Internationales Museumsquartier in der Mitte

22. September 2013

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

wann wurde Potsdam erstmals urkundlich erwähnt? Ab wann erfolgte der Ausbau zur Residenzstadt? Welche Rolle spielte das Bürgertum in Kunst, Kultur und Stadtgestaltung? Die Antworten auf diese Fragen sind für viele Potsdamer wahrlich nicht schwer - und dennoch lohnt sich der Weg in die neue Dauerausstellung des Potsdam Museums, die am Sonntag eröffnet wurde. Es ist eine Eröffnung, die ein weiterer Schritt hin zu einem international beachteten Museumsquartier Potsdam rund um den Alten Markt bedeutet.

Kunst- und Ausstellungsliebhaber erleben in den kommenden Monaten ein Feuerwerk in der Potsdamer Innenstadt. Nach der neuen stadtgeschichtlichen Ausstellung im Alten Rathaus, dem Forum für Kunst und Geschichte, folgen in den nächsten Etappen die Wiedereröffnung des Filmmuseums Potsdam im früheren Marstall des Stadtschlosses und im Jahr 2016 die Eröffnung des Kunstmuseums von Hasso Plattner im Palazzo Barberini. Als vierter Museumsstandort innerhalb von 500 Metern ist das Haus der Brandenburgisch Preußischen Geschichte im Kutschstall ein Anlaufpunkt für Geschichtsinteressierte. Etwas weiter entfernt, aber nicht weniger interessant befinden sich die Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 sowie das Naturkundemuseum. Mit diesem wunderbaren Mix aus Stadtgeschichte, Preußen, deutscher Film- und Fernsehgeschichte sowie internationaler Kunstausstellung inmitten des Zentrum und rund um den neuen Landtag im wiedererrichteten Stadtschloss wird die Landeshauptstadt zu einem bedeutenden Kunst- und Museumsstandort.

Mit guten Veranstaltungen und Kooperationen der jeweiligen Einrichtungen sowie einem Standortmarketing sollte es gelingen, die einst verkehrsreichste Kreuzung Potsdams zu einem weiteren Kunst- und Museumsquartier neben der Schiffbauergasse aufzubauen. Ein Skulpturenpfad mit Projektionen bedeutendender nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler wird die beiden Kunststandorte der bildenden und der darstellenden Kunst entlang der Havel verbinden. Vom Jahrhundertschritt Wolfgang Mattheuers im Hof des Kunstmuseums von Hasso Plattner, wo sicher auch Werke von Claude Monet und Pablo Picasso zu sehen sein werden, werden weitere 14 Skulpturen den zwei Kilometer langen „Walk of modern art" ins Kunst- und Kulturquartier Schiffbauergasse begleiten.

In dieser Woche nun hat die Schau zur Stadtgeschichte Potsdams eröffnet. Schon das ist ein Meilenstein, war doch das Potsdam Museum in der Benkertstraße 3 eher im Schattendasein des öffentlichen Interesses. Der neue Standort im Alten Rathaus wird dem Museum um Direktorin Dr. Jutta Götzmann die Aufmerksamkeit geben, das es verdient. Beachtet von der Kunstszene, angenommen von der Öffentlichkeit. Das hat schon der rege Zuspruch der ersten Sonderausstellung im Friedrich-Jahr gezeigt.

In der neuen ständigen Ausstellung veranschaulichen gut 500 Objekte elf Themen der Potsdamer Stadtgeschichte. Erzählt wird nicht streng chronologisch, sondern themenorientiert, bisweilen über mehrere Jahrhunderte hinweg. Beantwortet wird die Frage, welche Entwicklungen, Personen, Beziehungen Potsdam seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung 993 bis heute geprägt haben. Und ob Potsdam allein auf seine Rolle seit dem Ausbau ab 1660 als Residenzstadt zu beschränken ist. Besondere Beachtung verdient in der Schau das Verhältnis von Stadt und Militär, das mit der Erhebung zur Garnisonstadt im Jahre 1713 durch Friedrich Wilhelm I. beginnt und sich bis zum Abzug der sowjetischen Truppen 1994 verfolgen lässt.

Die Frage nach der Rolle des Bürgertums für die Entwicklung von Kunst, Kultur und Stadtgestaltung wird anschaulich dargestellt und ist im Hier und Jetzt mit einem Satz zu beantworten: Ohne Sie, liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, ohne Ihr Interesse sowie ohne Mäzene, Investoren, Freundeskreise, Bürgerinitiativen und Mitarbeitende in den jeweiligen Einrichtungen gäbe es weder Kunst, Kultur noch Stadtgestaltung. Daher sage ich an dieser Stelle: Vielen Dank für Ihr Engagement für ein lebenswertes Potsdam.

Ihr Jann Jakobs


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