Herzlich Willkommen - wer Du auch bist!

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

mein momentanes Empfinden als Potsdamer Oberbürgermeister und Potsdamer Bürger kann ich in einem Wort ausdrücken: Stolz! Ich bin stolz, dass sich am Samstag zig-Tausende unserer Bürgerinnen und Bürger dem armseligen, braunen Mob entgegengestellt haben. Ich bin stolz darauf, dass wir den hassverzerrten Ideologien der Ewiggestrigen das Konzept von Toleranz und Miteinander entgegenhalten konnten. Und ich bin stolz darauf, dass Potsdam mehr und mehr zu einer wahrhaft interkulturellen und weltoffenen Stadt wird.

Als wir im Jahr 2008 das Neue Potsdamer Toleranzedikt verabschiedeten, wollten wir ein Zeichen setzen, dass die seit Jahrhunderten in Potsdam währende Tradition für mehr Toleranz und friedliches Miteinander heute lebendiger ist denn je. Und diese Botschaft ist angekommen, weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus. So ist es denn kein Wunder, dass der Ökumenische Vorbereitungsausschuss letztes Jahr an uns die Frage richtete, ob wir nicht Austragungsort für die bundesweite Auftaktveranstaltung der Interkulturellen Woche am 21. September werden wollten. Ich habe mit Freude zugesagt. Immerhin machen wir schon seit über 20 Jahren bei der Interkulturellen Woche mit. Diesmal sind 22 Potsdamer Organisationen aktiv dabei. Am 21. September findet die große Auftaktveranstaltung zur Interkulturellen Woche statt mit einem Straßenfest und einem Bundesweiten ökumenischen Auftaktgottesdienst in der Propsteikirche.

Die Interkulturelle Woche steht dieses Jahr unter dem Motto "Herzlich Willkommen - wer immer Du bist". Und das passt natürlich zu einer Stadt, die Migranten immer mit offenen Armen empfängt. Und das Programm der Woche hat es in sich. Ich persönlich freue mich besonders auf das Interkulturelle Straßenfest am 21. September, bei dem Potsdamer Migrantenorganisationen, Künstlerinnen und Künstler sich mit vielfältigen kulturellen und politischen Beiträgen auf der Bühne präsentieren.

Potsdam ist ein starker Wissenschafts- und ein global agierender Medienstandort. Wir wollen Weltoffenheit, wir brauchen Weltoffenheit und wir leben Weltoffenheit. Und diese Toleranz und Freude an der Vielfalt macht nicht bei Wissenschaftlern und Filmschaffenden halt. Sie schließt auch und gerade Menschen ein, die in ihren Heimatländern verfolgt werden, die heimatlos durch die Welt ziehen und doch nur eine Chance brauchen, so etwas wie ein normales Leben zu führen - frei von Verfolgung, frei von Repression und ohne tägliche Todesangst.

Wir möchten deshalb auch Asylbewerbern die Möglichkeit der wirklichen Teilhabe in unserer Stadt geben und unterstützen Initiativen und Entscheidungen wie das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Juli 2012, nach dem die Leistungen für Asylbewerber erhöht werden müssen, weil sich die Lebenshaltungskosten auch für diese Menschen erhöht haben.

Wir tun viel dafür, dass Integration in Potsdam wirklich funktioniert. Unsere Beauftragte für Migration und Integration ist mit ihrem Team unermüdlich dabei, die Rahmenbedingungen für Bürgerinnen und Bürger ohne deutschen Pass zu verbessern. Mit einigem Erfolg. Wir freuen uns darüber, dass die Zahl der Potsdamerinnen und Potsdamer mit ausländischem Pass von 891 im Jahr 1992 auf 6969 im Jahr 2011 angestiegen ist und weiter steigt. Und es freut mich besonders, dass wir dieses Jahr ein kleines Jubiläum feiern dürfen: 20 Jahre Migrantenbeirat - zwanzig Jahre, in denen der Beirat die Organe der Stadtverordnetenversammlung und ihrer Ausschüsse beraten hat, zwanzig Jahre der Förderung der gesellschaftlichen und kulturellen Integration ausländischer Bürger. Meinen herzlichsten Glückwunsch!

Abschließend möchte ich alle Potsdamerinnen und Potsdamer herzlich einladen, sich an der Interkulturellen Woche zu beteiligen. Empfangen Sie unsere Gäste mit offenen Armen! Es könnten Ihre Nachbarn von Morgen sein.


Ihr

Jann Jakobs



Zu allen Kolumnen kommen Sie hier.