verhältnis achten.

Die Erfahrung zeigt uns, dass es Zeit braucht, bis in einzelnen Bereichen wirkliche Gleichstellung erreicht ist. So heißt auch das Motto der diesjährigen Frauenwoche „Weite Wege zur Gerechtigkeit“. Unter diesem Titel weisen viele Veranstaltungen, Begegnungen und Diskussionen auf die Aufgaben hin, die noch vor uns liegen. Die Voraussetzungen, sie zu bewältigen sind in unserer Stadt sehr gut: Die städtische Gleichstellungsbeauftragte, das Potsdamer Frauenzentrum, die Verbände und Netzwerke leisten eine engagierte Arbeit. Diese gilt es zu unterstützen - und zwar nicht nur in der Frauenwoche, sondern das ganze Jahr über. Schließlich profitieren wir alle davon, wenn Gleichstellung tatsächlich in allen Lebensbereichen durchgesetzt wird.

Ihr

Jann Jakobs