Die Landeshauptstadt Potsdam strebt eine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Ivano-Frankiwsk an. Einen entsprechenden Vorschlag und Partnerschaftsvertrag hat Oberbürgermeister Mike Schubert am Mittwoch vorgestellt. In der kommenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 9. November soll über den Partnerschaftsvertrag entschieden werden. Bereits Anfang März hat Schubert vor der Stadtverordnetenversammlung über aktuelle Hilfeleistungen aus Potsdam für die Ukraine berichtet und eine Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt angekündigt.
„Eine Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt hat in diesen Zeiten in erster Linie einen Solidaritätscharakter. Dennoch ist es uns besonders wichtig, aktive und lebendige Partnerschaften zu pflegen. Mit der neuen trilateralen Partnerschaft zwischen unserer Partnerstadt Opole, mit der wir seit fast 50 Jahren eine Städtepartnerschaft pflegen, Potsdam und Ivano-Frankiwsk haben wir eine gute Basis für den Ausbau des europäischen Gedankens in den Städtenetzwerken. Ich bin beeindruckt, wie engagiert das Deutsch-Ukrainische Netzwerk Potsdam ist und welche Verbindungen in den vergangenen Wochen bereits entstanden sind“, so Oberbürgermeister Mike Schubert.
Zwischen Potsdam und Ivano-Frankiwsk bestehen bereits erste Kontakte vor allem im universitären und medizinischen Bereich. Diese sind mitunter durch Hilfeleistungen in den vergangenen Wochen und Monaten entstanden. Ivano-Frankiwsk ist zudem Partnerstadt der polnischen Stadt Opole, die ebenfalls mit Potsdam verbunden ist. Ziel ist es, die Beziehungen in einem Städtepartnerschaftsdreieck aufzubauen und zu intensivieren. Sowohl Ivano-Frankiwsk als auch Opole haben ihr Interesse an dieser Art von Kooperation bekundet. Als Zeichen der Solidarität soll die Gründung der Städtepartnerschaft zwischen Potsdam und Ivano-Frankiwsk noch in diesem Jahr beschlossen werden. Dazu werden die Bürgervertretungen in den drei Städten über den Partnerschaftsvertrag abstimmen.
Gemeinsamkeiten ergeben sich auf verschiedenen Ebenen: Ivano-Frankiwsk ist die Gebietshauptstadt der Oblast Ivano-Frankiwsk in der Westukraine und hat ca. 230.000 Einwohnerinnen und Einwohner, ist hier also vergleichbar mit Potsdam. Sie ist zudem Universitätsstadt, hat eine lebendige Kunst- und Kulturszene sowie eine einzigartige Architektur mit historischen aber auch modernen Bauwerken. Sie liegt im Karpatenvorland, das zur historischen Landschaft Galizien gehört.
„Wichtig für die Pflege von Städtepartnerschaften ist neben den Gemeinsamkeiten und den kommunalen Beziehungen auch der Austausch auf bürgerschaftlicher Ebene und zwischen verschiedenen Institutionen der jeweiligen Städte“, sagte Schubert. Bereits in der vergangenen Woche hatte Oberbürgermeister Mike Schubert Gelegenheit, sich mit dem Deutsch-Ukrainischen Netzwerk Potsdam, das sich derzeit in Gründung befindet, auszutauschen. Diesem gehören u.a. Osteuropaforscher Prof. Alexander Woell (Uni Potsdam), Kulturhistoriker Dr. Klaus Harer (Deutsches Kulturforum Östliches Europa), Sozialwissenschaftler Dr. Volodymyr Kokhan (Uni Potsdam), die Migrationsexpertin Ella Gurzhy, Dr. Olaf Glöckner vom Moses-Mendelssohn-Zentrum und der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Potsdam, Ariel Kirzon, an.
Das Netzwerk strebt an, profundes Wissen über die Geschichte, Kultur und Gegenwart der Ukraine einem möglichst breiten Kreis von Interessierten in ganz Brandenburg nahezubringen, Hilfsorganisationen und Integrationsinitiativen zu begleiten, die sich seit Monaten um die ukrainischen Kriegsgeflüchteten in Brandenburg kümmern, sowie Kontakte zu ukrainischen Netzwerken, Institutionen, Einrichtungen und Personen aufzubauen bzw. zu intensivieren.
Spannender Anknüpfungspunkt: Die Universität Potsdam hat im Rahmen von EDUC, der Macron-Initiative transnationaler akademischer Vernetzungen, bei der europäischen Gruppe der Universitäten eine Art Führungsrolle übernommen. Hier sollen auch die westukrainische Gebietshauptstadt Ivano-Frankiwsk und die dortige Karpatenuniversität als Partner eingebunden werden. Kontakte zwischen beiden Universitäten bestehen bereits. Seitens des Präsidenten der Uni Potsdam, Prof. Oliver Günther wurde ein „Memorandum of Understanding“ unterschrieben, der Vertrag zur Aufnahme in die Allianz soll 2023 unterzeichnet werden.
Foto: Igor Kosovych
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