
Das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte hat im Jahr 2024 zwölf wertvolle Bücher aus dem 17. und 18. Jahrhundert dem Eigentümer Günther Graf von der Schulenburg zurückgegeben. Die Bücher sind im Rahmen unrechtmäßiger Enteignungen während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt worden und nach dem Krieg in den Bestand des Museums übergegangen. „Gerechtigkeit geht immer vor Besitz. Als Landeshauptstadt mit dem Potsdam Museum sind wir sehr froh, dass die Bücher nun ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden konnten“, sagt Brigitte Meier, Interims-Beigeordnete des Geschäftsbereichs Bildung, Kultur, Jugend und Sport.
Die bislang im Bestand verwahrten und nun zurückgegebenen historischen Bücher wurden im Jahr 2015 von den Sammlungsverantwortlichen neu bewertet. Da die Herkunft nicht geklärt werden konnte, wurde zusammen mit der Museumsleitung beschlossen, diese Bücher in die Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste zu setzen. In dieser Datenbank sind Kulturgüter aufgelistet, die während der Zeit des Nationalsozialismus ihren Eigentümern, zumeist Menschen jüdischen Glaubens, entzogen wurden oder bei denen es sich eindeutig um NS-Raubgut handelt.
Sieben Jahre später ist Graf von der Schulenburg auf diesen Bestand in der Lost Art-Datenbank aufmerksam geworden und hat Kontakt zum Museum aufgenommen. Das Potsdam Museum hat daraufhin zusammen mit Graf von der Schulenburg eine eigene Provenienzforschung betrieben, an deren Ende die Eigentumsfrage unzweifelhaft geklärt werden konnte. „Die Arbeit des Potsdam Museums beinhaltet neben dem Ausstellungsbetrieb und Veranstaltungs- und Vermittlungsangeboten auch die gründliche Erfassung aller noch nicht genauer bestimmten Objekte der umfangreichen Museumssammlung. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Provenienzforschung“, sagt der stellvertretende Direktor des Potsdam Museums, Hannes Wittenberg, zu den Aufgaben des Stadtmuseums.
Günther Graf von der Schulenburg äußerte sich nach der Übergabe der Bücher dazu: „Jedes Mal, wenn es möglich ist, im Zuge der Restitution Inventar, insbesondere Kunst und Bücher, zurück zu erhalten, ist das für mich eine große Freude, weil es somit gelingt, die von meinen Vorfahren über Jahrhunderte zusammengetragenen Bestände und familieneigenen Inventare, welche ich mit großer Passion in meiner Generation für die Familie der Grafen von der Schulenburg-Wolfsburg verwalten darf, nach und nach wieder zusammen zu führen.“
Das Potsdam Museum hat den Anspruch, Objekte unklarer Herkunft aufzuarbeiten und begründete Restitutionsansprüche zu erfüllen. Infolge des Zweiten Weltkriegs, bei dem das Museum im Bestand hohe Verluste, Auslagerungen und die Vernichtung von Inventarverzeichnissen verkraften musste, ist der Bestandsnachweis von Objekten nicht immer gegeben. Der Gesamtbestand des Museums umfasst heute ca. 270.000 Objekte (ohne Fotografische Sammlung).
Die Aufarbeitung von Kunstraub durch die Nationalsozialisten ist auch 80 Jahre nach Kriegsende nicht abgeschlossen. Die „Washingtoner Prinzipien“ setzten 1998 Maßstäbe für die Aufarbeitung entzogenen Kulturguts jüdischer und politisch verfolgter Personen. Ein Jahr später veröffentlichte die Bundesregierung die „Gemeinsame Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“. Seitdem werden die Bestände deutscher Museen auf enteignetes Kulturgut geprüft und, insofern Nachkommen geschädigter Personen oder Institutionen aktiv ermittelt werden können, restituiert.