Comenius, Igor Kitzberger, um 1995

Bronze auf Sandsteinsockel; ca. 170cm (H), 80cm (B), 80cm (T)

In nachdenklicher Pose sitzt Jan Amos Komenský (1592-1670), lat. Comenius, auf einem Lehnstuhl. Mit geschlossenen Augen sinniert er über sein Lebenswerk. Der Kopf ist nach vorn geneigt, sodass der Kinnbart die auf seine Brust gestützte linke Hand berührt. An den Seiten schiebt sich das Haupthaar kräftig wallend unter der Kappe heraus. Markant treten Nase und Wangenknochen hervor. Die hohe Stirn und die bedachtsame Pose zeigen Comenius gealtert und weise, und der Faltenwurf seines Mantels verleiht Erhabenheit. Sein Leben lang setzte sich der aus Mähren in Tschechien stammende Theologe, Philosoph und Pädagoge für die Reform des Schulwesens ein. Als Priester und Bischof widmete er seine ganze Kraft der Böhmischen Brüdergemeinde. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges und der Gegenreformation wurden die Mitglieder dieser Gemeinde von der katholischen Kirche verfolgt und auch Comenius musste deshalb den Großteil seines Lebens im Exil verbringen. Daraus entwickelte er wohl die Utopie einer globalen Weltordnung ohne Krieg, des friedlichen Zusammenlebens aller christlichen Parteien ohne Aufsplitterung in Konfessionen, Meinungen und Riten. Friedrich II. siedelte im Zuge seiner Peuplierungs- und Toleranzpolitik ab 1750 böhmische Textilhandwerker und Glaubensflüchtlinge in Nowawes an. Auf dem dreieckigen Grundriss des Kirchplatzes, heute Weberplatz, errichtete der holländische Architekt Jan Bouman 1752/53 die Friedenskirche, die für die böhmische und die deutsche lutherische Gemeinde gemeinsam bestimmt war. Comenius, Bischof der böhmischen Gemeinde, wird an diesem Ort gewürdigt.

Igor Kitzberger (*1963) erhebt die realistische Bronzeplastik auf einen Sockel, dessen pyramidaler Aufbau an klassizistische Denkmalskulpturen erinnert. Unter den Füßen des Stuhls porträtieren zwei kreisförmige Abbildungen Comenius als weltlichen und kirchlichen Würdenträger. Sowohl im Kirchensiegel von 1766 als auch am Sockel findet sich der Spruch: "POD TWAU OCHRANAU CYRKWE W NOWEWSKY", welcher mit "Unter deinem Schutz – Kirche von Nowawes" übersetzt werden kann. Ein zweiter Spruch äußert Comenius Wunsch: "SEGNE MEINE ARBEIT JETZT, DASS SIE WOHLGELINGE, DASS ICH DASS, WAS NÜTZT UND BAUT, LEHRT UND HILFT, VOLLBRINGE." An der Rückseite befindet sich eine Gruppe filigraner Figuren, die zu tanzen scheinen. Scharfe dünne Linien und dramatisch verzückte Haltungen sind ihnen eigen. Sie vereint die Dramatik eines leidgeprüften, aber aufrichtigen Lebens – darüber sitzt, in sich ruhend, Comenius.

Adresse

Comenius
Weberplatz / Friedenskirche
14482 Potsdam
Deutschland