Im Rahmen des heutigen Einsteintages der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften verleiht Oberbürgermeister Jann Jakobs den Potsdamer Nachwuchs-Wissenschaftspreis an Dr. Christian David Ott. Der Preis wurde im Frühjahr 2007 erstmals ausgeschrieben und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Dr. Christian David Ott wird für seine herausragenden Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Astrophysik geehrt. Er hat ganz wesentlich dazu beigetragen, die Entstehung von Sternexplosionen - Supernovae - besser zu verstehen und damit Rätsel aufzuklären, an deren Lösung seit Jahrzehnten gearbeitet wird. Christian David Ott, der nach seiner Promotion an der Universität Potsdam an die University of Arizona wechselte, ist ein international stark nachgefragter wissenschaftlicher Kooperationspartner und hat mit den hochrangigen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Supernova-Forschung in Deutschland und den USA gemeinsame Arbeiten veröffentlicht.
"Christian David Ott hat einen viel versprechenden und vollkommen neuen physikalischen Mechanismus entdeckt, der wahrscheinlich das Rätsel der Supernova Explosionen lösen wird. Er hat gezeigt, dass die Energie des Gravitationskollaps - er steht am Anfang einer Supernova - in akustische Wellen umgewandelt wird, die die Explosion des Sterns voran treiben," so Prof. Bernard Schutz, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut, AEI) und Doktorvater von Christian David Ott. Unter seiner Leitung sind die Forschungsarbeiten entstanden.
Jann Jakobs äußert seine große Freude darüber, dass der Preis schon im ersten Jahr auf großes Interesse gestoßen ist: "Das unterstreicht, dass wir mit unserem Anliegen, Potsdam als Wissenschaftsstandort bekannt zu machen und auszubauen, richtig liegen". Er dankt der Jury ausdrücklich für ihre Unterstützung, denn „Es war eine schwierige Entscheidung, aus den qualitativ hervorragenden Arbeiten eine einzelne auszuwählen. Ich bin davon überzeugt, dass Dr. Christian David Ott im Ausland für Potsdam als Wissensstadt werben wird", so der Potsdamer Oberbürgermeister.
Insgesamt 22 Arbeiten aus allen wissenschaftlichen Fachbereichen wurden von einer 6-köpfigen Jury unter Vorsitz von Oberbürgermeister Jann Jakobs gesichtet und bewertet. Der Jury gehörten Prof. Dr. Rolf Emmermann vom GeoForschungsZentrum Potsdam, Prof. Dr. Heinz Kleger von der Universität Potsdam/Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Prof. Dr. Reinhold Kliegl von der Universität Potsdam/Institut für Psychologie, Prof. Dr. Reinhard Lipowsky, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Institutes für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie Prof. Dr. Bernd Müller-Röber von der Universität Potsdam/ Institut für Biochemie und Biologie an.
Hintergrundinformationen
Eine Supernova ist die gewaltige Explosion eines Sterns am Ende seiner Lebenszeit. Die äußeren Sternregionen werden dabei unter gewaltigem Energieausstoß ins All hinausgeschleudert; der Kern kollabiert zu einem Neutronenstern oder sogar zu einem Schwarzen Loch.
Es ist bemerkenswert, dass trotz jahrzehntelanger intensiver astrophysikalischer Forschung, die Frage nach dem genauen Mechanismus, der für die meisten Supernovaexplosionen verantwortlich ist, noch nicht geklärt werden konnte. Bisher ist lediglich bekannt, dass einige Explosionen durch den so genannten Gravitationskollaps im Inneren eines Sterns ausgelöst werden, nachdem sein gesamter nuklearer Brennstoff verbraucht wurde. Wie aber die Energie des Kollapses in eine Explosion verwandelt wird, ist immer noch nicht vollkommen verstanden. Außerdem gibt es bis heute keine zuverlässigen Voraussagen über die von einem solchen System abgestrahlten Gravitationswellen. Es wird deshalb schwierig, bei der nächsten Supernova in unserer Galaxie aus der dann beobachteten Gravitationsstrahlung auf die physikalischen Vorgänge die zur Explosion geführt haben, zu schließen.
Christian David Ott hat mit seinen Forschungsarbeiten ganz wesentlich dazu beigetragen, der Lösung dieser Rätsel näher zu kommen. Ihm gelang es, sein umfangreiches Wissen über die Allgemeine Relativitätstheorie, mit einem detaillierten Wissen über Kernphysik und Strömungsdynamik sowie Erfahrungen in der Astrophysik zu kombinieren und darüber hinaus mit großer Leichtigkeit neue Berechnungsmethoden und Programme für die Anwendung auf den Supercomputern des AEI zu entwickeln. So können kosmische Ereignisse simuliert und die Gravitationswellensignale einer Supernova vorausgesagt werden. Diese Voraussagen sind ausgesprochen wertvoll und fließen bereits heute in die Datenanalyse der Gravitationswellenobservatorien GEO600 (deutsch-britisches Projekt bei Hannover, betrieben vom AEI) und LIGO (USA) ein.
Von noch größerer Bedeutung ist, dass Christian David Ott einen viel versprechenden und vollkommenen neuen physikalischen Mechanismus entdeckt hat, der möglicherweise das Geheimnis der Supernova Explosionen aufklären wird: Ott hat gezeigt, dass die Energie des Gravitationskollaps in akustische Wellen umgewandelt wird, die die Explosion antreiben. Diese Entdeckung wurde in den beiden wichtigsten astrophysikalischen Forschungsjournalen (Physical Review Letters und Astrophysical Journal) veröffentlicht.
Insgesamt hat der gerade erst dreißig Jahre alt gewordene Wissenschaftler bereits 17 hochkarätige wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, zwei weitere wurden kürzlich zur Veröffentlichung eingereicht. Dies ist eine eindrucksvolle Produktionsrate - insbesondere weil auf diesem Forschungsgebiet die Publikationsrate eher gering ist, da Fortschritte sehr große und zeitintensive Computersimulationen erfordern.