Zierbrunnen, Carola Buhlmann, 1975

Der Spaziergänger wird auf seinem Rundgang entlang des Gehsteiges nichts Sonderliches vermuten, doch wenn er dem Plätschern des Wassers folgt, kann er hinter den Büschen eine interessante Entdeckung machen. Aus einem quadratischen Bassin erheben sich drei aus Ton gebrannte Blütenstelen. Das farbenfrohe Dekor der stilisierten Blüten erfreut sofort das Auge des Betrachters. Sie scheinen wie Pilze nach einem Regenguss aus dem Boden zu schießen. Gestärkt durch das Wasser und vom Licht der Sonne angezogen, recken sich die Blumen gen Himmel und präsentieren ihre üppigen Blütenkelche. In gelben, blauen und rötlichen Tönen zeigen sich die erhaben geschwungenen Blütenblätter. Ob geöffnet oder fast geschlossen, in ihnen sammelt sich das Wasser, das über den Blütenrand an den Stielen hinabrinnt oder in feinen Tröpfchen stetig in das Bassin tropft. Die kräftigen Stiele, die sicher im Nass stehen, sind durch mehrere Reihen stilisierter Blättern dekoriert.

Der Spaziergänger kann sich entspannt auf die Sitzbänke niederlassen, sich der beruhigenden und erfrischenden Wirkung erfreuen. Brunnen sind eines der ältesten Kulturgüter der Menschheit. Ursprünglich dienten sie zur Gewinnung von Nutzwasser. In Burgen und Palästen, Städten und auf Marktplätzen fanden sich Brunnen zur Wasserversorgung. Sie dienten in der Öffentlichkeit dem Gemeinwesen und in den Gartenanlagen der Herrscher der Repräsentation von Macht. Die Gestaltung von Brunnen spiegelt den Kulturzustand der jeweiligen historischen Situation wieder, denn diese verdeutlichen die Entwicklung vom Symbol des Lebens zum Objekt der Kunst. Ab den 1960er Jahren wurden zahlreiche Brunnen in der DDR installiert, um die neu geschaffenen Fußgängerzonen und Wohngebiete moderner Stadtzentren zu schmücken. Das belebende Nass schuf ein frisches Klima und das Plätschern des Wassers verschluckte unangenehme Geräusche.

Die Keramikerin Carola Buhlmann (*1926-2014), die dieses farbenfrohe Naturmotiv mit volkstümlich anmutendem Dekor gestaltete, bereichert mit dieser kleinen Brunnenoase bis heute die Gegend um das Wohngebiet Am Stern und hat zudem eine effektvolle Verbindung von Blumen und Wasser geschaffen.