Kein Pflichteintritt für Sanssouci!

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

Weltkulturerbe, Naherholungsgebiet, grüne Lunge im Herzen Potsdams. Mit diesen Begriffen ist der Schlosspark Sanssouci kurz umschrieben. Wenn es nach den Vorstellungen der Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg geht, wird von 2013 an ein Parkeintritt für den Schlosspark verlangt. Zwar nahm der Stiftungsrat das Thema von seiner Tagesordnung am kommenden Mittwoch, aber das Vorhaben steht weiter im Raum.

Ich lehne diesen Vorschlag nach wie vor ab. Es gibt viele gute Gründe, die dagegen sprechen. Zwei Argumente sind aus meiner Sicht entscheidend: Im Unterschied zu vielen anderen Schlossparks in europäischen Metropolen liegt Sanssouci inmitten einer Stadt. Er ist innerstädtische Erholungsfläche und somit grüne Lunge für viele Bürger. Zum zweiten nutzen ihn viele Potsdamerinnen und Potsdamern, um von einem Punkt der Landeshauptstadt zum anderen zu gelangen. Dazu sind die mehr als 25 Eingänge von überall her frei zugänglich. Auch das will die Stiftung verändern. Künftig sollen es nur noch 15 Zugänge sein.

Ein Blick in die Stiftungssatzung ist übrigens auch hilfreich. Darin steht ausdrücklich, dass der Schlosspark als Erholungsgebiet betrachtet wird und sicherzustellen ist, dass die Öffentlichkeit die Anlagen nutzen könne. Wörtlich heißt es dann klipp und klar: "Eintrittsgeld für die Benutzung der Schlossgärten und Parkanlagen wird grundsätzlich nicht erhoben." Ich habe in diesem Zusammenhang das Kommunalwissenschaftliche Institut der Universität Potsdam gebeten, ein Rechtsgutachten zu erstellen, um diesen Widerspruch zur Auffassung der Stiftung zu klären.

Es ist unbestritten, dass die Schlösserstiftung einen hohen Pflegeaufwand für den Park Sanssouci betreiben muss. Die Schönheit der Anlagen, die Pracht der herrlichen Blumen und Pflanzen kann nur mit sorgfältiger gärtnerischer Pflege erhalten werden. Ich selbst konnte mich immer wieder bei vielen Veranstaltungen davon überzeugen, dass die Gärtner hervorragende Arbeit leisten.

Der Park Sanssouci trägt nicht zuletzt auch zur Identifikation der Potsdamerinnen und Potsdamer mit ihrer Landeshauptstadt bei. Der brandenburgische Heimatdichter Theodor Fontane hat schon vor langer Zeit geschrieben: "Von Potsdam aus wurde Preußen aufgebaut, von Sanssouci aus durchleuchtet." Wer dieses wundervolle Ensemble aus Schlössern und Gärten auch in den kommenden Jahrzehnten durchleuchten möchte, der muss es auch durchschreiten können. Wir sollten ausgerechnet im Friedrich-Jahr keine Entscheidung treffen, die am Ende auf dem Rücken der Potsdamerinnen und Potsdamer ausgetragen wird.

Die Landeshauptstadt Potsdam beteiligt sich gerne daran, das Dilemma aus hohem Pflegeaufwand und fehlenden Mitteln in Höhe von 4,5 Millionen Euro aufzulösen. Aber nicht mit einem Parkeintritt! Zumindest die Potsdamerinnen und Potsdamer müssen davon verschont bleiben! Zu Recht könnte man nämlich auch argumentieren, dass dann bitte schön auch die Berliner im Park des Schlosses Charlottenburg zur Kasse gebeten werden können. Soweit sollte es aber nicht kommen.

Ihr

Jann Jakobs

Downloads

  1. OB-Kolumne vom 08.01.2012_Bürger, plant die Schwimmbadzukunft.pdf
  2. OB-Kolumne_1_Erfolgreich hinein ins Friedrich-Jahr 2012.pdf