Wolf und die sieben Geißlein, Dorothea Nerlich, um 1980

Glasurmalerei auf Keramikplatten; Wandflächen je ca. 380cm (H), 480cm (B)

Der Wolf und die sieben Geißlein ist ein bekanntes Kinder- und Hausmärchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm. Dorothea Nerlich (*1950) gestaltete die Eingänge der Kindertagesstätte und interpretierte dabei das Märchen mit Humor. Der Betrachter darf sich in die spannende Aufgabe versetzt fühlen, in der nicht ganz originalgetreuen Darstellung die Abwandlungen zu entdecken.

Der Wolf ist bereits im Garten, doch kann er sich nicht - wie aus dem Märchen bekannt - auf listige Art und Weise Zutritt ins Haus verschaffen. Die Objekte seiner Fressbegierde treiben ihrerseits ein Spielchen mit ihm. Sich in Sicherheit wähnend, posieren drei Geißlein am offenen Fenster. Ein viertes Geißlein schaut, einen Holzknüppel in der Hand, neckend um die Hausecke. Dem Wolf ist nicht wohl in seiner Haut, unsicher schleicht er mit eingezogenem Schwanz um den Baum. Aber auch an diesem Ort lauert man ihm auf. Außerhalb der Reichweite seiner flinken Pfoten treiben dort drei Geißlein ihr Spiel. Im dichten Blattwerk und umgeben von saftigen Früchten beobachtet selbstsicher ein Geißlein mit Schleuder die Wirkung seiner Tat. Der vom Stein Getroffene hingegen fletscht grollend seine scharfen Zähne. Die Geschwister gebärden sich unbekümmert und verweilen im sicheren Baum. Eine Eule zeigt sich vom Geschehen unbeeindruckt. Sie rundet die Szene kompositorisch ab. Ein durch das Bild fliegender bunter Vogel und ein qualmender Schornstein vervollständigen die Idylle. Die Ziegenmutter kann seelenruhig ihren Besorgungen nachgehen, mit einem Korb unterm Arm und lässig über die Schulter gelegtem Schirm geht sie erhobenen Hauptes ihres Weges. Die dunklen Wolken am Himmel können ihr nichts anhaben, denn kräftige Sonnenstrahlen treten hervor. Selbst eine hungrige Mücke traut sich, trotz ihres großen Stachels, nicht an das süße Blut des potenziellen Opfers heran.

In einem speziellen Freifeuerbrand entstand bei circa 1200 °Celsius eine Oberfläche mit erdigen Farbtönen, denen Dorothea Nerlich kontrastvolle Akzente mit weißen, blauen, gelben und türkisfarbenen Glasuren in einem zweiten Brand gegenüberstellte. Die gesinterten Oberflächen der Keramikplatten schließen wasserdicht ab, um sich entsprechend den Bedingungen im Außenraum zu behaupten. Unregelmäßige Färbungen und ein Wechsel von matten und glänzenden Oberflächen vermitteln den Kindern optisch und haptisch reizvolle Eindrücke. Zugleich dürfen Kinder lernen, dass sie mit Köpfchen etwas erreichen können, auch wenn die Situation ausweglos erscheint.

Adresse

Wolf und die sieben Geißlein
Liefelds Grund 23/25
14478 Potsdam
Deutschland