Attraktive Lebensräume schaffen

24. Februar 2013

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

fast alle von uns haben kleine Kinder oder Enkel, mit denen wir auf Spielplätze gehen oder uns in der Stadt bewegen. Ich habe vier Kinder - mit denen ich allerdings keine Spielplätze mehr besuche. Aber mit den Enkeln. Und jedes Mal frage ich mich, ob es ausreicht, in unserer
Gesellschaft allein die Spielplätze für Kinder zu gestalten. Wäre es nicht sinnvoll, auch den öffentlichen Raum insgesamt so zu planen und zu gestalten, dass er für Kinder gleichermaßen attraktiv ist wie für Erwachsene?

In der Potsdamer Verwaltung gibt es seit Jahren eine Arbeitsgruppe, die sich diesem Thema annimmt. Im vergangenen und diesem Jahr nun haben wir einen weiteren Schritt geschafft und alle beteiligten Fachabteilungen an einen Tisch geholt, um die Stadt künftig noch familienfreundlicher zu gestalten. In dieser Woche ist vereinbart worden, dass ein Masterplan
Bewegen und Spielen erstellt werden soll. Erst für einen Stadtteil, später für die ganze Stadt. Dabei geht es nicht um die Planung eines Spielplatzes. Es geht vielmehr um die Frage, wie wir Freiräume und öffentliche Plätze so gestalten, dass die am Ende nicht nur einer Nutzergruppe zur Verfügung stehen, sondern attraktiv für alle sind und zur Belebung des öffentlichen Raums beitragen.

Dabei haben die Beigeordneten Elona Müller-Preinesberger und Matthias Klipp die Leitung übernommen. Ihre Bereiche Stadtplanung, Verkehrsentwicklung und Jugend sollen künftig so abgestimmt zusammenarbeiten, dass ein Lebensraum entsteht, der nutzbar wird. Es müssen Stadträume entstehen, die eine warme Atmosphäre, ein ästhetisches Ambiente und eine
große Lebensqualität zugleich ausstrahlen. Nehmen wir das Beispiel Potsdam-West. Die Straßen von Luisenplatz bis Kastanienallee zwischen den Gründerzeithäusern sind verkehrsberuhigte Parkstraßen für die Anwohner.

Ist das zeitgemäß oder wäre es vielleicht besser einzelne Bereiche als Spielstraßen für Kinder und die Lebensgemeinschaften insgesamt zu planen? Oder der Schafgraben in Potsdam-West. Ein Fließ mit Böschung und Geländern am Rand. Gibt es dafür vielleicht andere Möglichkeiten der Gestaltung zu einem nutzbaren Lebensraum mit Aufenthaltsqualität? Es sollte uns gelingen, bislang wenig beachtete Stadträume nutzbar zu machen.

In den kommenden Jahren stehen wir vor schweren Aufgaben der Stadtentwicklung. Die Maxime lautet bei der Entwicklung, Lückenbebauung vor Erweiterung in den Randzonen der Landeshauptstadt. Mehrere große Gebiete haben wir für die Erweiterung für Wohnungsbau ausgewählt. Den Brauhausberg, die Speicherstadt, das ehemalige Tramdepot Heinrich-Mann-Allee, Flächen in Eiche und am Bahndamm in der Waldstadt (ehemaliges Betonwerk) sowie Krampnitz. Und in allen Bereich bedarf es einer abgestimmten und klugen Planung für die Infrastruktur von Wohnen, kleinen Läden, Verkehrsinfrastruktur und Freiräumen für Kinder und Erwachsene. Ich bin mir sicher, dass die neue Leitlinie dazu einen großen Beitrag leistet und die Planer fachübergreifend denken und arbeiten.

Aber auch in der Innenstadt wird uns die Diskussion zum Thema Lebensraum für alle spätestens im nächsten Jahr wieder erreichen. Dann wird die Gestaltung der Plantage zwischen Dortustraße, Garnisonkirche und Yorckstraße ausgeschrieben. Es könnte wieder eine Diskussion geben,
ob der Platz in seinem historischen Bild entstehen soll oder die Nutzung moderne stadträumlicher Elemente erhält. Vielleicht gelingt einem Planer der Brückenschlag zwischen Geschichte und zeitgenössischer Nutzung. Denn es gilt, die Plantage als Ort der Geschichte, als Sportplatz für die Schulen und als Spielplatz und Freiraum für die Potsdamerinnen und Potsdamer zu gestalten. Wir brauchen nicht nur schöne Gartendenkmäler, sondern eine lebendige Stadt. Dafür müssen wir auch die Infrastruktur schaffen. Mit dem neuen Planungsansatz wird uns das gelingen.

Ich fahre nun eine Woche in den Winterurlauib und melde mich an dieser Stelle in zwei Wochen wieder. Machen Sie es gut und passen Sie auf sich auf!

Ihr

Jann Jakobs



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