Gemeinsam Gedenken


Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ist ein Tag der Trauer, der Scham und der Wut über die Verbrechen des Nationalsozialismus an sechs Millionen Juden und den anderen Opfern des NS-Terrorregimes. Es ist ein Tag des kollektiven Erinnerns, ein Tag der Gemeinsamkeit.

Leider hatten wir in Potsdam in diesem Jahr die absurde Situation, dass Veranstaltungen zum Gedenktag von verschiedensten Gruppen an unterschiedlichen Orten abgehalten wurden. Ich selbst habe an der sehr ergreifenden Veranstaltung in der Gedenkstätte Lindenstraße teilgenommen und ich wünsche mir, dass wir nächstes Jahr eine zentrale, gemeinsame Holocaust-Gedenkveranstaltung organisieren können.

Lassen Sie mich kurz begründen, warum ein gemeinsames Gedenken so wichtig ist. Eine weltoffene Stadt wie Potsdam kann und muss es sich leisten, dass über wichtige Themen differenziert argumentiert und demokratisch gestritten wird. Die spannenden, beinahe täglichen Diskussionen über alle möglichen städtebaulichen und stadtgestalterischen Fragen in der Landeshauptstadt belegen dies. Aber am Tag der Erinnerung an die düstersten Kapitel der deutschen Geschichte - nur wenige Kilometer entfernt vom Ort der Wannseekonferenz - müssen wir alle zusammenstehen, wenn es gegen Fremdenhass und Ausgrenzung, gegen Rassenwahn und braunen Terror geht.

Wir dürfen es nicht zulassen, dass unsere Erinnerungskultur zweckentfremdet wird, dass getrennt erinnert wird, wo doch gemeinsames Gedenken über Parteigrenzen hinweg nötig ist und dass die Deutung historischer Ereignisse alten, längst überkommen geglaubten ideologisch geprägten Denkmustern anheimfällt. Die Trauer, die Wut, die Fassungslosigkeit über den Holocaust - sie alle haben die Kraft die Potsdamerinnen und Potsdamer zu einen. Lassen Sie uns diesen Brennpunkt der Erinnerung nutzen, um laut und deutlich zu sagen: Potsdam steht zusammen im Gedenken an den Holocaust! Potsdam bietet allen rechtsradikalen Umtrieben die Stirn! Potsdam steht vereint gegen braunen Terror!

Und dass diese Einigkeit in Potsdam möglich ist, zeigte der Aufzug und die Veranstaltung vom Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" Anfang Dezember letzten Jahres in der Waldstadt anlässlich des kurz zuvor am selben Ort abgehaltenen Fackelmarsches von Rechtsextremisten. Dieses parteiübergreifende Bündnis, in dem alle politischen Parteien und die gesellschaftlichen Gruppen gemeinschaftlich zusammenarbeiten, ist ein Unterpfand für den Kampf gegen den Rechtsextremismus. Hier stehen die Potsdamer Bürgerinnen und Bürger zusammen. Das wünsche ich mir auch für jeden 27. Januar!

Ich werde mich daher mit aller Kraft dafür einsetzen, dass wir im nächsten Jahr eine gemeinsame Holocaust-Gedenkveranstaltung für alle Potsdamer Bürgerinnen und Bürger an einem zentralen Ort der Landeshauptstadt bekommen werden. Ich werde einen parteiübergreifenden Vorschlag ausarbeiten und baldmöglichst vorlegen.

Natürlich werde ich Sie an dieser Stelle über das weitere Verfahren zum gemeinsamen Gedenken informieren.


Ihr

Jann Jakobs

Downloads

  1. OB-Kolumne vom 08.01.2012_Bürger, plant die Schwimmbadzukunft.pdf
  2. OB-Kolumne_1_Erfolgreich hinein ins Friedrich-Jahr 2012.pdf