Pressemitteilung Nr. 87 vom 06.03.2025 Mehr Innenstadt: Verwaltung informiert zu Ergebnissen, Erfahrungen und Weiterentwicklung des Modellversuchs Dortustraße

Ergebnisse der Passantenbefragung „Vitale Innenstädte 2024“ vorgestellt / Möglichkeiten zur Beteiligung am Straßenraumgestaltungskonzept für die Innenstadt
Dortustraße in Potsdam
© Foto: Landeshauptstadt Potsdam/Robert Schnabel

Über den Stand des Modellversuchs Dortustraße, das derzeit in Bearbeitung befindliche Straßenraumgestaltungskonzept und die Ergebnisse der Passantenbefragung „Vitale Städte 2024“ hat heute Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt, gemeinsam mit Yvonne Stolzmann, Leiterin des Bereichs Stadtraum Mitte, Norman Niehoff, Fachbereichsleiter Mobilität und technische Infrastruktur, sowie Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung, informiert.

"Wir wollen langfristig weniger parkende Autos und Parksuchverkehr – dafür mehr Raum für Begegnung, Freizeit, Einkaufen, Gastronomie und Grün in unserer Innenstadt. Unser Ziel ist es, dafür mehr Plätze zu schaffen, an denen sich Menschen treffen und aufhalten können, wie etwa Sitzmöglichkeiten ohne Konsumzwang. Gleichzeitig soll unter anderem die Zahl der Fahrradabstellmöglichkeiten erhöht werden, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Dabei möchten wir die Bedürfnisse aller Generationen und Nutzergruppen berücksichtigen, unabhängig davon, in welchen Stadt- oder Ortsteil sie wohnen. Wichtig sind auch die Interessen der Anwohnerinnen, Anwohner und Gewerbetreibenden - alles unter der Maßgabe allgemeiner Flächengerechtigkeit, attraktiver und zukunftsfähige Straßenraumgestaltung und des gesamtstädtischen Mobilitätsverhaltens. Der Verkehrsversuch in der Dortustraße hat uns in den vergangenen Monaten die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen zu sammeln, was gute Lösungen für unsere innerstädtischen Straßenräume sein können und an welchen Stellen nachgesteuert werden muss“, sagt der Beigeordnete Bernd Rubelt.

Stand des Modellversuchs Dortustraße

Bei der Evaluierung des Verkehrsversuchs in der Dortustraße zeigte sich: Die mit dem Einrichten eines verkehrsberuhigten Bereichs bei gleichzeitiger Reduktion der Besucherparkplätze gesetzten Ziele, weniger Kfz-Verkehr und weniger Unfälle zu erreichen, konnten erfüllt werden. Gleichzeitig hat der Radverkehr zugenommen – und zwar nicht wie von Anliegern befürchtet auf den Gehwegen, sondern auf der Fahrbahn. Auch der Fußverkehr ist in der Dortustraße und der anliegenden Lindenstraße gestiegen. In Befragungen der Anwohnenden und Gewerbetreibenden wurden vor allem die Begrünung der Straße, die (konsumfreien) Sitzgelegenheiten und die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder honoriert. Die im Konzept gesetzten Ziele mehr Platz für zu Fuß Gehende, Radfahrende und zum Verweilen zu schaffen, wurden erreicht. Die Parkplatzsituation wird dagegen schlechter bewertet.

Als Ergebnis der Evaluierung und in Auswertung der Erfahrungen aus dem Modellversuch erfolgt nun verkehrsorganisatorisch eine Anpassung in der Dortustraße. Der Abschnitt zwischen Brandenburger Straße und Gutenbergstraße soll dauerhaft ein verkehrsberuhigter Bereich bleiben. Der Abschnitt zwischen Gutenbergstraße und Hegelallee soll zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Tempo-20-Zone) zurückkehren. Dabei wird der Abschnitt aber zu einer eingeschränkten Halteverbotszone. Das heißt bis auf die beiden Behindertenstellplätze und die fünf Parkstände fürs Kurzparken bleibt das Parken unzulässig. Das Halten zum Ein- und Ausladen sowie Ein- und Aussteigen bleibt weiterhin überall möglich.

Straßenraumgestaltungskonzept: Möglichkeiten zur Beteiligung 
Als weitere Grundlage für die Gestaltung und Nutzung der Straßenräume in der Innenstadt – über die Dortustraße hinaus - ist die Verwaltung nun aufgefordert, das sogenannte Straßenraumgestaltungskonzept zu erarbeiten. Nach der Kinder-und Jugendbeteiligung im IV. Quartal 2024 hatten alle interessierten Potsdamerinnen und Potsdam bei einer ersten Onlinebeteiligung und Auslegung in der Stadtverwaltung bis 16. Februar 2025 eine erste Mitwirkungsmöglichkeit. Interaktive Planentwürfe zur Parkplatzanordnung und Nutzung der Straßen- und Gehwegbereiche konnten kommentiert und mit Vorschlägen versehen werden. 
Für das Frühjahr sind drei Werkstätten mit vorgelagerten Stadtspaziergängen (voraussichtlich am 4. und 5. April) und im Sommer eine weitere Onlinebeteiligung geplant. Die Schritte sollen sicherstellen, dass alle, die sich beteiligen möchten, die Möglichkeit dafür erhalten.

Passantenbefragung „Vitale Innenstädte 2024“

Im Zusammenhang mit dem Prozess in der Innenstadt hat die Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit dem HBB Handelsverband Berlin Brandenburg e.V. an der Passantenbefragung „Vitale Innenstädte 2024“ der IFH Köln GmbH teilgenommen. Einen Überblick über die Ergebnisse gab Stefan Frerichs, Leiter der Wirtschaftsförderung. Insgesamt beteiligten sich 107 deutsche Städte an der Erhebung. In Potsdam wurden dafür knapp über 800 Interviews zu den Kernthemen Besucherstruktur und Einkaufsverhalten, Beurteilung der Innenstadtattraktivität und des städtischen Angebotes sowie Kritiken und Wünsche nach Verbesserungen geführt.

Potsdam erhält auch im Vergleich zu den anderen Städten ähnlicher Größenordnung mit der Gesamtnote 2,2 für die Attraktivität eine gute Note (68,4 Prozent = sehr gut/gut). Im Gesamteindruck wird auch das Einzelhandelsangebot positiv bewertet. Im Schnitt ist „Einkaufen, Einkaufsbummel, Shopping“ (71,5 Prozent) als Hauptgrund für den Innenstadtbesuch genannt. Mit sehr starken Werten hebt sich die Potsdamer Innenstadt dabei von allen teilnehmenden Städten positiv bei der Frage der Weiterempfehlung eines Besuches an Freunde oder Bekannte ab.

Der Anreisemodus stellt sich sehr umweltfreundlich dar: 57,1 Prozent der Befragten gaben an, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Innenstadt gekommen zu sein; lediglich 6,8 Prozent nutzen den PKW bzw. ein Motorrad. Auch hier grenzt sich Potsdam deutlich ab. In dem Überblick zur Attraktivität und zum Angebot stehen folglich alle Ampeln auf „grün“ oder „gelb“. Dies entspricht den Schulnoten 1-2 bzw. 3. Lediglich bei „Parkmöglichkeiten (PKW) zeigt die Ampel „rot“ (Schulnote 4-6). Interessanterweise beurteilen aber 51,4 Prozent der Befragten den Ausbau der Parkmöglichkeiten als „unnötig/überflüssig“, nur 12,9 Prozent votieren für „unbedingt“.

„Die Gesamtbefragung zeigt auch im bundesweiten Vergleich eindrucksvoll, dass wir mit der Entwicklung unserer Potsdamer Innenstadt auf dem richtigen Weg sind. Auch wenn die Bewertungen beim Thema „PKW-Stellplatzmöglichkeiten“ widersprüchlich erscheinen: Wir nehmen die Sorgen und Hinweise der Bewohner und Händler ernst und werden das auch weiterhin tun“, kommentierte der Beigeordnete die Ergebnisse.

„Die offensichtliche Attraktivität und Qualität der Potsdamer Innenstadt ist auch aus Sicht des Handelsverbandes sehr positiv zu bewerten. Die Innenstadt mit ihrer Funktion des Einkaufens ist deutlich bestätigt worden. Es ist sicherlich auch zu empfehlen, die positiven Ergebnisse und weniger die Probleme in den Vordergrund zu stellen. Eine Innenstadt will auch beworben werden, ob in Brandenburg oder Berlin. Dass wir gemeinsam Aufgaben lösen und besser werden, steht dabei doch außer Frage“, ergänzt Wolfgang Kampmeier, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V. die Ergebnisse der Innenstadtbefragung in Potsdam.

Zum Hintergrund

Die Stadtverordnetenversammlung der Landeshauptstadt Potsdam hatte im Mai 2023 das Konzept „Innenstadt – Straßenräume neu denken!“ (DS 23/SVV/0060) beschlossen. Ziel des Konzeptes ist es, mehr Raum für alle zu schaffen und die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Dazu sollen unter anderem rund 500 gebührenpflichtige Stellplätze aus der Innenstadt herausgenommen werden. Gleichzeitig wurde die Verwaltung mit weitergehenden Planungen und Überlegungen für die einzelnen Straßenabschnitte beauftragt, um zu prüfen, welche verkehrsorganisatorischen Maßnahmen umgesetzt und wie freiwerdende Stellplätze neu genutzt werden können. Ziel ist dabei, den Autoverkehr und vor allem den ruhenden Verkehr in der Innenstadt schrittweise zu reduzieren. Das Konzept umfasst dabei schon erste Vorschläge für die konkrete Nutzung der Straßenräume in der Lindenstraße, Mittelstraße, Platz Am Jägertor und Teilabschnitten der Gutenbergstraße und Dortustraße. Für die Dortustraße zwischen Brandenburger Straße und Hegelallee sieht das Konzept einen verkehrsberuhigten Bereich vor. Mit dem Start eines Modellversuchs am 28. März 2024 wurde mit der Umsetzung des Konzeptes „Innenstadt – Straßenräume neu denken!“ in der Dortustraße begonnen.