An der südwestlichen Ecke des Platzes der Einheit steht das Denkmal für den unbekannten Deserteur. Der Bildhauer und Grafiker Mehmet Aksoy (*1939) schuf dieses Gedenkmonument ursprünglich für den Friedensplatz in Bonn.
Wegen der Ablehnung durch das Bonner Stadtparlament durfte es dort nur provisorisch enthüllt werden. Nach einer wechselvollen und konfliktreichen Ausstellungsgeschichte konnte das Denkmal 1990 in der Bonner Partnerstadt Potsdam errichtet werden und fand im Rahmen der Umgestaltung des Platzes der Einheit zur BUGA 2001 seinen festen Platz. Damit erhielt die ehemalige Garnisonsstadt Potsdam ein politisch hoch aufgeladenes Denkmal, welches zum Anlaufpunkt für Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen avancierte.
Die Skulptur beeindruckt durch eine ungewöhnliche Darstellungsweise: die Negativform. Umrisse und Abdrücke lassen nur noch die Erinnerung an einen Menschen zurück. Damit wird die an
Höhlenmalerei und Fossilienabdrücke erinnernde 12 Tonnen schwere Darstellung zu einem Dokument des Gewesenen.
Die für Mehmet Aksoys Skulpturen typische Ambivalenz zwischen positiver und negativer Form verdeutlicht in diesem Fall den Konflikt eines Soldaten, der zwischen Treue und Verrat hin und hergerissen ist und sich letztlich seinem Bestimmungsort aus moralischen Gründen entzogen hat. Die größte Tragik des Krieges liegt darin, das eben noch vorhandene menschliche Dasein auf grausame Weise schlagartig verschwinden zu lassen. Der "leere" Raum zeigt dies aufs Deutlichste. Die schweren Massen, die die Umrisse und Abdrücke tragen, haben die "ewigen" Aufgaben, das Unsichtbare zu zeigen und gegen das Vergessen anzustehen. Neben dem Denkmal gibt es eine Gedenktafel mit einem Zitat von Kurt Tucholsky, welches die Verweigerung und den Widerstand gegen den Kriegswahn im Namen der Menschlichkeit beschreibt: "Uns fehlen andre Tafeln uns fehlt diese eine: Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat auf seine Mitmenschen zu schießen. Ehre seinem Andenken!" (Die Tafeln, 1925).
Mehmet Aksoy schuf zahlreiche monumentale Skulpturen mit politischem Inhalt. In diesen befasste er sich kritisch mit den Themen Einwanderung, Vertreibung, Trauer und Tod - Themen mit hohem
Konfliktpotenzial, wie die Vorgeschichte des Denkmals in Potsdam zeigt. Mit der Aufstellung des Denkmals am Platz der Einheit spricht dieses nicht nur für sich selbst, sondern es erzeugt darüber hinaus auch eine räumliche und inhaltliche Beziehung zum Mahnmal für den antifaschistischen Widerstand und gegen Krieg auf der gegenüberliegenden Seite.
Adresse
Denkmal für den unbekannten Deserteur
Platz der Einheit
14467 Potsdam
Deutschland