Vier Preisträger*innen auf dem Filmfestival GREEN VISIONS Potsdam ausgezeichnet

Potsdamer Klimapreis 2024

Die Verleihung des Potsdamer Klimapreises 2024 stellte am 30. Mai 2024 den Auftakt des GREEN VISIONS Festivals für nachhaltiges Leben in Potsdam dar. Bei einem vollen Saal im Filmmuseum Potsdam wurden in fröhlicher, ausgelassener Stimmung die vier Preise verliehen. 

 

Klimapreis für ein engagiertes Lebenswerk

Eva Maria Wieczorek 

Eva Wieczorek setzt sich schon ihr ganzes Leben für Nachhaltigkeit, Klimabewusstsein und Naturverbundenheit ein – genauer gesagt: seit der Katastrophe von Tschernobyl in den 80er Jahren.

Die Liste ihrer Partner und Aktionen ist lang: Sie ging zu den Grünen und ist dort aktiv in der AG Klimaschutz, engagiert sich ehrenamtlich beim BUND Brandenburg und in der BUND-Jugendarbeit, veranstaltete seit 2011 die Klima-Dialoge in der Urania. Einer der ersten Vortragenden war Franz Alt mit dem Thema „Die Sonne schickt keine Rechnung!“

Weiter gings zur Windenergie, hier entstanden wichtige Kontakte zum Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und zur Klimaschutz-Koordinierungsstelle der Stadt Potsdam. Sie ist Mitglied im Klimarat und beteiligt sich an Klimaschutzkonzepten, am Masterplan Klimaschutz und unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit. Sie schützt die Moore und weiß, wie wichtig es wird, das Wasser im Kreislauf zu halten. 

Dann kommt das Therma Verkehrswende hinzu. Hier will sie ermutigen und unterstützen, es geht um Demonstrationen und Aktionen: sie setzt wichtige Impulse für Fahrradwege, z. B. in der Gutenbergstraße, und organisiert Fahrrad-Demos, um diese nachhaltige Mobilität in Potsdam zu stärken. Sie ist aktiv in der AG Rad der Stadt und will die Verkehrswende beschleunigen, Menschen aktivieren und gemeinsam lernen, wie es besser geht.

Sie sucht weiter Wege für die Energiewende: Sie startete die Bürgerinitiative zum Fernwärmeausbau in Potsdam West und will mit der „Initiative Wärmewende Brandenburger Vorstadt“ vorankommen. 

Natürlich ist sie immer noch aktiv in der Anti-Atomkraft-Bewegung, unterstützt Fridays for Future und andere junge Initiativen. Denn ihre großen Stärken liegen in der mitreißenden Einbildung von Menschen in zielorientierte Projekte und – das ist der Landeshauptstadt besonders wichtig – im Konzipieren von nachhaltigen Lösungen, um der Klimakrise wirksam zu begegnen. 

So schafft sie Mut und Zuversicht, gerade auch bei jungen Menschen, die Energie- und Wärmewende in Potsdam mitzutragen. 

Ein beeindruckendes Lebenswerk, das große Herausforderungen anpackt und zum Nachahmen anregen sollte. 

 

Klimapreis für junges Engagement zu Potsdams Zukunftsfähigkeit

Jana Schelte

Jana Schelte ist so umfassend aktiv, dass man es ein Lebenskonzept nennen könnte. Schon in ihrer Masterarbeit hat sie sich mit dem Thema Mieterstrom auseinandergesetzt und das erste Mieterstromprojekt Potsdams in Drewitz begleitet.

Im Mai 2019 hat sie die Potsdamer Ortsgruppe von bei Extinction Rebellion mitbegründet und organisiert seitdem mit ihren Mitstreiter*innen Aktionen, Vorträge, Straßenfeste und Demonstrationen. 

Zusätzlich engagierte sie sich beim Bündnis Potsdam4Future und organisierte das Potsdamer Klimacamp 2022 mit.  

Ihre Stärken liegen in der Netzwerkarbeit, dem Organisieren und dem Ziel, Menschen zusammenzubringen. Sie setzt sich mit ganzem Herzen für die verschiedensten wichtigen Themen ein, immer rund um den Klimaschutz. 

Besonders am Herzen liegen ihr die Themen erneuerbare Energien und Kohleausstieg in Brandenburg, klimafreundliche Mobilität und das große Thema der Gerechtigkeit. 

Auch in ihrem persönlichen Leben versucht sie, den Klimaschutz voranzubringen und aktiv zu leben: Seit einem Jahr hat sie ein Solar-Balkonmodul und produziert damit eigenen Strom, sie fährt viel Fahrrad und Lastenfahrrad, und baut eigenes Gemüse im Hochbeet an – sie lebt vor, dass es Spaß macht, mit kleinen Veränderungen positive Entwicklungen zu unterstützen, die allen dienen. 

Sie ist ein Vorbild in ihrem bürgerschaftlichen Engagement, was die Auslober mit dem Klimapreis würdigen möchten.

 

Klimapreis für eine klimaaktive Schule

Käthe-Kollwitz-Oberschule Potsdam

Der Klimapreis ehrt jedes Jahr Schulen, die Kinder und Jugendliche bei Projekten zu mehr Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz unterstützen. In diesem Jahr geht der Preis an eine besonders aktive Schule, die bereits achtmal Projekte bei der Jury einreichte und dreimal prämiert wurde. Damit beweist die Käthe-Kollwitz-Oberschule nicht nur glaubwürdiges langzeitiges Engagement für viele Schülergenerationen. Sie zeigt dabei auch Kreativität, Leidenschaft, Praxisnähe und generationsübergreifendes Netzwerk-Talent. 

In diesem Jahr ist das Projekt „Lehm-Klassenzimmer“ Beweis für das umfassende Klimabewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Das künstlerisch gestaltetes Lehm-Klassenzimmer verbessert das Raumklima entscheidend und hat zudem eine künstlerische Note, an der die Handwerkstechnik erprobt werden konnte. 

Es ist eine hohe Kunst, Jugendlichen einen weit gefassten Gestaltungs- und Erfahrungsraum zu schaffen, in dem Projekte positiven Schwung bekommen, Teamarbeit gefördert und Zukunftsoptimismus gebildet werden kann. 

Dieses große, langjährige Engagement – parallel zum stressigen Schulalltag – unterstützen die Auslober mit dem Klima-Ehrenpreis 2024.

 

Klimapreis für besonderes Engagement für Klimagerechtigkeit und Biodiversität

Botanischer Garten der Universität Potsdam

Ein Botanischer Garten dient der Aufgabe, die botanische Vielfalt unserer Erde zu sammeln, zu erforschen, zu erhalten und zu vermitteln. Das allein schon verdient in Zeiten des Klimawandels die Unterstützung durch den Potsdamer Klimapreis. 

Der Botanische Garten in Potsdam ist tatsächlich einer der führenden Botanischen Gärten in Deutschland für den Bereich Naturschutz. Nun hat er sich zusätzlich einem schmerzlichen Thema gestellt, das auch durch ein neu gewonnenes Bewusstsein für mehr Klimagerechtigkeit in den Fokus gerückt ist: Der Aufarbeitung unserer Kolonialismus-Geschichte. 

Ein komplexes Thema, dem sich der Botanische Garten in 12 Ausstellungstafeln widmet, die zwischen beeindruckenden Pflanzen zu entdecken sind. Verschiedene Stationen in den Schaugewächshäusern informieren über Sammlungspraktiken in der Botanik, wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher Ressourcen in den Kolonien sowie eurozentrische Narrative und ordnen es in den kolonialen Kontext ein. Die Ausstellung wurde von der Studentin Alexandra Straka im Rahmen ihrer Masterarbeit gemeinsam mit Dr. Michael Burkart konzipiert und realisiert. Sie ist die erste dieser Art in Deutschland und hat in Fachwelt und Öffentlichkeit bereits viel Aufmerksamkeit erregt.

Der Botanische Garten Potsdam stellt sich darüber hinaus auch proaktiv den Themen geschichtliche Aufarbeitung, Restitution und aktuellen Nachhaltigkeitsbemühungen wie der Verbesserung der Anbaubedingungen, zum Beispiel für Kaffee und Kakao. 

Hier zeigt der Botanische Garten, wie man ein komplexes und hochemotionales Thema seriös versachlicht und Zusammenhänge faktensicher aufbereitet. Als „Ausstellung“ ist dieses Thema vielleicht noch klein, aber hier genau richtig platziert. 

Darüber hinaus ist Dr. Michael Burkart, der heute den Klimapreis entgegennimmt, auch im Verband der Botanischen Gärten aktiver Teil der Arbeitsgruppe, die detaillreich das Thema Kolonialismus aufgreift. Er unterstützt die Stadt Potsdam bei der Kooperation mit der Partnerstadt Sansibar, die zu Tansania, einer ehemaligen deutschen Kolonie, gehört. Der dortige Botanische Garten ist Partnergarten.

Der Klimapreis an den Botanischen Garten Potsdam, vertreten durch Dr. Michael Burkart, ehrt nun dieses umfassende Engagement, das eine wichtige Grundlage für mehr Klimagerechtigkeit bilden kann.