Sonja Sportstudentin, Dietrich Rohde, 1973

Eine überlebensgroße Sportlerin beherrscht mit graziler Sinnlichkeit die Umgebung. In ihrer Kür innehaltend, hebt sie die schlanken Arme zu einer bedachtsamen Pose. Durch die gestreckte Haltung ergeben sich zwei parallel verlaufende Körperlinien, die von den Fingern der erhobenen Hände bis zu den Füßen entlangfließen und sofort erkennt der aufmerksame Betrachter die vorherrschende Harmonie in der Körperhaltung. Diesen Eindruck unterstreicht die glatte Oberfläche der weich geschwungenen Formen. Der leichte Kontrapost bewirkt eine dezente S-Kurve in der Körperachse und die daraus folgende Gewichtsverlagerung haucht der Figur Lebendigkeit ein – es ist genau der Moment nach und vor der Bewegung. Das Gegeneinanderspiel von Stand- und Spielbein entspricht einem seit der griechischen Antike angewendeten Prinzip der Harmonisierung der beiden Körperhälften in der Plastik. Die sich berührenden Hände der erhobenen Arme schließen wie ein schützendes Dach die Figur nach oben hin ab. Der leicht gehobene Kopf sowie das gen Himmel gerichtete Gesicht unterstützen die Aufrichtigkeit in der Haltung der Sportlerin. Das in feinen Linien herabhängende Haar folgt den Rundungen von Kopf, Schultern und Rücken. Realistisch und fast makellos erscheinen die Gesichtszüge der jungen Frau, die mit geschlossenen Augen in ihrer Position innehält und sich voll und ganz dem Augenblick hingibt – wie ihre sanften Körperlinien zu fließen scheinen, mögen auch ihre Gedanken mit etwas Höherem verbunden sein.

In der sinnlichen Bronzefigur von Dietrich Rohde (1933-1999) vereinen sich sowohl das in der DDR propagierte und typisierte Ideal einer Sportlerin, wie auch die durch kraftvolle weibliche Rundungen geformte Ästhetik eines Aktes, dies wiederum verbunden mit dem griechischen Ideal, welches die Ausgewogenheit von Körper und Seele anstrebt. Die Sportstudentin Sonja zeigt einen Bezug zum Aufstellort und vielleicht fühlt sich der Kunstinteressierte in dem Gedanken bestärkt, der Schwimmhalle nebenan einen sportlichen Besuch abzustatten.