
Mehr als 50 Denkmale in Potsdam sind beim Tag der offenen Tür am 7. und 8. September geöffnet, um Einblicke in die Gebäude sowie Führungen, Vorträge, Gespräche und Livemusik zu bieten. Einen ersten Einblick ins Programm des bundesweiten Tages unter dem Motto „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ und in eines der Denkmale haben René Schreiter, Geschäftsführer der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam, Marc Jumpers, Bereichsleiter der Unteren Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt und der stellvertretende Bereichsleiter Matthias Kartz am Donnerstag im Große Waisenhaus zu Potsdam gegeben. Das Große Waisenhaus in der Lindenstraße 43a ist das größte zusammenhängende barocke Bauensemble in Brandenburg, zudem feiert die Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam in diesem Jahr ihr 300-jähriges Bestehen. Der Tag des offenen Denkmals als größtes Kulturevent Deutschlands findet im Jahr 2024 bundesweit am 8. September statt.
„Der Tag des offenen Denkmals ist eine einzigartige Gelegenheit, unser kulturelles Erbe für alle zugänglich zu machen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, den Bürgerinnen und Bürgern die Bedeutung des Denkmalschutzes näherzubringen und das Bewusstsein für die Bewahrung unserer Geschichte zu schärfen. Ich lade alle herzlich ein, den Tag des offenen Denkmals zu nutzen, um unsere faszinierenden historischen Orte zu entdecken. Gemeinsam können wir das reiche Erbe unserer Stadt erleben“, sagte Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt.
„Für die Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam ist es im 300. Jubiläumsjahr ihrer Errichtung eine besondere Freude, dass der Tag des offenen Denkmals hier zentral für die Landeshauptstadt Potsdam eröffnet wird.“, sagte René Schreiter, Geschäftsführer der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam. „Das Große Waisenhaus ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sehr Denkmäler die Identität und das kulturelle Erbe einer Stadt prägen. Es ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern zugleich ein lebendiges Zeugnis der sozialen Fürsorge, die vor 300 Jahren hier ihren Anfang nahm.“
Am Sonntag, 8. September, ist ein besonderer Festakt geplant. Zur Eröffnung am Tag des offenen Denkmals um 10 Uhr erklingt ganz besondere Musik aus 300 Jahren Waisenhausgeschichte im Friedenssaal. Der Kinder- und Jugendchor der Singakademie Potsdam führt unter der Leitung von Konstanze Lübeck und mit Klavierbegleitung von Kyrill Blaschkov das für den Festakt entwickelte Jubiläumsprogramm „300 Jahre“ erneut auf. Der Chor singt Lieder aus der 300-jährigen Geschichte des Waisenhauses, die zahlreichen Liederbüchern entnommen sind und mit szenischen Texten zu einer Erzählung von der Vergangenheit bis zur Gegenwart verbunden werden.
Das Waisenhaus-Museum und das Treppenhaus sind von 12 bis 18 Uhr kostenfrei geöffnet und die Stiftung lädt gemeinsam mit Christopher Ernestus, Urenkel eines Zöglings des Waisenhauses, zu drei Führungen um 12 / 14 und 16 Uhr über das Waisenhaus-Gelände und zu Kaffee und Kuchen auf dem Innenhof des Waisenhaus-Ensembles ein.
Das gesamte Programm des Tags des offenen Denkmals 2024 für Potsdam kann auf der Webseite eingesehen werden.
Hintergrund zum Gebäudeensemble des Großen Waisenhauses zu Potsdam
Friedrich Wilhelm I., der sogenannten Soldatenkönig, gründete 1724 nach dem Vorbild der Franckeschen Stiftungen in Halle das „Große Militär-Waisenhaus zu Potsdam“: Die zunächst bescheidenen Gebäude wurden zwischen 1771 und 1778 durch die bis heute bestehende repräsentative Anlage ersetzt.
Der königliche Baumeister Carl Philipp Christian von Gontard schuf ein großes viergeschossiges Gebäude im Stil des klassizistischen Spätbarock. Die Kolossalarchitektur in den hervortretenden Risaliten, die Bekrönung der Attiken mit Skulpturen und das steile Mansardendächern verleihen den Großfassaden ein palastähnliches Erscheinungsbild. Besonders markant ist der berühmte Monopteros (Turm in Form eines Rundtempels) an der Lindenstraße über dem repräsentativen Haupttreppenhaus. Durch ihn erhielt die riesige stadtbildprägende Anlage eine markante, weithin sichtbare 46 Meter hohe Dominate. Der Turm wird bekrönt von einer vergoldeten Skulptur, einer Caritas, der Verkörperung der Fürsorge und Barmherzigkeit. Diese Eigenschaften symbolisieren der Öl-Zweig und das brennende Herz in ihren Händen. Bis 1945 prägte dieser Gebäudeteil mit dem Monopteros und der vergoldeten Caritas-Statue das Stadtbild Potsdams. Am Ende des Krieges, brach der Monopteros nach einem Brand in sich zusammen. Die Caritas war daraufhin verschollen. Vermutlich wurde sie wegen des kostbaren Kupferblechs aus dem sie bestand eingeschmolzen. Seit Dezember 2004 ist der Tempelturm mit der 3,75 Meter hohen Figur vollständig rekonstruiert, auch die Caritas schmückt wieder seine Spitze. Damit sind die Silhouette der Stadt um ein historisches Wahrzeichen und der "Potsdamer Götterhimmel" neben Fortuna und Atlas um eine weitere Göttlichkeit reicher.