10 Jahre "Potsdam bekennt Farbe"

Liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,

am Donnerstag dem 6. Dezember erfüllt sich für viele Kinder das erste hoffnungsvolle Warten in der Adventszeit. Sie werden die Gaben am Nikolaustag mit Spannung erwarten und mit verträumten Augen am Morgen des 6. Dezembers in ihre Schuhe blicken.

Für mich ist dieser 6. Dezember in anderer Hinsicht ein ganz besonderer Tag. An diesem Tag treffe ich mich mit den Mitgliedern des Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" und unseren langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützern zu einer Festveranstaltung, um das zehnjährige Bestehen dieses Zusammenschlusses zu würdigen. Damit ist es uns in all den Jahren auf nachhaltige Weise gelungen, den Rechtsextremismus von Potsdam weitestgehend fernzuhalten.

Die Ursprünge des Bündnisses reichen zurück bis in den Herbst des Jahres 2000. Damals präsentierte sich das Motto "Potsdam bekennt Farbe" auf einer Veranstaltung im Stern-Center erstmals einer breiten Öffentlichkeit. Nachdem im Frühjahr 2001 ein Brandanschlag auf die Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof verübt worden war, wurde durch eine dreimonatige Mahnwache der Kampf gegen solche Umtriebe zum Leitmotto für die Landeshauptstadt Potsdam. Noch im selben Jahr entwickelte die Landeshauptstadt Potsdam in Zusammenarbeit mit zahlreichen zivilgesellschaftlichen Akteuren einen "Lokalen Aktionsplan für Toleranz und Demokratie gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit". Damit lag zur weiteren Koordination der Arbeit eine fundierte Analyse und Handlungsempfehlung mit entsprechenden Vorschlägen vor.

Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 5. Juni 2002 wurde dieser Aktionsplan beschlossen und die Gründung eines Beirates zu dessen Umsetzung eingeleitet. Am 2. Juli 2002 begründeten schließlich die demokratischen Parteien der Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern zivilgesellschaftlicher Organisationen, des Polizeipräsidiums Potsdam - Schutzbereich Potsdam, des damaligen Ausländerbeirates, relevanten Verwaltungsbereichen und Verbänden diesen Beirat. Heute ist Ihnen dieser als Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" bekannt.

Vielen von Ihnen dürfte der 15. September 2012 noch in lebhafter Erinnerung sein. Aufrechte Bürgerinnen und Bürger, wahrhaftig 3.000 Menschen mit Rückgrat, schlossen sich dem Aufruf "Potsdam nazifrei" an und setzten damit ein friedliches, gewaltfreies und bundesweit wahrgenommenes Zeichen gegen eine geplante Demonstration der NPD. Ein Verbot dieser rechtsextremen Partei gehört übrigens meines Erachtens dringend wieder auf die Tagesordnung!

Mit dem Bündnis "Potsdam bekennt Farbe" verfügen wir über einen guten Ansatz und eine flexibel umsetzbare Vorgehensweise, wenn es gilt Rechtsextremismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenzutreten. Dies umzusetzen, gelingt jedoch nur durch die Unterstützung zahlreicher zivilgesellschaftlicher Partnerinnen und Partnern sowie das große Engagement der Potsdamerinnen und Potsdamer. In den zurückliegenden Jahren hat das Bündnis mit den "Potsdamer Festen für Toleranz" auch einen eigenständigen Kernpunkt im städtischen Jahreskalender verankert, der jährlich mehr als tausend Menschen anzieht.

Im Alltag scheint mir die größte Herausforderung zu sein, präventive Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Denn rassistisches und fremdenfeindliches Gedankengut entfaltet sich heute gern im nichtöffentlichen Raum, in den Nischen der Gesellschaft. Es ist an uns allen, Toleranz, Respekt und Offenheit durch unser Handeln sichtbaren Ausdruck im alltäglichen Leben zu verschaffen.

Nicht nur in der jüngeren Vergangenheit, sondern über die gesamten zehn Jahre hinweg haben Sie uns bei unseren Aktionen tatkräftig unterstützt. Dafür danke ich Ihnen allen sehr herzlich. Nur durch das Engagement so vieler Potsdamerinnen und Potsdamer konnte das Bündnis dafür Sorge tragen, dass Rechtsextremismus in der Landeshauptstadt Potsdam in keiner Form geduldet wird.

Ihr

Jann Jakobs


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