Pressemitteilung Nr. 428 vom 24.09.2023 19. Integrationspreisverleihung in der Landeshauptstadt Potsdam

Preisträger*innen bei der Verleihung des 19. Integrationspreises der Landeshauptstadt Potsdam
© Landeshauptstadt Potsdam/Tina Denninger

Die Landeshauptstadt Potsdam hat am 24. September in der Reithalle des Hans-Otto-Theaters gemeinsam mit der ProPotsdam GmbH zum 19. Mal den Integrationspreis verliehen. Dezernent Dieter Jetschmanegg, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Pete Heuer, die Vorsitzende des Migrantenbeirates Fereshta Hussain und die Beauftragte für Migration und Integration, Dr. Amanda Palenberg, überreichten die Preise am Nachmittag in der Reithalle an die Gewinnerinnen und Gewinner. 

Oberbürgermeister Mike Schubert: „In Potsdam leben Menschen mit ganz verschiedenen Wurzeln. Diese Vielfalt bereichert so vieles: Gastronomie, Kultur, Sport, Wissenschaft und das Miteinander. Sie ist eine Chance und an mancher Stelle auch Herausforderung. Unsere neuen Potsdamerinnen und Potsdamer müssen erst einmal ankommen, sich zurechtfinden, eine Sprache erlernen. Unsere diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger haben dazu beigetragen, dass unsere Stadt für viele dieser Menschen ein Zuhause wird, dass Menschen – egal welcher Herkunft – zusammenfinden. Dafür danke ich ihnen von Herzen.“

In insgesamt vier Kategorien - Projektidee, Einzelleistung, Vereinsarbeit sowie Jahresmotto „Vielfalt – Leben in Potsdam“ - wurde der Integrationspreis der Landeshauptstadt Potsdam 2023 ausgelobt. Die von der Künstlerin Susanne Specht gestalteten Wanderpokale des Integrationspreises gingen nun an die Preisträger*innen des Jahres 2023 weiter. Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der ProPotsdam GmbH, übergab die Sonderpreise Nachbarschaft von der ProPotsdam an die Gewinnerprojekte. Moderiert wurde die Preisverleihung von Tim Jäger und Diana Gonzalez-Olivo.

Der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Pete Heuer hielt einen sehr persönlichen Festvortrag. Musikalisch wurde der Nachmittag von dem Berliner Künstler Stanley Rubyn begleitet. Künstlerisch gerahmt wurde die Preisverleihung erstmals von einem Poetry Slam. Dafür konnte die bekannte iranische Frauenrechtsaktivistin Daniela Sepheri gewonnen werden.
Preisträger*innen des Integrationspreises der Landeshauptstadt Potsdam 2023 sind:

In der Kategorie Projektidee: Das Jugendmusical "Ankommen ist schwer"
Musik verbindet: Im Zusammenhang mit den Flüchtlingsbewegungen in Folge des Ukrainekrieges hat sich im Frühjahr 2022 unter dem Dach des "Kindermusiktheater Buntspecht" eine Gruppe von Jugendlichen deutscher und nichtdeutscher Herkunft gebildet, die unter dem Motto „Ankommen ist schwer“ ihre eigenen Fragen, Sorgen und Ängste in den Mittelpunkt eines Musicals stellen. Dabei geht es um alltägliche Sorgen von Teeangern wie Mobbing oder auch nur die Sitzordnung im Klassenraum, die eine neue Klassenkameradin aufmacht. Es geht um philosophische Auseinandersetzungen mit vermeintlich fremden Themen wie Religion und dem Zusammenhang am Sportunterricht teilzunehmen. Dabei kann das Publikum den Teenagern dabei zusehen, wie sie über ihren eigenen Horizont hinausdenken und aktiv miteinander Vorurteile abbauen. 

Jurymitglied Jörn-Michael Westphal: „Mir wurde berichtet, dass es nach jeder Aufführung zu einem Austausch zwischen Publikum und Darstellenden kam und dabei viele Geflüchtete berichtet haben, dass sie sich in dem Musical wiedergefunden haben. Wir sehen hier ein sehr gutes Beispiel für direkte Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund - auf der Bühne, beim Kreieren eines gemeinsamen Stückes, aber auch im Austausch mit dem Publikum. Dieser integrative Ansatz des Musicals ist es wert, ausgezeichnet zu werden.

In der Kategorie Einzelleistung: Engagement im Doppelpack, Jibran Khalil und Arsalan Jamil
Jibran Khalil gehört zu den aktivsten Personen in Potsdam, wenn es um die Themen Integration und Kampf gegen Rassismus geht. 

Jurymitglied Issam Kanjo: „Man sieht ihn überall! Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Arsalan Jamil haben sie ihr Herzensthema nicht nur zum Beruf gemacht, sondern setzen sich darüber hinaus mit voller Leidenschaft für gute Lebensbedingungen aller in Potsdam ein.“ Jibran arbeitet seit 2015 für das Aktionsbündnis Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Rassismus, sein Bruder Arsalan arbeitet seit sechs Jahren in einer Wohngruppe für unbegleitete Minderjährige in Potsdam-Mittelmark. Ihr ehrenamtliches Engagement reicht von der Begleitung bei Behördengängen, die Mitarbeit im Vorstand des Flüchtlingsrates Brandenburg bis hin zum Engagement bei der UNICEF Arbeitsgruppe Potsdam. 

In der Kategorie Vereinsarbeit: Das Afrika Festival des ICDI e.V.
Ein Highlight im Potsdamer Veranstaltungskalender bildet das "Afrika-Festival", das bereits seit zwölf Jahren erfolgreich etabliert ist und sich steigender Besucherzahlen erfreuen kann. Das Festival erstreckt sich über zwei Tage und bereichert Potsdam mit einer Vielzahl von Bühnenauftritten. Es präsentiert eine breite Palette musikalischer Darbietungen, von traditionellen Klängen bis hin zu zeitgenössischer Pop-Musik, Gospel-Gesängen und Afrobeats. Der Jury hat bei diesem Projekt besonders der panafrikanische Ansatz gefallen und das alljährliche Bespielen eines prominenten öffentlichen Platzes, der die Möglichkeit gibt niedrigschwellig den Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund herzustellen und auszubauen.

Jurymitglied Rimma Davydov: „Jedes Jahr sehen wir beim Afrika Festival wie Menschen bei Essen, Trinken und Musik zusammenkommen und damit die Vielfalt in Potsdam besonders sichtbar wird“. Das Afrika Festival hat es geschafft zu einer festen Institution zu werden. Daher verdienen die Organisatoren die Auszeichnung in der Rubrik Vereinsarbeit: diese Kontinuität und das alljährliche Zusammenbringen der afrikanischen Community in Potsdam ist es wert, ausgezeichnet zu werden.

In der Kategorie „Vielfalt – Leben in Potsdam“ / Jahresmotto 2023: Lernpat*innenprojekt
Ausgezeichnet wird Flüchtlingspfarrer Bernhard Fricke für sein langjähriges Engagement, unter anderem in dem Projekt Lernpat*innen: das Projekt hat das Ziel, einen Beitrag zum Abbau sozialer Benachteiligung von Grundschulkindern mit Fluchthintergrund zu leisten. Das Projekt zielt darauf ab, Bildungs- und Integrationschancen zu verbessern. Die Lernpat*innen zeigen dabei großen Respekt für den kulturellen Hintergrund der Kinder und ihrer Familien und unterstützen beim Ankommen in der hiesigen Kultur. Sie fördern die Mehrsprachigkeit der Kinder und wertschätzen die Leistungen, die sie täglich im Leben zwischen den Kulturen erbringen. Bildung ist Integration! Bildung sorgt für Chancengleichheit. Indem das Projekt bei der Jugend ansetzt, sichert es, durch ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement, die Vielfalt von morgen. 


Die Sonderpreise der Nachbarschaft von ProPotsdam: 

Das Erzählcafé
Die AWO organisiert regelmäßig ein Sprachcafé, in welchem Nichtmuttersprachler zusammen mit Muttersprachlern ihre Sprachkenntnisse anwenden und verbessern können. Bei Getränken und Snacks werden Spiele gespielt, welche die Kommunikation und den Austausch fördern. 

Jurymitglied Prof. Dr. Marcia C. Schenck: „Hier wurde ein Raum geschaffen, in dem sich Menschen informell austauschen können und in einer geschützten Umgebung ohne Hierarchien die deutsche Sprache erlernen können. Dieses niedrigschwellige Angebot ist auf eine dauerhafte Wirkung ausgelegt und ein gutes Beispiel, wie Integration funktionieren kann.“ Darüber hinaus werden Ausflüge, Feste und Aktivitäten organisiert und somit kulturelle Integration und sozialer Austausch gefördert – auf diesem Wege sind schon viele Freundschaften entstanden.

Stärken vor Ort 
"Stärken vor Ort" ist ein Projekt der Gesellschaft für Inklusion und Soziale Arbeit e.V. (ISA e.V.) aus Potsdam, das seit 2015 in Alleinstellung im ganzen Land Brandenburg ehrenamtlich engagierte Bürger*innen in der Flüchtlingsarbeit Wissen vermittelt, das sie in ihrer Betreuung von Migrant*innen unterstützt. "Stärken vor Ort" gibt jedes Jahr ein vielfältiges Programm heraus. Dieses Angebot an Seminaren und Workshops vermittelt Wissen, das sich an den Bedürfnissen der Freiwilligen und Migrant*innen orientiert. Das Projekt schafft Kompetenz und sorgt für das notwendige Know-How um Ehrenamtliche durch Workshops, Präsentationen, Videokonferenzen und Vorträge auf Ihr Engagement vorzubereiten. Jurymitglied Jörn-Michael Westphal: „Mit dem Sonderpreis Nachbarschaft werden Projekte gewürdigt, die dem nachbarschaftlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen und Generationen dienen und die Integration von Geflüchteten in den Quartieren voranbringen. Durch das Projekt „Stärken vor Ort“ wird der Akteur dahinter ausgezeichnet: Die Befähigung zum Ehrenamt, das Vermitteln von Qualifikation, unterstützt die Arbeit in den Quartieren und stärkt somit die Arbeit der Willkommensinitiativen.“

Die Preisträger 2023 wurden durch eine unabhängige Fachjury ermittelt. In der Jury unter Vorsitz von Katrin Böhme, ehemalige Geschäftsführerin vom Beratungsfachdienst für Migrant*innen der Diakonie, waren vertreten: Uwe Adler, Dr. Essmaiel Archoukieh – stellv. Vorsitzender des MB, Rena Davydov, Mitglied des Migrantenbeirates, Issam Kanjo (DaMOst), Prof. Dr. Marcia C. Schenck (Uni Potsdam), Bela Schröder (Autonomes Frauenzentrum), Julia von La Chevallerie (Miss Green Bean), Jörn-Michael Westphal, Geschäftsführer der ProPotsdam GmbH. Bis zum 20. August 2023 konnten sich Träger, Organisationen und Verbände, private Initiativen und Bürgerinitiativen, Vereine und Einzelpersonen, Schulen und Kindergärten um den Integrationspreis bewerben.

Der Integrationspreis wurde 2005 von den Mitgliedern des damaligen Ausländerbeirates initiiert, von den Stadtverordneten beschlossen und mit einem Preisgeld von insgesamt 1000 Euro ausgestattet. Das Preisgeld wurde 2017 auf 2000 Euro erhöht. Mit der Auslobung des Preises verfolgt die Stadt das Ziel, besondere Leistungen auf dem Gebiet der Integration zu würdigen. Die ProPotsdam stiftet alljährlich den mit 1000 Euro dotierten „Sonderpreis Nachbarschaft“, mit dem Projekte gewürdigt werden, die dem guten nachbarschaftlichen Zusammenleben verschiedener Kulturen und Generationen dienen.

Die Bewerber*innen zum Integrationspreis 2023 waren:

  1. Jibran Khalil und Arsalan Jamil: Engagement in Doppelpack
  2. Rahimgul Omarkhil: Migranten für Migranten
  3. Gesellschaft für Inklusion und Soziale Arbeit (ISA e.V.): Netzwerk Muslimische Multiplikatoren Potsdam
  4. Gesellschaft für Inklusion und Soziale Arbeit e. V.: Stärken vor Ort
  5. Flüchtlingspfarrer des evangelischen Kirchenkreises Potsdam: Lernpat*innen
  6. Soziale Stadt ProPotsdam gGmbH: Teilhabenangebote im Quartierstreff Staudenhof
  7. AWO Bezirksverband Potsdam e.V.: AWO Erzählcafé Sprachcafé
  8. Interkulturelles Center für Deutsche und Immigranten e.V.: Ihr verstecktes Talent entdecken & durch interkulturelle Begegnung zu fördern
  9. Internationales Center für Deutsche und Immigranten e.V.: Afrika Festival Potsdam
  10. Stadteilnetzwerk Potsdam-West e.V.: Platten Fix und Plapper Fix
  11. Lou Cultural Club e.V.: Lou Cultural
  12. Alexander-Haus e. V.: Kreativ-Camp „Wir bemalen die Berliner Mauer neu“
  13. Förderverein KMT „Buntspecht“ und KUBUS gGmbH: Jugendmusical: Ankommen ist schwer „Ich, wir und die Anderen"
  14. Pangea Projekt: Pangea Magazin
  15. PAWLO-Masoso e.V.: FrauRaum
  16. EJF AG & AG: „Gemeinsam Brücken bauen in Potsdam“

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