
Gleichstellungsbeauftragte und Leiterin des Büros für Chancengleichheit und Vielfalt Claudia Sprengel
Die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Potsdam, Claudia Sprengel, macht anlässlich der bevorstehenden Tage „Equal Care Day“ am 1. März und „Equal Pay Day“ am 7. März auf die bestehende Ungleichheit in der Bezahlung von Frauen und Männern sowie auf die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit aufmerksam.
Weltweit übernehmen Frauen täglich über 12 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit. Würde diese mit dem Mindestlohn vergütet, wäre die Summe 24-mal größer als der Umsatz der Tech-Riesen Apple, Google und Facebook zusammen. In Deutschland zeigt sich dies besonders im Pflegebereich: 2019 lag der Frauenanteil in medizinischen Berufen, im Rettungsdienst und in der Pflege bei 84,2 Prozent, in der Kinderbetreuung sogar bei 89,6 Prozent. Dennoch spiegeln sich die hohen Anforderungen nicht in Löhnen und Arbeitsbedingungen wider.
Frauen leisten täglich 52,4 Prozent mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer – das entspricht 87 zusätzlichen Minuten pro Tag. Besonders betroffen sind Alleinerziehende und Eltern kleiner Kinder. In Brandenburg nehmen Männer im Durchschnitt zwei Monate Elterngeld, während Frauen elf Monate in Anspruch nehmen. In Potsdam ist die Verteilung etwas ausgeglichener: Väter übernehmen hier durchschnittlich ein Drittel der Elternzeit. Der daraus resultierende „Gender Care Gap“ führt zu Benachteiligungen wie dem „Gender Time Gap“, der geringen zur Verfügung stehenden Frei- und Erholungszeit für Frauen, was auch gesundheitliche Folgen hat. Langfristig führt die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit auch zum „Gender Pension Gap“, also einer deutlichen geringeren Rente für Frauen, diese sind daher besonders im Alter von Armut betroffen.
„Geringe Teilhabe und ökonomische Abhängigkeit sind direkte Folgen der ungleichen Verteilung von Sorgearbeit“, betont Claudia Sprengel. „Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und sind überproportional in sozialen oder organisatorischen Bereichen tätig. Obwohl in der Stadtverwaltung fast Parität bei den Führungskräften erreicht wurde, sind die höchsten Leitungspositionen weiterhin mehrheitlich männlich besetzt. Wir müssen heute die Bedingungen schaffen, damit Sorgearbeit gerechter verteilt wird. Auch die Verwaltung muss hierbei eine Vorbildfunktion übernehmen.“
Der „Equal Pay Day“ am 7. März markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen unbezahlt arbeiten müssen, um das durchschnittliche Vorjahreseinkommen von Männern zu erreichen. Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland im Jahr 2024 durchschnittlich 16 Prozent weniger als Männer. Während Männer 26,34 Euro brutto pro Stunde erhalten, sind es bei Frauen lediglich 22,24 Euro. Trotz eines leichten Rückgangs des „Gender Pay Gaps“ um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr bestehen strukturelle Ursachen fort: Frauen sind häufiger in schlechter bezahlten Berufen tätig, seltener in Führungspositionen vertreten und arbeiten häufiger in Teilzeit. Zudem verstärken fehlende Gehaltstransparenz und tradierte Rollenbilder diese Ungleichheit.
Die Landeshauptstadt Potsdam hat eine Analyse der Entgeltstrukturen in der Stadtverwaltung durchführen lassen und wurde für Lohngerechtigkeit zertifiziert. Die Ergebnisse werden aktuell ausgewertet. Neben gleicher Bezahlung setzt sich die Stadtverwaltung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit dem Büro für Chancengleichheit und Vielfalt, beispielsweise bei der Erstellung des Gleichstellungsplans.
Claudia Sprengel sagt dazu: „Für viele Frauen mit kleinen Kindern sind Führungspositionen aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen kaum denkbar. Es braucht mehr Flexibilität, insbesondere die Möglichkeit, Führungsaufgaben auch in Teilzeit wahrzunehmen. Modelle wie Führung im Tandem müssen stärker gefördert werden. Gleichzeitig sind auch Männer gefordert, mehr Verantwortung in der Familienarbeit zu übernehmen. Seid Vorbilder, engagiert euch als aktive Väter – nur gemeinsam können wir bessere Rahmenbedingungen schaffen!“
Diese Themen stehen auch im Fokus der Brandenburgischen Frauenwochen, die im März in ganz Brandenburg stattfinden. In Potsdam gibt es zahlreiche Veranstaltungen zur Gleichstellung und Care-Arbeit. Das vollständige Programm ist unter www.potsdam.de/frauenwochen abrufbar.