Sacrow - Die versteckte Perle im Königswald

Text: Natalie Gommert

Malerisch gelegen, umgeben von Wald und Wasser, liegt der Potsdamer Ortsteil Sacrow. Auch wenn er, gemessen an den Einwohnerzahlen, der kleinste Ortsteil Potsdams ist, gibt es hier eine Menge zu entdecken.

Geschichte

Die erste schriftliche Erwähnung findet Sacrow im Jahr 1375. In seiner wechselvollen Geschichte war der Ort einst Lehns- und Gutshof. Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei zählten zu den Einnahmequellen, später auch die Zucht von Seidenraupen. Im weiteren Verlauf siedelten sich Manufakturen und Produktionsstätten an: für Ziegel und Kalk, Essig und Zucker. Seine heutige Gestalt erhielt der Ort ca. ab dem Jahr 1840, als der spätere Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV den Ort erwarb. Durch Peter Joseph Lenné ließ er das Landschaftsbild grundlegend verändern. Es erfolgt der Abriss der Fabriken, es wird aufgeforstet, Wiesen und Felder angelegt, der heutige Königswald entsteht. Das Havelufer wird parkartig bepflanzt und mit Sichtachsen gestaltet. Der Bau der Heilandskirche beginnt.

Geschichte: Adolf Slaby, Lehrer für Mathematik und Mechanik, unternahm 1897 die ersten erfolgreichen, drahtlosen Funkversuche in Deutschland. Die von der Sacrower Heilandskirche aufgegebenen Telegramme kamen auf der 1,6 Kilometer entfernten Matrosenstation "mit tadelloser Klarheit und Bestimmtheit" an. Damit wurde hier ein wichtiger Grundstein für die moderne Funktechnik gelegt.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt sich Sacrow zu einem exklusiven Ausflugs- und Wohnort vor den Toren Potsdams und Berlins – und ist es bis heute geblieben. Hier gibt es ein Nebeneinander von herrschaftlichen und großbürgerlichen Villen einerseits und kleinen Garten- und Wochenendgrundstücken andererseits. Knapp die Hälfte aller Häuser in Sacrow sind Wassergrundstücke. Auf der einen Seite erstreckt sich die Havel mit Blick auf die Pfaueninsel, auf der anderen Seite liegt der Sacrower See. Die Beliebtheit des Ortes ist daher nicht verwunderlich.

Mit der Errichtung der innerdeutschen Grenzanlagen im Jahr 1961 ging dieses Idyll für die Öffentlichkeit verloren. Sacrow lag in einem sogenannten Sperrbezirk und konnte nur mit einem Passierschein erreicht werden. Diese Isolation endete erst mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989. Seit dem ist Sacrow wieder das, was es einst war – ein idyllischer Ausflugs- und Erholungsort.

Sehenswürdigkeiten

Die aufgrund ihrer Lage und ihres Stils außergewöhnliche Heilandskirche entstand 1844 als sakrales Gebäude im italienischen Stil mit freistehendem Glockenturm nach Zeichnungen von Friedrich Wilhelm IV. unter Leitung des Hofarchitekten Ludwig Persius. Die in das Wasser hineinragende Kirche vermittelt den Eindruck eines vor Anker liegenden Schiffes am Ufer der Havel. Die Kirche liegt rund einhundert Meter unterhalb des kleinen Sacrower Schlosses und gehört zu dessen Schlosspark.

Geschichte: Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 führte im Laufe der darauffolgenden Jahrzehnte zur fast vollständigen Zerstörung der Heilandskirche. Die deutsch-deutsche Grenze verlief direkt über das Kirchengelände und der Glockenturm wurde zum Bestandteil der Grenzanlagen. Das Kirchengebäude stand nun im "Niemandsland" Richtung West-Berlin. Trotz dieser Umstände fanden noch bis Heiligabend 1961 regelmäßig Gottesdienste statt. Wenige Tage später wurde das Innere der Heilandskirche, die auf von DDR-Grenztruppen scharf bewachtem Gebiet stand, zerstört und so die weitere Nutzung unmöglich gemacht. Die Grenzbehörden suchten und fanden damit einen Vorwand, die Kirche vollständig abzuriegeln, um eventuelle Fluchtversuche aus diesem Grenzabschnitt zu verhindern.

Heilandskirche und Schloss wurden nach der Wende in den 1990er Jahren restauriert und sind Teil der Potsdamer Havellandschaft, die von der Pfaueninsel bis nach Werder reicht und mit ihren Schlössern und Gärten als Ensemble seit 1990 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO steht.

Der Sacrower Königswald lädt mit seiner Größe und Fülle zu ausgedehnten Spaziergängen und Wanderungen ein. Ebenso wie der Ort, lag auch der Wald zu DDR-Zeiten im Sperrgebiet. Weitgehend von Menschen ungestört und sich selbst überlassen hat sich hier ein einzigartiges Biotop von Brut- und Winterraststätten für Klein- und Wildtiere entwickelt.

Erleben und genießen Sie diese Landschaft zum Beispiel auf einer Wanderung rund um den Sacrower See (Länge: rund 14 km / Dauer: 3 Stunden). Dieser See ist einer der saubersten in der Region und lädt bei schönem Wetter zum Baden ein. Der kleine Badestrand liegt auf der Nordseite im Königswald. Angeln und Bootfahren sind nur mit Genehmigung gestattet.

Einen Abstecher wert ist auch die Römerschanze im Königswald, direkt am Ufer des Lehnitzsees. Die Anlage entstand in der Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren und ist eine der ältesten Wehranlagen in Europa. Die ursprüngliche Wallburg hatte eine Ausdehnung von 175 mal 125 Meter und umfasste eine Fläche von ca. 2 Hektar. Vom einst 6 m hohen Ringwall ist heute nur noch eine Resthöhe von etwa 3 Metern erhalten.

Ein guter und beliebter Ausgangsort für weitere Wanderungen ist der Parkplatz nahe der Römerschanze. So zum Beispiel für eine Wanderung auf dem historischen Postweg von Sacrow- über das verschwundene Dorf Ferbitz - nach Priort (Länge: rund 10 km). Rechts und links erwartet Sie eine malerische und zugleich wilde Landschaft. Der Weg führt durch die Döberitzer Heide, einem Reservat für Wisente und Wildpferde, die in einem Schaugehege in Elstal auch beobachtet werden können.

Anreise/Abreise

Der schönste Weg führt über das Wasser, vom Hafen in der Nähe des Hauptbahnhofes mit dem Wassertaxi in rund 50 Minuten direkt bis nach Sacrow. Auf seinem Hin- und Rückweg macht das Wassertaxi Halt am Park Babelsberg, an der Glienicker Brücke oder dem Neuen Garten und lädt zu weiteren Entdeckungen ein. Das Wassertaxi verkehrt von März bis Oktober.

Ab Potsdam-Hauptbahnhof mit dem Bus 639 Richtung S+U Rathaus Spandau bis Neu Fahrland, Heinrich-Heine-Weg. Umsteigen Bus 697 Richtung Neukladower Allee nach Sacrow, Haltestelle Schloss Sacrow. Fahrplaninformationen unter: www.vip-potsdam.de

Adresse

Sacrow
Straße nach Sacrow
14469 Potsdam
Deutschland