Drehort Potsdam

Angela Merkel besucht die Dreharbeiten von BRIDGE OF SPIES des Hollywood-Regisseurs Steven Spielberg (li.) mit Tom Hanks (re.) auf der Glienicker Brücke.
© Bundesregierung (Guido Bergmann)
Angela Merkel besucht die Dreharbeiten von BRIDGE OF SPIES des Hollywood-Regisseurs Steven Spielberg (li.) mit Tom Hanks (re.) auf der Glienicker Brücke. © Bundesregierung (Guido Bergmann)

Film gehört zur DNA von Potsdam. Seit mehr als 112 Jahren entstehen in Potsdam Filmaufnahmen, nicht nur in den berühmten Filmstudios im Stadtteil Babelsberg. Potsdam selbst ist bei Film und Fernsehen beliebte Kulisse und geschätzter Drehort. Viele Meisterwerke der Filmgeschichte und studentische Filmproduktionen, deutsche und internationale Kino- und Fernsehfilme, Dokumentar- und Werbefilme sowie bekannte Fernsehserien entstanden und entstehen in der UNESCO CREATIVE CITY OF FILM POTSDAM. Und obwohl die Corona-Pandemie gerade den Filmsektor vor besondere Herausforderungen gestellt hat, fanden zahlreiche Filmaufnahmen statt: Für 2020 wurden 193 Drehgenehmigungen für Standorte außerhalb der Studios erteilt, 2021 waren es 243. Zu diesen Produktionen gehörten Fernsehserien und -reihen wie BABYLON BERLIN, BLUTIGE ANFÄNGER, DIE DIPLOMATIN, DIE HEILAND, EIN STARKES TEAM, JERKS, KU'DAMM 63, LETZTE SPUR BERLIN, DER PALAST, POLIZEIRUF 110, TATORT und natürlich die SOKO POTSDAM sowie GUTE ZEITEN, SCHLECHTE ZEITEN.

Auf einem großen Schild vor dem Eingangstor des Studios Babelsberg wird aufgelistet, welche Produktionen aktuell in den Filmstudios gedreht werden. Neben dem weltweit renommierten Studio entstehen aktuell in der UNESCO Creative City of Film Potsdam, so der Titel der Landeshauptstadt seit 2019, die Fernsehserien SOKO POTSDAM und BLUTIGE ANFÄNGER in Potsdamer Straßen, Parkanlagen und Gebäuden – „on location“ wie es international bei Film und Fernsehen heißt.
Die Location-Scouts, also Motivsuchende, die für einen geplanten Film die Drehorte ausfindig machen, werden hier zu fast allem fündig: ob Schlösser und Gärten der unterschiedlichsten Stile und Epochen, pittoreske Gassen, Plätze und Hinterhöfe, Fabrik- oder Gewerbegelände, Bauernhöfe, Motive am oder im Wasser und natürlich die vielen architektonischen Einflüsse in den unterschiedlichen Vierteln und Stadtteilen: ob Holländisches Viertel, Französisches Quartier, Russische Kolonie, Schweizer Häuser, italienisierende Villen, norwegische Matrosenhäuser. Von barocken Fassaden über Jugendstil in preußischen Repräsentationsbauten zu sozialistischer Nachkriegsmoderne und Einkaufszentren der 1990er Jahre. Potsdam bietet Vieles.

Der Torbogen des Studios Babelsberg.
© UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)
Studio Babelsberg Torbogen Produktion © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)

So kommt es auch, dass Potsdam in Film- und Fernsehproduktionen immer wieder als was anderes „herhält“. In der erfolgreichen Serie MAXTON HALL – DIE WELT STEHT ZWISCHEN UNS (2024) dient das berühmte Museum Barberini am Alten Markt als Londoner Firmensitz der Unternehmerfamilie Beaufort. Klar sind da auch das Landtagsgebäude und das Alte Rathaus zu erkennen. Und während das sogenannte Holländische Etablissement im Neuen Garten als Wohnhaus von ‚Ruby‘ und ihrer Familie in einem Londoner Vorort dient, findet die dramaturgisch wichtige Szene zwischen ‚James‘ und seinem Freund ‚Alistair‘ in der letzten Folge der ersten Staffel auf dem Campus der Universität Oxford statt – es handelt sich jedoch um die Freitreppe der Potsdamer Nikolaikirche.
Claire Danes ist in der US-amerikanischen Serie HOMELAND (2015) in Amsterdam unterwegs, gedreht wurden die Szenen jedoch im Holländischen Viertel in der Potsdamer Innenstadt. Jackie Chan besucht im Film IN 80 TAGEN UM DIE WELT (2004) den von Arnold Schwarzenegger gespielten Sultan in Istanbul, entstanden sind die Szenen vor und im Orangerieschloss von Sanssouci. Catherine Zeta-Jones und Omar Sharif drehten für KATHARINA, DIE GROßE (1995) in den Neuen Kammern von Sanssouci, Moritz Bleibtreu und Alexandra Maria Lara in VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE (2005) vor dem Neuen Palais. Hier drehte Regisseur Ernst Lubitsch bereits 1919 den Film MADAME DUBARRY mit dem späteren ersten Oscarpreisträger Emil Jannings; das Neue Palais diente als Schloss Versailles.

Oscarpreisträger Matt Damon bei den Dreharbeiten zu BOURNE VERSCHWÖRUNG in der Gregor-Mendel-Straße.
© Manfred Thomas
Oscarpreisträger Matt Damon bei den Dreharbeiten zu BOURNE VERSCHWÖRUNG in der Gregor-Mendel-Straße. © Manfred Thomas

In der erfolgreichen Hochglanz-Serie BABYLON BERLIN (seit 2017), in deren Mittelpunkt Kommissar Gereon Rath während Ermittlungen in einem Erpressungsfall immer mehr in den Strudel von Mord und Totschlag gerät, ist der ständige Handlungsort das wilde Berlin der 1920er Jahre mit seiner aufgeheizten politischen Straßenkampfatmosphäre, seinem rauschhaften Nachtleben und seiner Allgegenwart von Kriminalität. Viele Szenen der Serie wurden in Potsdam gedreht, da das Berlin von damals nicht mehr existiert: Im Film zu sehen ist immer wieder das vielseitige Kulissenviertel „Neue Berliner Straße“ auf dem Gelände von Studio Babelsberg – ein wahres „Chamäleon“. In der dritten Staffel werden die Studios selbst zum Teil der Handlung: Es geht um einen Mord während Dreharbeiten – und so sieht man „Babelsberg gedreht in Babelsberg“. Auch am Havelufer vom Park Sacrow fanden Aufnahmen zu BABYLON BERLIN statt.

Blick auf das Kulissenviertel „Metropolitan Backlot“ von Studio Babelsberg. Das Studio Babelsberg ist Betriebsgelände und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
© Studio Babelsberg AG
Blick auf das Kulissenviertel „Metropolitan Backlot“ von Studio Babelsberg. Das Studio Babelsberg ist Betriebsgelände und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. © Studio Babelsberg AG

Park Sacrow ist ein häufig genutzter Drehort. Eindeutig sind Nora Tschirner und Til Schweiger im Kinofilm KEINOHRHASEN (2007) am steinernen Kreuz auf dem Vorplatz der Heilandskirche zu erkennen. Auch für diverse Fernsehproduktionen, darunter die Telenovela WEGE ZUM GLÜCK, in der das Schloss Sacrow das Herrenhaus der Familie van Weyden darstellte, wird Potsdam zum Drehort.

Die Havel flussabwärts folgend, dient auch der Park Babelsberg als Drehmotiv. Das Schloss Babelsberg ist in der Neuverfilmung des Märchens DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN (2016) äußerst präsent. Teile des Parks kommen in großen Produktionen vor: vom Ufa-Revuefilm Frauen sind doch bessere DIPLOMATEN (1941) mit der tanzenden und singenden Marika Rökk bis zum Kinderfilm HEXE LILLI - DER DRACHE UND DAS MAGISCHE BUCH (2009). Das Havelufer am Strandbad Babelsberg wurde für den DEFA-Klassiker DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (1973) mit Angelica Domröse und Winfried Glatzeder genutzt.

Auch im Herzen der Verwaltung, im Rathaus Potsdam, entstanden und entstehen immer wieder Filme und Fernsehreihen wie PFARRER BRAUN und POLIZEIRUF 110.

Für die Erfolgsserie DEUTSCHLAND ’83-’89 der Babelsberger UFA hält das ehemalige Landtagsgebäude auf dem Brauhausberg als Kaserne in Bonn her, während im Park und im Schloss Marquardt an die 100 Produktionen entstanden sind. Diese Kulisse schafft den großen Spagat: in Hermine Huntgeburths EFFI BRIEST (2009) mit Julia Jentsch und Sebastian Koch ist es Wohnhaus an der Ostsee. In Steven Spielbergs BRIDGE OF SPIES (2015) ist es das „CIA Safe House“ für Tom Hanks und in SPENCER (2022) als Prinzessin Dianas (Kristen Stewart) Elternhaus, das „Park House“ von Sandringham in England, zu sehen. In DER GANZ GROßE TRAUM (2011) mit Daniel Brühl dient der Park um das Schloss Marquardt als Stadtpark von Braunschweig.

‚Potsdam als Potsdam‘ kann hingegen seit 2018 in der beliebten Krimiserie SOKO POTSDAM entdeckt werden: Drehorte waren unter anderem der Alte Markt, die Friedrich-Ebert-Straße, das Nauener Tor, das Belvedere auf dem Pfingstberg, das Karl-Liebknecht-Stadion, die Kapelle in Klein-Glienicke, die Friedenskirche in Sanssouci, das Rathaus Potsdam, der Stadthafen und mehrfach das Holländische Viertel. Das Kommissariat befindet sich am Weberplatz im historischen Kern Babelsbergs. Viele Folgen von SOKO POTSDAM sind kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar; so auch Folgen der SOKO WISMAR, die ebenfalls immer wieder gerne in Potsdam gedreht wurden. Apropos Mediathek: In der ARD-Mediathek ist der Film DES KAISERS NEUE KLEIDER zu sehen. Eindrucksvoll werden die verschiedenen Drehorte in Sanssouci zu einem imaginären Schloss des Kaisers Friedhelm zusammengeschnitten.

Matthias Brandt als ‚Kaiser Friedhelm‘ in der Märchenverfilmung DES KAISERS NEUE KLEIDER (2010) auf der Freitreppe vor dem Orangerieschloss von Sanssouci.
© UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke) / WDR
Matthias Brandt als ‚Kaiser Friedhelm‘ in der Märchenverfilmung DES KAISERS NEUE KLEIDER (2010) auf der Freitreppe vor dem Orangerieschloss von Sanssouci. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke) / WDR

In der Serie JERKS (seit 2017) von und mit dem vor Ort lebenden Schauspieler und Regisseur Christian Ulmen ist Potsdam auch Potsdam: Wieder taucht das Holländische Viertel häufig auf, vor allem aber Straßen und Häuser in der Villenkolonie Neubabelsberg, in der viele der Geschichten auch spielen. Ein häufiger Treffpunkt der Hauptfiguren ist jedoch die „Garage du Pont“, eine ehemalige Tankstelle aus den 1930er Jahren nahe der Glienicker Brücke.

Bei den Dreharbeiten zur SOKO POTSDAM in der Gutenbergstraße im Holländischen Viertel.
© UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)
Bei den Dreharbeiten zur SOKO POTSDAM in der Gutenbergstraße im Holländischen Viertel. © UNESCO CITY OF FILM POTSDAM (Stielke)

Die Glienicker Brücke selbst ist historischer Schauplatz und Drehort zugleich: Kein geringerer als Hollywood-Regisseur Steven Spielberg inszenierte den Agentenaustausch am Originalort des Geschehens im Spionagethriller BRIDGE OF SPIES (2015) mit Tom Hanks und Mark Rylance; Letzterer erhielt für seine Darstellung des Sowjetspions Rudolf Abel einen Oscar.
Noch nicht als „Agentenbrücke“ bekannt, war der Havelübergang mit der Stahlskelettkonstruktion aus der Kaiserzeit bereits 1946 Drehort für Helmut Käutners Film Unter den Brücken, der in der Filmwelt als Meisterwerk gilt.

Die Liste der unzähligen Drehmotive in und um die Filmstadt Potsdam ließe sich immer weiter fortführen. Literatur hierzu bietet das Filmmuseum Potsdam an.