Der Masterplan: So soll Krampnitz entwickelt werden
Für das neue Stadtquartier in Potsdams Norden gibt es einen Masterplan: Er bündelt die planerischen Grundlagen zu den Fragen Städtebau, Freianlagen, Mobilität, sozialer Infrastruktur und dem Nutzungsmix von Wohnen und Gewerbe. Entwickelt wurde er von der Landeshauptstadt Potsdam und dem Entwicklungsträger Potsdam gemeinsam mit externen Planungsbüros auf Grundlage des Siegerentwurfs aus dem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb ‚Wohnen in Potsdam Krampnitz‘.
Der Masterplan, der im April 2019 von den Stadtverordneten beschlossen wurde, stellt die Weichen für die zukünftige Entwicklung des Stadtteils, der auf dem 150 Hektar großen ehemaligen Militärgelände zwischen Krampnitzsee, Fahrländer See und Döberitzer Heide entsteht. In den kommenden zehn bis 15 Jahren wird dort für bis zu 10000 Potsdamerinnen und Potsdamer Wohnraum geschaffen. Und nicht allein das: Krampnitz soll ein Ort zum Leben werden, an dem Menschen arbeiten, einkaufen, spielen, sich erholen, Schulen und Kitas besuchen und ihre Freizeit verbringen können. Dabei soll Krampnitz Vorbildcharakter haben in Punkto Mobilität, Energie- und Wärmeversorgung und Ökologie.
Soziale Infrastruktur
Sieben Kindertagesstätten sind im Entwicklungsgebiet vorgesehen. Sie werden im Quartier verteilt und gut erreichbar sein. Pro Kita werden im Schnitt 120 bis 130 Plätze angeboten. Baulich haben die Einrichtungen unterschiedlichen Charakter: Einige werden in sanierten denkmalgeschützten Bestandsgebäuden, andere im Neubau oder im Zusammenhang mit einer Grundschule errichtet. Durch eine flexible Bauweise wird dafür gesorgt, dass langfristig auch andere Nutzungen der Gebäude möglich bleiben – wenn etwa der Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen einmal sinkt und stattdessen altersgerechte und barrierefreie Angebote benötigt werden.
Grundschulen und eine Gesamtschule mit den jeweiligen Sportflächen entstehen ebenfalls. Die erste Grundschule, die bereits zum Schuljahr 2024/2025, also kurz nach dem Einzug der ersten Mieter, eröffnen soll, wird vis-à-vis des stadtteilprägenden zentralen Parks in einem sanierten Bestandsgebäude errichtet. Die Grundschulen können jeweils drei Klassenzüge aufnehmen und haben einen dazugehörigen Hort. Die weiterführende Schule wird im Westen des Stadtteils errichtet und mit Sportanlagen ausgestattet, die auch durch den Vereinssport genutzt werden können.
Hinzu kommen ergänzende Angebote von Sportanlagen, einem Jugendclub und einem Stadtteilzentrum. Mögliche Nutzungen des Stadtteilzentrums sind Angebote der Musikschule, der Bibliothek, von Kirchen, als Bürgerhaus oder für Veranstaltungen. Wie das Zentrum aussehen und wie es genutzt wird, wird im Laufe der weiteren Planungen konkretisiert.
Gewerbeflächen
Flächen für gewerbliche Nutzungen konzentrieren sich nach dem aktuellen Planungsstand entlang des Alleenrings im nördlichen und noch stärker westlichen Gebiet des Entwicklungsbereiches. Dort soll mit mehreren Nahversorgern ein lebendiger Stadtplatz für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner von Krampnitz entstehen. Bereits in der ersten Entwicklungsstufe soll es einen Nahversorger mit etwa 1000 Quadratmetern am östlichen Eingang des Quartiers geben. Insgesamt sind bis zu 140 000 Quadratmeter Gewerbefläche im Stadtteil möglich.
Mobilität
Wegweisenden Charakter für die Entwicklung des Potsdamer Nordens hat auch das im Masterplan enthaltene Mobilitätskonzept für Krampnitz, mit dem der Anteil des motorisierten Individualverkehrs – also Autos, Motorräder usw. - an der Gesamtzahl aller zurückgelegten Wege reduziert werden soll. In den Downloads finden Sie die aktuelle Verkehrswirkungsanalyse.
Eine zentrale Rolle zur Erschließung des Stadtteils spielt die Straßenbahn, die künftig bis nach Krampnitz und weiter bis nach Fahrland fahren soll. Die Planungen zur Weiterführung der Trasse vom Campus Jungfernsee in Richtung Norden laufen derzeit. Die Verfügbarkeit von Tram- und Bushaltestellen entlang des Alleenrings soll alle Teilbereiche des neuen Quartiers über kurze Strecken an den öffentlichen Nahverkehr anbinden. Auch das Erschließungssystem wurde mit dem Ziel entwickelt, die Attraktivität von Fuß- und Radverbindungen zu erhöhen und motorisierte Verkehre im Quartier zu vermeiden. Autos sollen gesammelt in Quartiersgaragen geparkt werden; sieben davon sind über den Stadtteil verteilt vorgesehen.
Um die alternative Mobilität weiter zu fördern, sind attraktive Rad- und Fußwegeverbindungen vorgesehen, ebenso Bikesharing-Stationen, Ladestationen für E-Autos und Pedelecs und Carsharing-Stationen.
Grün- und Freiflächen
Krampnitz wird sich als urbanes Stadtquartier eingebettet in einen einzigartigen Naturraum zwischen See und Döberitzer Heide auszeichnen. Auch im Inneren des Stadtteils wird es grün: Prägend wird der zentrale Park sein, in dem es Spielplätze und Freizeitmöglichkeiten für alle Altersgruppen geben wird. In einem äußeren grünen Gürtel, vorwiegend am Übergang zur Döberitzer Heide sind weitere Möglichkeiten für Sport, Spiel, Bildung und Hobbies vorgesehen.
Das Mobilitätskonzept: Besser mobil – besser leben in Krampnitz
Ein besonders wichtiger Baustein für die Entwicklung des Quartiers zu einem nachhaltigen und lebenswerten Stadtteil ist das Mobilitätskonzept, welches zwei Ziele verfolgt: Zum einen sollen möglichst viele der im Lebensalltag der Bewohnerinnen und Bewohner entstehenden Wege innerhalb des Gebiets selbst per Rad oder Fuß getätigt werden können. Zum anderen sollen die notwendigen Wege ins Gebiet und aus dem Gebiet heraus vorrangig durch die Verkehrsmittel des Umweltverbundes (öffentlicher Nahverkehr, Rad- und Fußverkehr) zurückgelegt werden. In den Downloads finden Sie die aktuelle Verkehrswirkungsanalyse.
Um die aus dem Gebiet heraus und in das Gebiet hinein notwendigen Wege vorrangig durch Verkehrsmittel des Umweltverbunds attraktiv zu gestalten, wird mit der Entwicklung des ehemaligen Kasernenstandorts auch die Anbindung des Potsdamer Nordens durch eine attraktive Radverkehrsverbindung sowie der Ausbau des Angebots durch den öffentlichen Personennahverkehr vorangetrieben.
Wichtige Voraussetzungen für die Anbindung von Krampnitz wurden bereits geschaffen. Mit Beschluss der Fortschreibung des Radverkehrskonzepts 2017 wurde sowohl die Verbindung zwischen Marquardt und Fahrland als auch die Verbindung zwischen Krampnitz und dem Bornstedter Feld für die Umsetzung in die Priorität 1 aufgenommen. Zudem wird mit der Umsetzung der Strategieplanung für den ländlichen Raum und des P+R-Konzeptes der Ausbau des Bahnhofs Marquardt zur Mobilitätsdrehscheibe für den Potsdamer Norden forciert. Dies beinhaltet auch die Errichtung eines P+R-Parkplatzes östlich des Bahnhofs, was auch eine bessere Busanbindung mit sich bringen wird. Zusammen mit den Plänen des Landes Brandenburg, eine Regionalbahnanbindung über den Bahnhof Marquardt und Berlin-Spandau bis zum Gesundbrunnen herzustellen, wird sich im Potsdamer Norden in den kommenden Jahren ein wichtiger Verkehrsknoten entwickeln.
Eine der wichtigsten Maßnahmen bleibt die Verlängerung der Straßenbahn vom Campus Jungfernsee über Krampnitz bis nach Fahrland, für welche inzwischen die Vorplanung vorliegt. Derzeit wird an der Entwurfs- und Genehmigungsplanung gearbeitet. Nach dem Ende des notwendigen Planfeststellungverfahrens dauert der Bau der Verbindung etwa drei bis vier Jahre. Ziel ist es, dass spätestens Ende 2029 die erste Straßenbahn nach Krampnitz fährt. Bis dahin erfolgt ein Vorlaufbetrieb mit Bussen. Das Besiedlungstempo von Krampnitz wird dem Fortschritt bei der Schaffung zusätzlicher Angebote im öffentlichen Nahverkehr angepasst. Daher soll die Einwohnerzahl von Krampnitz erst über 5.000 Menschen steigen, wenn die Straßenbahn fährt.
Auch die innere Entwicklung von Krampnitz stellt die nachhaltige Mobilität in den Vordergrund. Der ruhende Verkehr soll eine untergeordnete Rolle im Stadtbild bekommen. Parkflächen sollen reduziert und in Quartiersgaragen gebündelt werden. Begleitet wird die Entwicklung auch durch die Schaffung von Mobilitätsstationen, welche Bike- und Car-Sharing-Angebote vorsehen, verbunden mit einer Förderung der Elektromobilität.
Volle Energie für Krampnitz
Das Energiekonzept der Energie und Wasser Potsdam (EWP) GmbH spielt bei den Plänen zum Ausbau des Stadtteils eine entscheidende Rolle. Es kombiniert Bewährtes mit Innovationen und setzt dabei konsequent auf erneuerbare Energien. Ziel ist es, dass die Bewohnerinnen und Bewohner von Anfang an flächendeckend CO2-neutral und bis 2040/2050 auch fossilfrei mit Energie versorgt werden. Und das zu verbraucherfreundlichen Preisen. Besonders wichtig ist es dabei, dass die Energie mit dem Fokus auf regenerative Quellen auch vor Ort erzeugt und genutzt wird.
Die Wärmeversorgung in Krampnitz wird autark funktionieren, also unabhängig vom übrigen Fernwärmenetz. Zentrales Element ist dabei ein Wärmenetz, das als Niedertemperaturwärmenetz ausgelegt ist. In einem ersten Schritt kommen bis zu drei Blockheizkraftwerke zum Einsatz. Technisch und wirtschaftlich erprobt, erzeugen sie auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung neben Wärme zugleich einen Großteil des im Quartier benötigten Stroms. Die Verwendung von Erdgas soll dabei schrittweise minimiert werden. Für Wärme aus der Sonne sorgt eine circa 1000 Quadratmeter große Freiflächen-Solarthermieanlage.
Die Stromerzeugung des neuen Stadtteils wird durch dezentrale, auf den Gebäudeflächen installierte Photovoltaikanlagen unterstützt. Interessierte Mieter können dann den Strom vom eigenen Hausdach nutzen.
Geschichte des Areals
Das ehemalige Gelände der „Heeres Reit- und Fahrschule und Kavallerieschule Krampnitz" im Ortsteil Fahrland der Landeshauptstadt Potsdam liegt im nördlichen Stadtgebiet. Das Areal wurde ab den 1930er Jahren zu militärischen Zwecken errichtet und genutzt, es entstanden diverse Kasernengebäude sowie Ein- und Mehrfamilienhäuser. Der Bau der Kaserne wurde von der Wehrmacht ab Mitte der 30er Jahre geplant. Im März 1937 legte der Berliner Architekt Robert Kisch die Pläne für die Kaserne in Krampnitz vor. Das Heeres-Neubauamt begann im Frühjahr 1937 mit den Bauarbeiten. Das Vorhaben war eine Erweiterung des großen Reichswehr-Standortes Spandau/Döberitz/Gatow/Potsdam, in dem sich zahlreiche Kasernen und Übungsplätze befanden, insbesondere der 1895 gegründete Truppenübungsplatz Döberitz, der Mitte der 30er Jahre eine Größe von 50 Quadratkilometern hatte.
Für das Gelände wurden landwirtschaftliche Flächen der staatlichen Domäne sowie Eigentum von 18 Fahrländer Landwirten, Obstzüchtern und Fischern in Anspruch genommen; sie erhielten für ca. 25 Hektar Land 60 Hektar Ersatzland aus Staatsbesitz. Die nördliche und nordöstliche Begrenzung bildet der Große Graben, der seit Jahrhunderten das nördlich gelegene Große Luch entwässert. Die östliche Grenze bildet die Potsdamer Chaussee, die nahe entlang dem Ufer des Krampnitzsees verläuft. Die Südwestgrenze wurde von der heutigen Gellerstraße gebildet, die von Fahrland nach Neufahrland zwischen dem Fahrländer See und dem Aasberg verläuft. Die heutige Westgrenze verläuft in Nord-Süd-Richtung über die Feldflur circa 1,3 Kilometer von der Ostgrenze entfernt.
Die prägenden Bauten des früheren Kasernengeländes sind der weithin sichtbare Turm unmittelbar am Eingang, das Offizierkasino, das Offizierswohnheim und das Fähnrichswohnheim. Die Gebäude stehen wie viele noch vorhandene Gebäude aus dieser Zeit unter Denkmalschutz und sind typisch für die Militärarchitektur der 1930er Jahre.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die sowjetische Armee das Gelände militärisch und errichtete zusätzlich Wohngebäude sowie umfangreiche Technikbereiche an der nördlichen Grenze des Gebiets. Das Kasernengelände wurde 1992 durch die GUS-Truppen vollständig freigegeben und liegt seitdem überwiegend brach.
Die Kaserne Krampnitz liegt auf dem Gemeindegebiet der ehemaligen Gemeinden Krampnitz und Fahrland. Das südliche Randgebiet gehörte früher zur Gemeinde Neu Fahrland. Die drei Gemeinden sind seit dem Bau der Kaserne von zahlreichen Gebietsreformen betroffen worden. Seit 2003 gehören die Gemeinden sowie das Gelände zur Landeshauptstadt Potsdam.
Im Juni 2013 beschloss die Landeshauptstadt Potsdam das Gelände der ehemaligen Kaserne als städtebaulichen Entwicklungsbereich gemäß § 165 BauGB förmlich festzusetzen. Als treuhänderischer Entwicklungsträger wurde der Entwicklungsträger Potsdam, eine Tochter der ProPotsdam GmbH, mit der Durchführung und Umsetzung der städtebaulichen Maßnahme beauftragt. Im April 2019 beschlossen die Stadtverordneten einen Masterplan zur Entwicklung der ehemaligen Kaserne zu einem lebendigen Stadtteil für 10.000 Menschen.
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