Großer Fibonacci - Rudolf Valenta

1993 | Edelstahl | B 532 x H 380 x T 792 cm

Eine vom Boden in die Höhe ragende, rechtwinklig abgestufte Stahlplastik wiederholt ihre Linien und Winkel und vergrößert sich dabei nach dem Fibonacci-System. Dieses Prinzip, benannt nach
dem Mathematiker Leonardo da Pisa, auch Fibonacci genannt, stellt eine unendliche Folge von Zahlen dar, bei der sich jeweils die folgende Zahl durch Addition ihrer beiden Vorgänger potentiert.
Unendlich ließe sich auch die begehbare Stahlplastik Großer Fibonacci des in Prag geborenen Künstlers Rudolf Valenta (*1929) weiterführen, denn ihre sich potenzierenden Dreiecke scheinen ebenso den sie umgebenen Raum am Ufer des Tiefen Sees durchmessen zu wollen. Ihre Bewegung erinnert an die unendliche Dynamik einer Spirale und zugleich erzeugen die Dreiecke als stabilste Grundform der Geometrie Stabilität und Ruhe. Daraus ergeben sich ein scheinbarer Widerspruch aus Bewegung und Ruhe, Unendlichkeit und Geschlossenheit.

Auf diese Weise ergründet und beschreibt der Künstler nicht nur Flächen und Linien von Räumen, seine Plastik gelangt auch ins Spannungsfeld von naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeit und ästhetischer Schönheit. Damit werden die beiden bestimmenden Pole der konstruktiven Kunst angewendet: Die Rationalität der Wissenschaft und die schöpferische Fantasie von Künstler und Betrachter. Letztere sollen seine Objekte durchschreiten und begreifen lernen und somit selbst Teil des Kunstwerkes werden. Die Abstraktion befreit die Plastik vom Ballast der realistischen Dinge und führt zur Konkretisierung der Aussage im Spannungsfeld zwischen Künstler und Rezipient.

Als junger Künstler in der ČSSR verarbeitete Rudolf Valenta den massenhaften Ausschuss der Stahlwerke zu Kunstwerken. Aus den Maschinenteilen, die ihre Funktion verloren hatten, entstand ein anderer Realismus, denn das Metall als Essenz der Erde wurde erneut geformt und in einem neuen Kontext im öffentlichen Raum gestellt. Zugleich verdeutlicht der Große Fibonacci die Unendlichkeit eines Gedanken, der einmal seinem Ursprung entsprungen, sich ständig weiter entwickelt und potenziert. Rudolf Valentas Großer Fibonacci bildet zusammen mit Jörg Plickats Ambos Mundos den Auftakt des Projektes "Walk of Modern Art" – ein Skulpturenpfad an der Havel entlang öffentlicher Wege und Straßen. Ihre Stahlplastiken markieren die Eckpunkte jenes Weges, der die Kulturstandorte Schiffbauergasse und das Potsdam Museum am Alten Markt verbindet.

Adresse

Walk of modern art
Schiffbauergasse
14467 Potsdam
Deutschland