Forschungsfenster in Potsdams Mitte

9. März 2014

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

was verbindet die Wissenschaftler Jacob Paul von Gundling, Hermann von Helmholtz, Karl Foerster und Albert Einstein eigentlich mit der Landeshauptstadt? Sie haben zu ihrer Zeit in oder für Potsdam gewirkt, die Stadt mit ihrer Arbeit vorangebracht und sind im Stadtbild noch heute wiederzufinden – sei es als Namensgeber einer Straße (Gundling, Helmholtz, Foerster, Einstein), einer Schule (Foerster, Helmholtz) oder eines Sonnenobservatoriums (Einsteinturm). Wissenschaft war und wird in Potsdam großgeschrieben. Etwa 9000 der rund 161.000 Potsdamerinnen und Potsdamer arbeiten in den wissenschaftlichen Einrichtungen. Zu ihnen gehören die Universität, die Fachhochschule, die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ und mehr als 40 wissenschaftliche Einrichtungen. Wir haben dies auch mit Themenjahren der Landeshauptstadt gewürdigt – zuletzt im Jahr 2013.

Nun ist mit der Wissenschaftsetage (WIS) im Bildungsforum ein neues Highlight hinzukommen. In dem Gebäude am Platz der Einheit, in dem früher allein die Stadt- und Landeshauptstadt untergebracht war, ist neben der Volkshochschule nun auch eine Wissenschaftsetage eingezogen. Das Haus ist komplett. Es ist ein Schaufenster der Wissenschaft in der Potsdamer Mitte. Eine Vertreterin der Universität Potsdam sagte bei der Eröffnungsfeier, man habe so etwas wie eine „Wohngemeinschaft“ gegründet. Ich finde, das passt perfekt ebenso auf das gesamte Haus wie auf die Nutzer der Wissenschaftsetage.

Die WIS beheimatet den Träger der Ausstellung, den Verein proWissen, das Forschungsnetzwerk pearls, die Potsdam Graduate School und die UP Transfer GmbH. Sie ist künftig ein wichtiger Standort für Wissenschaftskommunikation, -management und -transfer in Potsdam und Brandenburg. Sie soll Treffpunkt sein für Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Und sie soll die Wissenschaften ins Herz der Stadt holen. Besonders spannend finde ich vor allem die Ausstellung „Forschungsfenster“, in der auf 300 Quadratmetern ein Fragenkabinett versucht, wissenschaftliche Inhalte auf sehr illustre Weise zu vermitteln. Beispielsweise erhält man Antworten auf Fragen wie „Kann man Augenlicht erneuern?“, „Kann freiwillige Armut reich machen?“ oder „Kann man das Universum hören?“ 24 Studierende haben sich an dem Projekt beteiligt: neun Kommunikationsdesigner, acht Produktdesigner, sechs Interfacedesigner und ein Bauingenieur. Ich möchte Ihnen die Ausstellung ans Herz legen. Sie macht großen Spaß!

Ich bin überzeugt, dass das nun komplette Bildungsforum ein großer Besuchermagnet für die Potsdamer Mitte sein wird. Man spürt das jetzt schon. Natürlich muss da in erster Linie die neu gestaltete Stadt- und Landesbibliothek genannt werden, die einen Besucherrekord nach dem anderen knackt. In diesem Jahr haben schon fast 55.000 Potsdamerinnen und Potsdamer die Einrichtung besucht. Das sind pro Tag durchschnittlich 1044 Personen. Seit dem 7. September 2013 waren es insgesamt 152.150 Besucher. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2012 kamen in die Hauptbibliothek im Ausweichquartier 154.500 Besucher. Das springt hoffentlich auf das gesamte Haus über. Auf jeden Fall belebt es die Potsdamer Mitte enorm. Ich denke, im besten Fall profitieren alle davon. Und das Forschungsfenster bekommt Besuch und strahlt zugleich nach außen.

Am Ende möchte ich noch einmal an Staudengärtner Karl Foerster erwähnen. Von ihm stammt das Zitat: „Die Natur hat lieber jemanden, der sich mit einem fruchtbaren Garteneinfall aus der Hängematte erhebt, als jemanden, der den ganzen Tag ohne Einfall im Garten umherrast.“ Ich denke, die Wissenschaftsetage war ein fruchtbarer Einfall. Sie gehört ins Zentrum. Karl Foerster würde am heutigen Sonntag übrigens seinen 140. Geburtstag feiern. Wir feiern ihn und freuen uns über seine Hinterlassenschaft – die schönsten Gärten in Potsdam.

Ihr

Jann Jakobs